Aus- und Weiterbildung
Ohne Engagement der Betriebe läuft nichts

Seit 2014 engagiert sich die Allianz für Aus- und Weiterbildung für eine starke und zukunftsfähige duale Berufsausbildung. Vieles hat sich seitdem bewegt. Zu tun bleibt dennoch genug. Vor allem die Betriebe müssen jetzt liefern.

2. Juni 20162. 6. 2016


522 000 Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2015 deutschlandweit unterschrieben. Das ist erfreulich. Denn seit Jahren befand sich diese Zahl im freien Fall. Dass der Rückwärtstrend nun annähernd gestoppt werden konnte, kann sich unter anderem die Allianz für Aus- und Weiterbildung auf die Fahnen schreiben.

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, ist Mitglied der Steuerungsgruppe der Allianz für Aus- und Weiterbildung. Anlässlich des Gipfeltreffens der Allianz am Donnerstag in Berlin forderte er Politik und Wirtschaft auf, die betriebliche Ausbildung weiter zu stärken. „Viele Metall-Wirtschaftsbereiche bilden zu wenig aus. Die aktuellen Ausbildungsquoten um vier Prozent sind zu gering“, kritisierte Urban.

„Im Maschinenbau liegt die Ausbildungsquote mit 6,6 Prozent etwas höher. Wenn sich die Metallwirtschaft daran orientieren würde, könnten 60 000 zusätzliche Ausbildungsplätze entstehen. Diese könnten 80 000 Jugendlichen, die immer noch ohne Ausbildungsplatz sind, neue Perspektiven bieten.“


Allianz für Aus- und Weiterbildung: Schwerpunkte gesetzt

Gemeinsames Ziel des Bündnisses aus Bund, Gewerkschaften, Wirtschaft, der Bundesagentur für Arbeit und den Ländern ist es, Ausbildung und berufliche Weiterbildung weiter zu stärken und die Beschäftigung junger Menschen zu verbessern. Um sich diesem Ziel ein weiteres Stück zu nähern, haben sich die Vertreter bei ihrem gemeinsamen Treffen nun auch für die nächsten Jahre Schwerpunkte gesetzt. Unter anderem geht es darum:

  • ein hohes Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen sicherzustellen,
  • den Ausbildungspfad mit seinen unterstützenden Instrumenten weiter zu stärken,
  • die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt anzugehen,
  • die Qualität der dualen Ausbildung weiter zu stärken,
  • die Attraktivität der beruflichen Bildung auch mit Blick auf leistungsstarke Jugendliche zu erhöhen,
  • die duale Ausbildung in die digitale Zukunft zu führen

Weitere Informationen gibt es in der Pressemeldung der Partner.

Für die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt zieht das Bündnis eine insgesamt positive Bilanz. Dennoch ist klar: Zu tun gibt es weiterhin genug. Denn: Mehr als 20 000 Jugendliche haben im Jahr 2015 keinen Ausbildungsplatz gefunden und rund 60 000 Jugendliche mündeten in alternative Maßnahmen ein, suchten aber weiterhin einen Ausbildungsplatz. Gleichzeitig stieg die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf 41 000.

Besonders betroffen sind Branchen, in denen die Arbeitsbedingungen als wenig attraktiv gelten, etwa im Hotel- und Gastronomiegewerbe aber auch dem Handwerk. Urban fordert diese Wirtschaftsbereiche auf, berufliche Perspektiven, Arbeitsbedingungen und Bezahlung zu verbessern, um für Jugendliche interessant zu werden. Das betriebliche Angebot und die Nachfrage der Jugendlichen zusammenzuführen ― insbesondere regional und branchenspezifisch ― bleibt eine wesentliche Aufgabe.


Mehr Ausbildungsplätze ― auch im Eigeninteresse der Betriebe

Denn vielen jungen Menschen ist der Zugang zu guter und qualifizierter Arbeit weiterhin verwehrt ― und das wird auch so bleiben, wenn die Betriebe nicht mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.

Sich in Sachen Ausbildung zu engagieren, sollte auch Eigeninteresse der Betriebe sein. Denn den Fachkräftemangel einerseits zu beklagen, andererseits aber nicht in deren Ausbildung zu finanzieren, passt nicht zusammen. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt sind gut ausgebildete Fachkräfte dabei so wichtig und wertvoll wie nie zuvor.

Deshalb fordert die IG Metall:

  • mehr betriebliche Ausbildungsplätze (insbesondere auch in der Metallwirtschaft),
  • einen bessere Nutzung bereits vorhandener Instrumente für Jugendliche mit Förderbedarf und für Betriebe, die diese ausbilden (ausbildungsbegleitende Hilfen (abH), assistierte Ausbildung (AsA), Einstiegsqualifizierung (EQ), Tarifverträge zur Förderung der Integration in Ausbildung),
  • die Qualifizierung von Ausbildungspersonal und
  • eine Beteiligung an den Kosten für die Ausbildung auch durch die 80 Prozent der Betriebe, die sich dieser gesellschaftlichen Aufgabe aktuell entziehen.

 

Bereits im letzten Jahr hat die IG Metall eine Betriebsräteinitiative gestartet, um sich in den Betrieben für mehr betriebliche Ausbildung einzusetzen.

Kernpunkte der Initiative sind:

  • den Bedarf an Fachkräfteausbildung zu überprüfen, das Ausbildungsplatzangebot zu erhöhen,
  • qualifiziert auszubilden und
  • Jugendlichen mit Förderbedarf Chancen zu eröffnen
Wirtschaftspolitik - Arbeitsmarkt
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