Industriebetriebe gliedern immer mehr Arbeit über Leiharbeit und Fremdvergaben aus – obwohl die Wirtschaft brummt und angeblich händeringend Arbeitskräfte sucht. Das zeigt eine bundesweite Befragung der IG Metall unter Betriebsrätinnen in rund 3 600 Betrieben.
Rund 80 Prozent der Betriebe der Metall- und Elektroindustrie, der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie sowie der Textilindustrie nutzen Leiharbeit oder vergeben Aufträge über sogenannte Werkverträge an Fremdfirmen. Mehr als ein Viertel der befragten Betriebsräte sagt zudem, dass ihr Arbeitgeber auch dauerhafte Stammarbeitsplätze durch Leiharbeit und Fremdvergabe ersetzt.
Billiger Ersatz für reguläre Arbeitsplätze
„Die Befragung der Betriebsräte zeigt, dass Leiharbeit und Fremdvergabe immer stärker zum billigeren Ersatz für reguläre Arbeitsplätze genutzt wird“, kritisiert Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Dies geht weit über die Abdeckung von Auftragsspitzen oder andere vorübergehende Personalengpässe hinaus.“
Betroffen von Ausgliederungen sind mittlerweile alle Bereiche in Industriebetrieben, von der Entwicklung über die IT bis zur werksinternen Logistik und hinein in die Produktion. Dieser Trend hatte sich bereits bei einer vergleichbaren Befragung von uns vor drei Jahren abgezeichnet. Ein Viertel der befragten Betriebsrätinnen erwartet, dass sich der Trend fortsetzt und ihr Arbeitgeber in den nächsten zwei Jahren weitere Arbeiten fremdvergeben wird.
Die Verlierer sind die Beschäftigten. Die Beschäftigten in Leiharbeit und bei den Industrienahen Dienstleister haben meist schlechtere Arbeits- und Entgeltbedingungen als die Stammbelegschaft.
IG Metall geht den Missbrauch in den Betrieben an
Die IG Metall will deshalb gemeinsam mit den Beschäftigten den Missbrauch von Leiharbeit und Fremdvergaben weiter eindämmen. „Wir haben in den vergangenen Jahren bereits viel erreicht: Branchentarifverträge und Betriebsvereinbarungen sichern Leiharbeitern mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen und Chancen auf Übernahme – und sie begrenzen Leiharbeit im Betrieb. Zudem setzen wir bei immer mehr Industrienahen Dienstleistern Tarifverträge durch“, erklärt Hofmann. „Trotz der Einzelerfolge besteht das Hindernis, dass es keine ausreichende Mitbestimmung für Betriebsräte bei der Fremdvergabe gibt, um Missbrauch zu vermeiden. Zwar hat die Politik im letzten Jahr die Gesetze nachgebessert, den Missbrauch dämmen sie jedoch nach wie vor nicht ein.“
Wir wollen daher den Missbrauch von Leiharbeit und Fremdvergabe nun verstärkt in den Betrieben angehen. Dazu starten wir eine Kampagne und betriebspolitische Offensive unter dem Motto „Gute Arbeit für alle“. Das Ziel: Alle Beschäftigten eines Betriebs – egal ob Stammbeschäftigte, Leihbeschäftigte oder Beschäftigte bei Industrienahen Dienstleistern – sollen gute Arbeitsbedingungen haben.