Vor 30 Jahren hatte sich die IG Metall unter ihrem damaligen Vorsitzenden Franz Steinkühler erfolgreich für die Abschaffung des Apartheid-Systems eingesetzt. Die IG Metall verabschiedete einen 14-Punkte-Plan, in dem Mindeststandards wie das Recht auf Streiks und das Verbot, Streikende zu entlassen, von den deutschen Unternehmen am Kap gefordert wurden. Der 14-Punkte-Plan leistete einen wesentlichen Beitrag dazu, die Ausbeutung der schwarzen Bevölkerung zu beenden. Auf der Veranstaltung „Am Ende frei!“ in Frankfurt trafen damalige und heutige Akteure zusammen.
Der Vorsitzende der IG Metall Jörg Hofmann unterstrich die große Bedeutung, die der Kampf um die Befreiung von der Apartheid und die Demokratisierung in Südafrika für die IG Metall bis heute hat. „Die südafrikanischen Gewerkschaften waren eine wichtige Keimzelle des Widerstands gegen die Unterdrückung der nichtweißen afrikanischen Bevölkerung. Es ging neben dem nackten Überleben um Freiheit und Würde der Arbeiterinnen und Arbeiter.“ Viele deutsche Industrieunternehmen waren damals in Südafrika präsent und profitierten von dem System, die auf wirtschaftlicher Ausbeutung und politischer Unfreiheit basierte.
Wichtiger Mosaikstein gegen die Apartheid
In diesen Unternehmen konnte die IG Metall ihren Einfluss geltend machen. Unter dem Druck der internationalen Sanktionsdebatte gegen den Apartheidstaat wurde das 14-Punkte-Programm 1988 von führenden Unternehmen anerkannt. „Das war ein Mosaikstein, der einen Beitrag zur Überwindung der Apartheid in Südafrika geleistet hat“, sagte Hofmann.
Heute, 30 Jahre später, ist beileibe noch nicht alles gut. Die Arbeitslosigkeit am Kap liegt mit etwa 30 Prozent auf Rekordniveau, Armut und Korruption sind vorherrschend. Die IG Metall setzt sich direkt und über den Dachverband IndustriAll Global für gute Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne ein. „Es wird in Zukunft darum gehen, Solidarität entlang der globalen Wertschöpfungsketten zu entwickeln“, sagte Hofmann in seiner Eigenschaft als Präsident von IndustriAll Global.
Ungleichheit bleibt ein Problem
Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, verwies auf die große Verteilungsungerechtigkeit. „Ungleichheit bei Einkommen, Bildung und Vermögen hat fast 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid immer noch stark mit der Hautfarbe zu tun.“ Die Anfangseuphorie der „Regenbogennation“ scheint verflogen. Die zunehmenden Spannungen und sozialen Konflikte sind beim Generalstreik im April dieses Jahres deutlich geworden.
Umso wichtiger ist, dass die Zusammenarbeit der IG Metall mit der südafrikanischen Metallgewerkschaft NUMSA anhält und neue Früchte trägt, sagte der südafrikanische Gewerkschafter Hlokoza Motau. Beispiele konkreter Unternehmensnetzwerke schilderte der Betriebsratsvorsitzende von Lear, Holger Zwick. Er stelle eine große Kampfbereitschaft bei den südafrikanischen Kollegen fest, sagt Zwick. „Wir haben viel mit der IG Metall damals erreicht“, sagte der NUMSA-Vertreter Mathemba Mcoteli. Was damals gelang, sei daher Ansporn zur Bewältigung heutiger Probleme.