Ausbildungsreport 2017 des DGB
Ausbildung oft mangelhaft und stressig

Kaffee kochen, unbezahlte Überstunden kloppen, Lücken in der Ausbildung selbst nachbüffeln. Es hapert an der Qualität der Ausbildung. Das zeigt der neue Ausbildungsreport des DGB, der dazu über 12000 Auszubildende befragt hat. Zufriedener sind die Auszubildende in der Metall- und Elektroberufen.

1. September 20171. 9. 2017


Es hapert an der Qualität der Ausbildung. Das zeigt der neue Ausbildungsreport des DGB. Über ein Drittel der Auszubildenden hat keinen betrieblichen Ausbildungsplan, obwohl der gesetzlich vorgeschrieben ist. Ein Drittel muss ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben, etwa Kaffee kochen oder die Halle fegen, obwohl das verboten ist. 10,3 Prozent haben nicht mal einen Ausbilder an ihrer Seite.

Dadurch kommen Ausbildungsinhalte zu kurz. Die Auszubildenden müssen den Stoff selbst nachholen. Zugleich müssen 36,2 Prozent regelmäßig Überstunden machen, oft unbezahlt. 15 Prozent müssen mehr als 40 Stunden arbeiten – darunter auch Auszubildende unter 18 Jahren, obwohl das eigentlich illegal ist.


Für fast die Hälfte ist im letzten Lehrjahr die Übernhame ungewiss

Das stresst. Rund ein Viertel der Auszubildenden können sich kaum in ihrer Freizeit erholen. Für einen Großteil ist die Zukunft ungewiss. 42,6 Prozent der Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr wissen noch nicht, ob sie danach von ihrem Betrieb übernommen werden.

Das Ergebnis der mangelnden Qualität: Gut ein Viertel der bricht die Ausbildung vorzeitig ab.


Berufsschulen bereiten nicht ausreichend vor

Besonders schlecht schneidet die Qualität an den Berufsschulen ab. Nur die Hälfte der Auszubildenden fühlt sich durch die Berufsschule gut auf die theoretische Prüfung vorbereitet. Das liegt auch daran, dass die Berufsschulen ihre Ausbildungsinhalte nicht ausreichend mit den Betrieben abstimmen. Vor allem fehlt es den Berufsschulen an Lehrern und zeitgemäßer Ausstattung, kritisiert DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte. „Die Kultusminister müssen endlich ihre Politik ändern und mehr Geld investieren.“


Metall- und Elektroberufe schneiden am besten ab

Trotz allem sind 72 Prozent der Auszubildenden mit ihrer Ausbildung zufrieden, allerdings mit erheblichen Unterschieden zwischen den Branchen. Mangelhaft ist die Ausbildung bei den Friseuren, im Lebensmittelhandwerk, bei den Hotelfachleuten und den zahnmedizinischen Fachangestellten. Am größten ist die Zufriedenheit in den Metall- und Elektroberufen wie Mechatroniker, Industriemechaniker, Elektroniker und Zerspanungsmechaniker, sowie bei den Industriekaufleuten.

Besonders zufrieden sind Auszubildende in Betrieben, in denen es einen Betriebsrat und eine Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) gibt. Dort sind 82 Prozent zufrieden. In Betrieben ohne JAV und Betriebsrat sind es hingegen nur 62 Prozent.


IG Metall Jugend fährt Kampagne für bessere Ausbildungsqualität

Um die Qualität der Ausbildung zu verbessern, fordert die Gewerkschaftsjugend strengere Regelungen, insbesondere im Berufsbildungsgesetz. Betriebe sollen sich an die von Vertretern der Arbeitgeber und Gewerkschaften erstellten Ausbildungsrahmenpläne der einzelnen Berufe halten und genügend geeignete Ausbilder beschäftigen. Berufsschulen und Betriebe sollen ihre Inhalte besser verzahnen. Zudem sollen auch dual Studierende in das Berufsbildungsgesetz integriert werden.

Die IG Metall Jugend tritt seit gut zwei Jahren mit ihrer Kampagne „modern.bilden.“ für eine bessere Ausbildungsqualität, Chancengerechtigkeit und Rechtssicherheit an. Junge Beschäftigte, Auszubildende und dual Studierende sprechen dabei gezielt die Bundestagsabgeordneten in ihren Wahlkreisen an, erklären ihnen ihre Probleme und ihre Forderungen.

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