Altersvorsorge
Renten-Umfrage: Privatvorsorge weder erwünscht noch leistbar

Die Bundesregierung muss die Rente neu aufstellen. Aber wie? Eine neue Umfrage zeigt: Die Menschen wollen bei der Alterssicherung keine private Extravorsorge oder riskante Anlageformen. Eine anderer Reformvorschlag stößt dagegen auf breite Zustimmung.

7. Oktober 20227. 10. 2022


Auf der langen To-Do-Liste der Bundesregierung steht ein Punkt, der für die Altersvorsorge der meisten Menschen in Deutschland entscheidend ist: Die Sicherung der Rente.

Mit den steigenden Lebenshaltungskosten blicken auch die Beschäftigten sorgenvoller auf ihre Alterssicherung. Besonders private Extravorsorge und spekulative, risikoreiche Anlageformen sehen viele skeptisch. Das zeigt eine neue repräsentative Befragung im Auftrag der IG Metall.

Eine ausreichende private Altersvorsorge kann sich demnach allenfalls eine Minderheit leisten. 48 Prozent der Befragten legen monatlich kaum etwas oder nichts fürs Alter zur Seite: Jeder siebte Befragte (13 Prozent) spart weniger als fünf Prozent des Haushaltsnettoeinkommens, mehr als ein Drittel (35 Prozent) gar nichts.

Noch prekärer sieht es unter den Geringverdienenden mit einem Nettoeinkommen unter 1500 Euro im Monat aus: Hier sparen 61 Prozent gar nichts.


Zum Sparen zu wenig

„Wenn das tägliche Leben jetzt teurer wird, müssen die Menschen umso mehr an ihrer Zukunft sparen“, sagt Hans-Jürgen Urban, im IG Metall-Vorstand für Sozialpolitik zuständig. „Deshalb ist es umso wichtiger, gerade jetzt die paritätisch finanzierte gesetzliche Rente als solide Basis auszubauen.“

Urban macht sich für einen neuen zusätzlichen Rentenbaustein stark: Mit einer „Soli-Rente-Plus“ sollen Versicherte und Arbeitgeber bessere Möglichkeiten bekommen, zusätzlich in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen und damit höhere Ansprüche zu erwerben.


Riskante Anlagen? Nein, danke!

Auf breite Ablehnung stoßen laut Umfrage spekulative Anlageformen mit erhöhtem Risiko: Für 90 Prozent der Befragten sind vor allem Sicherheit und Planbarkeit bei der Altersvorsorge wichtig. Nur sieben Prozent setzen auf mehr Risiko und spekulieren auf höhere Rendite.

Der IG Metall-Vorschlag einer „Erwerbstätigenversicherung“ stößt dagegen auf Zustimmung: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) halten es für sinnvoll, dass auch Freiberufler, Selbstständige und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.

Dem Ruf der Arbeitgeber nach einem immer höheren Rentenalter erteilen die Befragten eine Absage: Drei Viertel (74 Prozent) der Menschen halten es für unrealistisch, über das 67. Lebensjahr hinaus zu arbeiten. Von den Befragten mit Hauptschulabschluss können sich nur neun Prozent vorstellen, länger zu arbeiten.

Die regelmäßig wiederholte Diskussion über ein noch späteres Renteneintrittsalter wird offenbar ohne die Betroffenen geführt.


Wie geht es mit der Rente weiter?

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat noch für dieses Jahr ein „Rentenpaket 2“ angekündigt. Damit will er das Rentenniveau bei mindestens 48 Prozent sichern (was das genau bedeutet, lest ihr hier). Wie die Pläne des Ministers konkret aussehen werden: offen.

Heil will außerdem Vorschläge zum Aufbau eines Kapitalstocks machen, der die Rentenversicherung stabilisieren soll. Das haben SPD, Grünen und FDP in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Die IG Metall sieht den Einstieg in eine kapitalgedeckte Altersvorsorge kritisch, genau wie eine große Mehrheit der Bevölkerung – siehe Umfrage. Die Kapitaldeckung holt die Unwägbarkeiten der Finanzmärkte ins gesetzliche Rentensystem.

Das Rentenkonzept der IG Metall sieht stattdessen vor: Umbau der Rentenversicherung zu einer solidarischen Versicherung für alle Erwerbstätigen.


Was ist bei der Rente zuletzt passiert?

Im Sommer hat die Bundesregierung das „Rentenpaket 1“ umgesetzt. Inhalt: Ein Rentenplus von 6,12 Prozent im Osten und 5,35 Prozent im Westen. Ohne den sogenannten Nachholfaktor – den die IG Metall kritisiert – wäre die Rentenerhöhung sogar noch deutlicher ausgefallen. Angesicht der hohen Inflation könnten Millionen Rentnerinnen und Rentner dieses Geld gut gebrauchen.

Das „Rentenpaket 1“ brachte außerdem Verbesserungen bei der Erwerbminderungsrente.

Hintergrund: Für die zitierte Umfrage befragte das Institut Kantar Public 1028 Wahlberechtigte im Zeitraum 22. bis 28. September 2022. Die Umfrage ist repräsentativ.

 

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