Tarifrunde Holz und Kunststoff 2024
Warnstreiks in der Holz- und Kunststoffindustrie Sachsen

Fast alle Tarifgebieten der Holz- und Kunststoffindustrie haben jetzt ihren Tarifabschluss. Über 14.000 Beschäftigte haben dafür mit Warnstreiks Druck gemacht. Doch in Sachsen wollen die Arbeitgeber deutlich weniger bezahlen. Die Beschäftigten kämpfen mit Warnstreiks für ihre Angleichung in Sachsen.

12. Januar 202412. 1. 2024 |
Aktualisiert am 15. Februar 202415. 2. 2024


 

Die Warnstreiks von über 14 000 Beschäftigten in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie haben gewirkt: In fast allen Tarifgebieten hat die IG Metall regionale Tarifabschlüsse durchgesetzt: 5 Prozent mehr im Herbst 2024, weitere 3 Prozent im Sommer 2025, sowie Inflationsausgleichsprämien. Laufzeit 23 Monate.

Nur in Sachsen wollen die Arbeitgeber deutlich weniger zahlen. Das lassen sich die Beschäftigten nicht gefallen. Mit den ersten Warnstreiks in der Geschichte der Holz- und Kunststoffindustrie in Sachsen haben sie am Donnerstag den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. „Die Arbeitgeber haben so übertrieben, dass die Leute die Schnauze vollhaben“, erklärt Bodo Grzonka, Verhandlungsführer der IG Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen.


„Unser erster Warnstreik überhaupt“

Für rund zwei Stunden legten die Beschäftigten im Möbelwerk Heidenau in Dresden die Arbeit nieder.

„Das ist unser erster Warnstreik überhaupt. Super, dass wir es so überzeugend hinbekommen haben, geschlossen für unsere Forderungen einzustehen“, meint André Pachmann, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Tarifkommission. „Wir haben dem Arbeitgeber gezeigt, was es bedeutet, wenn wir ihm zwei Stunden unsere Arbeitskraft nicht zur Verfügung stellen. Nach 34 Jahren-Schlusslicht bei den Arbeitsentgelten ist uns klar geworden: Wir müssen jetzt zusammen mit der IG Metall laut werden. Es bewegt sich sonst nichts und an gutmeinende Versprechen glauben wir nicht mehr.“

Auch bei V.D. Ledermann in Bautzen, einer Tochter des Schreibwarenherstellers Edding, stand die Produktion. Und die Beschäftigten sind auch bereit, noch eine Schippe draufzulegen, sollten sich die Arbeitgeber nicht bewegen, macht Christian Göbel, Mitglied der Verhandlungskommission klar.

„Mit großer Entschlossenheit zeigen die Kolleginnen und Kollegen den Arbeitgebern, dass sie sich nicht länger von der Branchenentwicklung in anderen Regionen abkoppeln lassen. Das verdient höchste Anerkennung“, meint Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Die Arbeitgeber sollten wissen, dass wir Beschäftigte zweiter Klasse nicht akzeptieren!“

 

Erster Warnstreik der Firmengeschichte bei der Edding-Tochter V.D. Ledermann in Bautzen.
 

Sächsische Beschäftigte haben über 12 Prozent weniger

Vorausgegangen waren zwei Tarifverhandlungen, die am 8. Februar von der IG Metall wegen des völlig unzureichenden Angebots der Arbeitgeber abgebrochen wurden. Die Arbeitgeber haben in Sachsen ein Angebot vorgelegt, das die Tarifergebnisse der übrigen Bundesländer ignoriert und den Konflikt weiter anheizt.

Dabei verdienen die Beschäftigten in der Holz- und Kunststoffindustrie bereits jetzt schon weniger als in den übrigen Bundesländern, sogar über 12 Prozent weniger als in Sachsen-Anhalt. Das Monatseinkommen eines Facharbeiters beträgt in Sachsen derzeit 2.545,99 Euro und damit über 360 Euro weniger als in Sachsen-Anhalt. Auch die Auszubildenden erhalten rund ein Fünftel weniger als im Nachbarland.

Kernforderung der IG Metall ist daher die Aufhebung des Lohnabstands zu Sachsen-Anhalt. Doch statt den Abstand zu verringern, würde die Lohn-Lücke mit dem Angebot der sächsischen Arbeitgeber sogar noch vergrößert: Für die sächsischen Beschäftigten wollen die Arbeitgeber die Laufzeit von 23 Monaten, wie in anderen Bundesländern, um zwei auf 25 Monate verlängern. In dieser Zeit soll es eine Erhöhung der monatlichen Entgelte in zwei Schritten geben: erst um 8,86 Prozent und im letzten Monat der längeren Laufzeit ein Prozent auf die Tabellenwerte. Bundesweit erhalten die Beschäftigten der Branche eine Inflationsausgleichsprämie bis zu 2600 Euro sowie acht Prozent mehr Geld in zwei Schritten mit einer gesamten Laufzeit von 23 Monaten.

„Statt eines fairen Angebots boten sie uns eine Mogelpackung. Die Ergebnisse der anderen Bundesländer werden ignoriert und mit minimal höheren Prozentwerten der tatsächliche Zahlbetrag verringert“, kritisiert Verhandlungsführer Bodo Grzonka. „Diese Einkommensniveau ist nicht mehr konkurrenzfähig und gefährdet die ganze Branche. Fachkräftemangel und fehlender Nachwuchs wird so zementiert.“

Der Termin für die dritte Verhandlungsrunde in Sachsen steht noch nicht fest.

 

Weitere Berichte bei der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen

In der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie gibt es anders als in der Metall- und Elektroindustrie keinen sogenannten Pilotabschluss, der in anderen Tarifgebieten meist übernommen wird. Hier gibt es eine unterschiedliche Zusammensetzung der Betriebe in den Regionen.

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