Tag gegen prekäre Beschäftigung
Leiharbeit: Wie IG Metall-Betriebsräte Übernahmen durchsetzen

Nicht nur am Tag gegen prekäre Beschäftigung – die IG Metall kämpft jeden Tag für faire Arbeit, mit Tarifverträgen und in den Betrieben. So wie bei Premium Aerotec in Varel. Hier haben IG Metall-Betriebsräte die Übernahmen von 136 Leihbeschäftigten verhandelt und durchgesetzt. Wie gelang ihnen das?

30. September 202430. 9. 2024 |
Aktualisiert am 16. Oktober 202416. 10. 2024


Sie haben gut zu tun bei Premium Aerotec in Varel in Friesland, denn die Luftfahrtbranche boomt. Die Airbus-Tochter stellt Zerspanungsteile für den Flugzeugbau her, aus Stahl, Alu und Titan. 1450 Beschäftigte haben sie aktuell. Dazu zählen auch über 180 Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer.

 

Einsatz für Leihbeschäftigte

Für die Kollegen in Leiharbeit setzen sie sich bei Airbus und im Vareler Werk schon lange ein. Und für alle ist klar: Die Leihbeschäftigten sind von Anfang an Teil des Betriebs und werden so weit wie möglich so behandelt. „Im Umgang, in der Kultur, gibt es keinen Unterschied, ob jemand in Leiharbeit ist oder festangestellt. Und auch sonst gibt es nur wenig Unterschiede“, so Marcus Baitis (Bild oben), Betriebsrat und Leiter der IG Metall-Vertrauensleute im Werk.

Die Bezahlung der Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer ist ebenfalls schnell so wie die der Festbeschäftigten, dank eines konzerneigenen Tarifvertrags. Der regelt unter anderem, dass IG Metall-Mitglieder nach zwei Monaten equal pay erhalten, Nicht-Mitglieder ab dem sechsten Monat. Zudem legt er eine Höchstüberlassungsdauer fest und eine Leiharbeitsquote, das heißt einen maximalen Anteil von Leiharbeitnehmern an der Gesamtbelegschaft.

 

136 Übernahmen in 12 Monaten

Und auch im Werk Varel bringen IG Metall-Betriebsräte und -Vertrauensleute vollen Einsatz für die Kollegen in Leiharbeit. So haben sie in den vergangenen zwölf Monaten 136 Übernahmen in die Stammbelegschaft erreicht. Dass das gelingt, hätten sie vor ein paar Jahren noch nicht geahnt. Denn in Folge der Coronakrise standen Arbeitsplätze auf dem Spiel, der Verkauf des Standorts war geplant.

Doch die Beschäftigten konnten gemeinsam mit der IG Metall den Verbleib im Konzern, Arbeitsplätze und Investitionen tarifvertraglich sichern. Dafür mussten sie eine Restrukturierung mit der möglichen Reduzierung der Belegschaft in Kauf nehmen – jedoch sozialverträglich.

Der nun gleichzeitig laufende Boom macht die Situation paradox, so Marcus Baitis: „Wir machen gerade eine Restrukturierung, bei gleichzeitigem Hochlauf, also eigentlich die Quadratur des Kreises.“ Denn sie suchen händeringend nach Fachkräften. Die Belegschaft wächst, und das unter den Bedingungen der tarifvertraglich vereinbarten Restrukturierung und unter Berücksichtigung der enormen Produktionssteigerung.

 

So gelingen die Übernahmen von Leiharbeitern

Marcus und die anderen IG Metall-Betriebsräte nutzen die aktuelle Situation und schaffen es regelmäßig, Leiharbeitnehmer in eine Festbeschäftigung zu holen. „Der Arbeitgeber vermeidet Übernahmen, um sich Flexibilität zu sichern“, so Marcus Baitis, „doch wir setzen uns für die Kolleg*innen ein.“

Das heißt: Der Arbeitgeber ist unter Druck, die anstehende Arbeit zu bewältigen. Das gibt den Metallern einen Hebel, den sie zu nutzen wissen. Wenn der Arbeitgeber etwas möchte, bei dem der Betriebsrat Mitbestimmungsrechte hat, etwa externe Einstellungen oder Mehrarbeit, erreichen sie dafür als Gegenleistung die Übernahme von Leihbeschäftigten. Seit November 2023 holten sie so in Schüben insgesamt 136 Kollegen in die Festanstellung.

Ebenfalls haben sie eine Abweichung von der Quotenregelung vereinbart: dieses Jahr 15 Prozent, dafür im Jahr 2025 nur 11 Prozent. Und für jeden Leihbeschäftigten, um den die Quote überschritten wird, müssen zwei Kollegen in Leiharbeit zwingend übernommen werden.

Sie sind also gut aufgestellt, um sich auch in Zukunft für die Leihbeschäftigten, ihre Kolleginnen und Kollegen, einzusetzen.


Kampf für Beschäftigte in Leiharbeit geht weiter

Nicht nur bei Premium Aerotec in Varel, auch in vielen anderen Betrieben setzen sich IG Metall-Betriebsräte für Leihbeschäftigte ein. Und auch über die gemeinsam mit den DGB-Gewerkschaften durchgesetzten Tarifverträge konnten sie die Arbeitsbedingungen für Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer verbessern. Die Erfolge der letzten zwölf Jahre in der Leiahrbeit können sich sehen lassen. Die IG Metall ist die Gewerkschaft für Leiharbeit – nicht nur am 7. Oktober, dem Tag gegen prekäre Beschäftigung.

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