Tarifrunde Schreib- und Zeichengeräteindustrie 2022
Warnstreiks bei Faber-Castell, Schwan-Stabilo und Lyra

Mieses Angebot der Arbeitgeber in der ersten Tarifverhandlung für die Schreib- und Zeichengeräteindustrie. 1400 Beschäftigte bei Faber-Castell, Schwan-Stabilo und Lyra im Warnstreik. Ihre klare Ansage: Arbeitgeber, legt endlich ein vernünftiges Angebot vor. Sonst weiten wir die Warnstreiks aus.

19. Oktober 202219. 10. 2022


Warnstreiks: Rund 1400 Beschäftigte in der Schreib- und Zeichengeräteindustrie haben in den letzten Tagen für rund eine Stunde die Arbeit niedergelegt. Damit erhöhen sie den Druck auf die Arbeitgeber, die in der Tarifverhandlung ein mieses Angebot vorgelegt haben.

„Die Kollegen haben gezeigt, dass sie hinter der IG Metall stehen“, erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Michael Pfeiffer. „Wir erwarten jetzt ein verbessertes Angebot von den Arbeitgebern.“
 

Arbeitgeber wollen Streit

Das haben die Arbeitgeber in der ersten Verhandlung bislang angeboten: 2 Prozent mehr Geld ab Januar 2023, ab Januar 2024 noch mal 1,5 Prozent mehr. Plus einen Inflationsbonus in Höhe von 10 Prozent eines Monatsgehalts – maximal jedoch 450 Euro, den es jeweils im Dezember 2022 und 2023 geben soll. Diesen Billig-Tarif wollen sie für zwei Jahre festschreiben. Das würde angesichts der hohen Inflation massive Reallohnverluste für die Beschäftigten bedeuten.

„Dass die Arbeitgeber mit solch einem Angebot ankommen, ist einfach nur traurig“, erklärt Anna Tari, IG Metall-Vertrauensfrau bei Lyra in Nürnberg und Mitglied der IG Metall-Tarifkommission. „Dass unsere Beschäftigten da wütend werden, ist nur allzu verständlich. Denn die Leute ächzen unter der Rekordinflation.“

Die IG Metall-Tarifkommission hat das Arbeitgeber-Angebot einstimmig abgelehnt.

„Wir brauchen einen Tarifabschluss, der unsere Kolleginnen und Kollegen entlastet“, fordert Bernd Hager, Betriebsratsvorsitzender von Faber-Castell in Stein bei Nürnberg, der auch Mitglied der Tarif- und Verhandlungskommission ist. „Die Arbeitgeber sollen endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.“

 

Betriebe brummen

Die IG Metall fordert ein Gesamtvolumen von 7,6 Prozent für die rund 3000 Beschäftigten: 6,5 Prozent höhere Monatslöhne plus eine neue jährliche Sonderzahlung von 13 Prozent eines Monatseinkommens, die Beschäftigte wahlweise auch in drei freie Tage umwandeln können sollen. Mit einer Laufzeit von einem Jahr.

Die Unternehmen können sich das leisten. Sie haben ihre Verkaufspreise bereits erhöht. Und das Geschäft brummt.

„Wir müssen sogar Aufträge ablehnen, weil wir voll ausgelastet sind“, berichtet Anna Engel, Betriebsrätin bei Schwan-Stabilo in Heroldsberg und Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission. Die Produktion stand dort am Mittwochmittag schichtübergreifend anderthalb Stunden. „Das Arbeitgeberangebot ist indiskutabel. Was wir ja auch unmöglich finden: Dass sie den Teilzeitbeschäftigten die Inflationsprämie nur anteilig zahlen wollen. Die, die sowieso schon wenig haben, weil sie sich etwa um Kinder kümmern müssen, werden jetzt auch noch bestraft.“
 

Arbeitgeber müssen nachbessern

Auch bei Faber-Castell läuft es. Der Stiftehersteller vermeldet ein Umsatzplus von 15,6 Prozent für das Geschäftsjahr 2021/22. Für die Beschäftigten ist das Arbeitgeberangebot daher ein „Schlag ins Gesicht“, meint Kai Würth, Betriebsrat bei Faber-Castell in Stein. Dort stand die Produktion am Dienstag für mehr als eine Stunde. „Sollte da nicht mehr von den Arbeitgebern kommen, dann sind wir auch bereit, vier oder fünf Stunden rauszugehen, damit es auch wirklich wehtut.“

Die nächste Verhandlung ist für den 26. Oktober terminiert.

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