Rhenus Contract Logistics in Stuttgart
Kontraktlogistiker setzen Tarifvertrag durch

Die Beschäftigten von Rhenus Contract Logistics in Stuttgart traten in die IG Metall ein, drohten mit Warnstreik – und gewannen. Jetzt haben sie rund 400 Euro mehr im Geldbeutel und ein Recht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

3. Mai 20163. 5. 2016


Die Beschäftigten von Rhenus Contract Logistics, einer Werkvertragsfirma bei Daimler in Stuttgart, haben sich ihren Tarifvertrag geholt: Seit 1. Januar gibt es mindestens 2170 Euro im Monat bei 37,5 Stunden in der Woche. Der Urlaub steigt schrittweise von 25 auf 30 Tage im Jahr. Es gibt Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Überstunden- und Nachtzuschläge.

Die Rhenus-Beschäftigten versorgen die Montagebänder im Daimler-Getriebewerk Stuttgart-Hedelfingen mit Teilen, Seite an Seite mit Daimler-Beschäftigten.


Durchbruch kurz vor Warnstreik

Den Tarifabschluss erzielte die Verhandlungskommission Mitte Dezember. Die Vorbereitung für einen Warnstreik lief schon. Der Warnstreik hätte die Bänder bei Daimler nach einer halben Stunde zum Stehen gebracht. Das war nur möglich, weil innerhalb weniger Monate 270 der 430 Rhenus-Beschäftigten und viele der 160 Leiharbeiter in die IG Metall eingetreten waren. „Uns war klar: Sichere und faire Arbeitsbedingungen bekommen wir nur mit einem Tarifvertrag“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Ihsan-Tolga Basgül.

„Und einen guten Tarifabschluss gibt es nur mit einem starken Mandat für die IG Metall.“ Ganz wichtig war auch die Solidarität der Daimler-Beschäftigten. Alles fing damit an, dass Betriebsräte von Daimler mit Basgül und Kollegen ins Gespräch kamen und sie an einen Tisch mit der IG Metall brachten. Beim Aktionstag gegen den Missbrauch von Werkverträgen im September demonstrierten bereits 40 Rhenus-Beschäftigte gemeinsam mit den Daimler-Beschäftigten.


Solidarität und öffentlicher Druck

Auf der Betriebsversammlung Anfang Dezember bei Daimler berichtete Uwe Meinhardt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Stuttgart, über die Rhenus-Kollegen und warb für Solidarität. „Das hat auch den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöht“, erklärt Meinhardt. „Dazu kam, dass es in der Vergangenheit bereits kritische Medienberichte über schlecht bezahlte Werkvertragsarbeit bei Daimler gab.“

Unter dem Druck lenkte die Arbeitgeberseite schließlich ein. Die Rhenus-Beschäftigten haben nun tariflich gesichert 400 bis 500 Euro mehr als früher, als sie noch als „Logistiker“ bezahlt wurden. Und ihr Beispiel macht Schule: Die Belegschaften weiterer Kontraktlogistiker bei Daimler wenden sich nun ebenfalls an die IG Metall Stuttgart. Besonders freut Meinhardt, dass die neuen Metaller bei Rhenus langfristig in der Gewerkschaft mitarbeiten wollen. Betriebsrat Basgül ist gerade als Delegierter der IG Metall Stuttgart gewählt worden.

Besser mit Tarif
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