Es brodelt bei Miele
Widerstand gegen den geplanten Stellenabbau

Beim Waschmaschinenhersteller Miele herrscht Alarmstimmung. Das Traditionsunternehmen will über 2000 Stellen abbauen. Der geplante Kahlschlag wäre ein Desaster für die Menschen. IG Metall und Arbeitnehmervertreter fordern Alternativen.

14. Februar 202414. 2. 2024


„Ohnmacht und Schock. Das hat die Ankündigung des Stellenabbaus bei Miele bei den Leuten ausgelöst.“ So beschreibt Dirk Weltring, der Leiter des Vertrauenskörpers in Gütersloh, die Stimmungslage im Betrieb. Das Traditionsunternehmen, bekannt für seine guten Haushaltsgeräte, allen voran Waschmaschinen, will weltweit 2700 der 23 000 Stellen abbauen. Im Stammwerk in Gütersloh sollen in einem ersten Schritt 700 der 1800 Stellen in der Waschmaschinenfertigung wegfallen.

Seit 125 Jahren werden bei Miele Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte gebaut. Eigentlich wäre das ein Grund, in diesem Jahr kräftig zu feiern. Doch die Botschaft der Geschäftsleitung haben den Beschäftigten die Stimmung verhagelt. Einen solchen Sparkurs wie angekündigt hat es bei Miele so noch nicht gegeben. Die Arbeitnehmervertretung erreichte die Hiobsbotschaft ohne Vorankündigung.  Die IG Metall NRW macht mobil gegen den geplanten Stellenabbau bei Miele. Miele hat angekündigt, dass fast alle Waschmaschinen künftig in Polen montiert werden sollen. „Der Umfang des Stellenabbaus im Gerätewerk wäre ein Desaster für die Menschen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Bernd Schreiber vom Werk Gütersloh.
 

Kahlschlag nach Rekordjahren

Dabei hatte Miele in den drei Coronajahren bis 2022 noch Rekordergebnisse eingefahren. Jetzt hat sich die Marktsituation zwar eingetrübt. „Es gibt aber keinen Grund, beim ersten Gegenwind zu solchen Maßnahmen zu greifen“, kritisiert Knut Giesler, der IG Metall Bezirksleiter von NRW. „Miele steht für allerhöchste Qualität »Made in Germany“. Hier sind Investitionen in Innovationen und Qualität gefragt“. Giesler fordert vom Unternehmen, mit Betriebsrat und IG Metall über Alternativen zu verhandeln. Die IG Metall befürchtet, dass ein Kahlschlag bei Miele auch viele Jobs bei Zulieferern gefährden könnte. 

Dirk Weltring ist Vertrauensmann bei Miele

Dirk Weltring – Vertrauensmann bei Miele

„Was auf uns jetzt hereinprasselt, ist schon eine Nummer“, sagt Vertrauenskörperleiter Dirk Weltring. Ihn und andere treibt die Angst um, dass es beim angekündigten Jobabbau nicht bleibt. „Es gibt ein Problem in der Wäschepflege“, sagt Weltring. Es sei eine falsche Managemententscheidung gewesen, in das Billigsegment bei Waschmaschinen einzusteigen. Die Modelle, die dafür entwickelt wurden, hätten sich nicht verkauft. Fachhandel und die Kundschaft hätte man nicht von den Produkten überzeugen können. Die Probleme lägen jedenfalls nicht an den gestiegenen Stahl- und Energiepreise, sondern an der falschen Markenstrategie.

Metaller verteilen Info-Flyer vor dem Miele-Tor

Metaller verteilen Info-Flyer vor dem Werkstor von Miele

Während Corona alles gegeben

Besonders ungerecht finden die Beschäftigten, dass sie in den Coronajahren für einen Riesenumsatz gesorgt hatten. Mit Sonderschichten hatte man hohe Stückzahlen und satte Gewinne erzielt. Der Erlös floss in Investitionen, die aber nicht nach Gütersloh gingen, sondern unter anderem an den Standort in Polen in der Sonderwirtschaftszone bei Lodz. „Wir haben Flexizeiten gefahren und alles gegeben, als es drauf ankam, das hat der Arbeitgeber jetzt scheinbar vergessen“, sagt Vertrauensmann Weltring ernüchtert.

„Wir als IG Metall bereiten uns darauf vor, standortübergreifend Verhandlungen eines Zukunfts- und Sozialtarifvertrages einzufordern“, sagt Patrick Loos von der Bezirksleitung der IG Metall NRW. Dazu werden an allen neun Standorten von Miele in Deutschland gerade Tarifkommissionen gebildet. Auf den Betriebsversammlungen vergangene Woche wurden die Beschäftigten aufgefordert, sich gemeinsam gegen Verlagerung und Jobabbau zu stemmen. Die IG Metall plant in den nächsten Wochen Aktionen mit den Betriebsräten und Vertrauensleuten.

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