Nach den ersten Abschlüssen in Hannover und Osnabrück sowie in der Pfalz ist es uns gelungen, in fünf weiteren Regionen Tarifergebnisse für die Kfz-Beschäftigten durchzusetzen.
Am 27. Juni einigten wir uns mit dem Landesinnungsverband für das Kfz-Gewerbe in Bayern ebenfalls auf eine zweistufige Erhöhung der Tarifeinkommen. Danach steigen in den bayerischen Autowerkstätten Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um zweimal 2,9 Prozent – zuerst ab Juli dieses Jahres und danach noch mal ab November 2018. Für Juni 2017 erhalten die Beschäftigten einmalig 100 Euro, die Azubis 50 Euro.
Zuvor konnten wir in Niedersachsen, Hamburg, Berlin, Brandenburg und Sachsen sowie in Baden-Württemberg mit den Kfz-Arbeitgebern ein Ergebnis erzielen. Auch dort erhalten die Beschäftigten Einmalzahlungen sowie ein Einkommensplus in zwei Schritten von insgesamt rund 5,8 Prozent. Im Norden und im Osten sind die Azubis die Hauptgewinner der neuen Tarifabschlüsse und bekommen überproportional mehr. In Hamburg sind es insgesamt zwischen 85 bis 110 Euro pro Ausbildungsjahr und in Niedersachsen zwischen 67 und 76 Euro. In Ostdeutschland steigen die Vergütungen für Azubis in den kommenden zwei Jahren um insgesamt 60 Euro für alle Ausbildungsjahre.
Im Südwesten, Osten und in Bayern konnten wir zudem durchsetzen, dass junge Menschen, die erfolgreich ihre Ausbildung abgeschlossen haben, grundsätzlich in unbefristete Arbeitsverhältnisse übernommen werden – mindestens jedoch für zwölf Monate.
Die neuen Tarifverträge haben eine Laufzeit von zwei Jahren.
Das Ziel: bundesweit gute Abschlüsse
Mehrere tausend Beschäftigte hatten mit ihren Warnstreiks Bewegung in die Verhandlungen gebracht und damit den notwendigen Druck für die guten Abschlüsse aufgebaut.
Am 29. Juni starten die Verhandlungen für die Kfz-Beschäftigten in Thüringen. Danach geht’s in der ersten Juli-Woche weiter in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt – mit dem Ziel, dort ebenfalls gute Ergebnisse durchzusetzen.
Besser mit Tarif
Ohne Tarif verdienen Arbeitnehmende im Kfz-Gewerbe im Schnitt 23 Prozent weniger als Kollegen in einem tarifgebundenen Autohaus. Viele Landesinnungen geben ihr Kerngeschäft, Tarifverträge auszuhandeln, an freiwillige Arbeitgeberverbände ab, wie aktuelll in Hessen geschiehen. Ohne ersichtlichen Grund und ohne Vorwarnung hat dort die hessische Kfz-Innung während der laufenden Tarifrunde beschlossen, mit uns keine Verhandlungen mehr führen zu wollen und die bestehenden Tarifverträge gekündigt.
Den Tarif-Job soll jetzt eine Tarifgemeinschaft des Kraftfahrzeuggewerbes übernehmen, die sich zu diesem Zweck neu gegründet hat. Wir befürchten, dass das eigentliche Ziel dieser Aktion Tarifflucht sein könnte und appelliert an die hessischen Kfz-Beschäftigten: „Wer noch nicht IG Metall-Mitglied ist und sich die Rechte aus den Tarifverträgen des Kfz-Handwerks sichern will, sollte vor Ablauf der Kündigungsfrist der einzelnen Tarifverträge der IG Metall beitreten“, sagt IG Metall-Tarifexperte Alwin Boekhoff. Der Grund: Nach Ende der Kündigungsfrist gehen die Tarifverträge in eine sogenannte juristische „Nachwirkung“ über. Dann gelten sie nur noch für IG Metall-Mitglieder verbindlich. Nicht-Mitglieder haben keinerlei Anspruch aus der Nachwirkung eines Tarifvertrages.