Besser mit Tarif
Warnstreik-Wochen im Kabelwerk Meißen und bei HMT

Sie wollen endlich Lohnerhöhungen und Tarifverträge und machen dafür mit Warnstreiks Druck - die Beschäftigten im Kabelwerk Meißen gestern nun in der vierten Woche, bei Höfer Metall Technik (HMT) in Hettstedt/Sachsen-Anhalt in der dritten Woche. Bisher weigern sich die Arbeitgeber zu verhandeln.

8. Dezember 20208. 12. 2020


Wieder sind alle raus zum Warnstreik, zu dem die IG Metall beim Balzer Kabelwerk Meißen in Sachsen aufgerufen hat. Die komplette Nacht- und Frühschicht legt für zweieinhalb Stunden die Arbeit nieder. Seit 11 Jahren haben sie keine Lohnerhöhungen mehr bekommen.

75 Euro Prämie für Streikbrecher hat ihnen ihr Arbeitgeber geboten, wenn sie nicht beim Warnstreik mitmachen. „Wir brauchen die Solidarität der Mitarbeiter“, jammert Geschäftsführer Lars Balzer in der regionalen Presse. „Ich frage mich, weshalb gerade das Kabelwerk Meißen ausgesucht wurde.“

Seine 75 Euro hat wie schon in der letzten Woche keiner genommen. Und die IG Metall hat sich das Kabelwerk keineswegs „ausgesucht“. Die Beschäftigten kamen von sich aus zur IG Metall. Früher gab es mal einen Tarifvertrag. Doch den hat der Arbeitgeber gekündigt. Die Beschäftigten organisierten sich, wählten eine Tarifkommission und übergaben dem Arbeitgeber ihre Forderungen. Doch der weigert sich, mit der IG Metall zu verhandeln.

Das war bereits ihr vierter Warnstreik, dieses Mal mit Katja Kipping, der Bundesvorsitzenden der Linken. Letzte Woche war die SPD-Bundestagsabgeordnete Susann Rüthrich da.

„Wenn der Arbeitgeber weiterhin keine Gesprächsbereitschaft zeigt, werden die Kolleginnen und Kollegen ihre Warnstreiks und Aktionen in den kommenden Wochen ausweiten“, kündigt Steven Kempe von der IG Metall Riesa an.


HMT-Beschäftigte wollen 1,50 Euro mehr

Seit drei Wochen machen die Beschäftigten von Höfer Metall Technik Druck mit Warnstreiks. Sie fordern 1,50 Euro mehr Stundenlohn und eine Heranführung an den Flächentarifvertrag. In jeder Schicht legten sie erst für zwei Stunden, dann drei Stunden und vier drei Stunden die Arbeit nieder. Eine der beiden Pressen stand. An der anderen Presse musste die Leitungsebene einspringen.

Höfer Metall Technik hat drei Standorte. In Hettstedt sind etwa 260 Beschäftigte in der Aluminiumbearbeitung für die Automobil- und Baubranche beschäftigt. Derzeit liegen ihre Löhne großenteils unter 12 Euro. Damit ist Altersarmut vorprogrammiert.

„Wir warnstreiken weiter, solange es notwendig ist“, macht Martin Donat von der IG Metall Halle-Dessau klar. „Seit mehr als einem Jahr ist die Geschäftsführung zum Gespräch aufgefordert. Der Arbeitgeber stellt sich schlafend, doch eine Tarifbewegung kann man nicht einfach auf Snooze stellen und sich noch mal umdrehen. Die Beschäftigten sind schon aufgestanden. Jetzt muss die Geschäftsführung in die Puschen kommen.“

Bereits letzte Woche gab es weitere Warnstreiks in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

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