Halbleiter-Konferenz
Branchennetzwerk für die Halbleiterindustrie gegründet

Ohne Computerchips ist unser Leben nicht vorstellbar. Die Halbleiterindustrie in Deutschland entwickelt sich derzeit im rasanten Tempo. Doch schnelles Wachstum allein ist nicht ausreichend. Es braucht tarifgebundene, gute Arbeit. In Dresden haben Beschäftigte nun ein Branchen-Netzwerk gegründet.

18. April 202418. 4. 2024


Ob in unseren Smartphones und Autos, ob in der Photovoltaik oder in großen Kraftwerken – fast alles wird von Chips gesteuert. Halbleiter werden quasi überall gebraucht. Das hat Auswirkungen: Die Halbleiterindustrie in Deutschland entwickelt sich gegenwärtig in einem rasanten Tempo. Derzeit arbeiten bundesweit schätzungsweise 76 000 Beschäftigte in der Branche. In einigen Jahren sollen es bereits 100 000 sein. Allein in Ostdeutschland entstehen derzeit Fertigungskapazitäten mit Investitionen von 40 Milliarden Euro. Geplant sind neue Chipfabriken, zum Beispiel von Intel in Magdeburg oder die des taiwanesischen Konzerns TSMC in Dresden. Unterstützt mit hohen Subventionen hat sich Deutschland international einen Namen als starker Halbleiter-Standort gemacht, was zu weiteren Ansiedlungen und damit auch zu tausenden neuen Arbeitsplätzen führt.

Die Positivmeldungen in der Entwicklung der Branche und die immense Bedeutung der Chipfertigung für den Industriestandort Deutschland dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das schnelle Wachstum und der Beschäftigungsaufbau auch Fragen und Herausforderungen aufwerfen. Diese will die IG Metall beherzt und engagiert angehen.
 

Schlüsselindustrie für die digitale Gesellschafft

In Dresden haben Beschäftigte der Halbleiter-Industrie deshalb am 10. April ein Branchen-Netzwerk der IG Metall gegründet. Insgesamt 100 Teilnehmende aus 16 Betrieben aus ganz Deutschland waren dazu zur ersten Halbleiter-Konferenz nach Dresden gekommen. Darunter waren Betriebsräte aus 16 Unternehmen, Netzwerk-Partner wie der Unternehmensverband Silicon Saxony und Vertreter der Arbeitgeberverbände sowie der Politik.

Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, betonte auf der Konferenz in Dresden: „Die Halbleiterbranche ist für unsere digitale Gesellschaft eine Schlüsselindustrie und relevant für nahezu alle Wirtschaftszweige. Wir wollen eine klimaneutrale und digitale, zukunftsfeste Industrie. Dafür brauchen wir größtmögliche Teile der Wertschöpfungskette für Halbleiter in Deutschland. In dieser Zukunftsbranche müssen auch die Arbeitsbedingungen stimmen: Tarifbindung, Tarifverträge und Mitbestimmung durch Betriebsräte. Denn Mitbestimmung ist auch gelebte Demokratie im Betrieb. Demokratische Werte, Solidarität und Offenheit braucht es auch, um Fachkräfte, kluge Köpfe und geschickte Hände zu gewinnen, die die Branche dringend benötigt.“
 

Gute Arbeitsbedingungen durchsetzen

Konkret stehen Fragen wie diese im Fokus der Halbleiter-Branchenarbeit: Wie bauen wir gute Arbeits- und Tarifbedingungen für unsere Kolleginnen und Kollegen aus? Wie stützen wir die positive Entwicklung langfristig? Und wie vernetzen wir uns in der Branche effektiv, um unsere Interessen durchzusetzen und das Wachstum kraftvoll mitzugestalten?

„Wir stellen aufgrund der Dynamik in der Halbleiterindustrie und der Digitalwirtschaft unsere Branchenarbeit auf neue Füße“, so Stefan Ehly, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Dresden und Riesa. „Es geht darum, die Mitbestimmung auf- und auszubauen und unsere gewerkschaftlichen Kolleginnen und Kollegen in diesen Branchen gut zu vernetzen.“

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin betont: „Wir brauchen bei den Halbleitern und Mikrochips eine regionale Wertschöpfung, um nicht bei komplexen und gefährlichen geopolitischen Lagen abhängig von der Produktion in Asien zu sein.“ Deutschland sei ein hervorragender Standort. „Wir sorgen an der Seite der Beschäftigten für gutes Geld und gute Arbeitsbedingungen.“

Die IG Metall ist längst in der Digitalwirtschaft, der IT-Branche und auch der Halbleiterindustrie dabei, Belegschaften auf dem Weg zum Tarifvertrag zu unterstützen. Beispiele wie Infineon, Bosch Halbleiter und ASML zeigen eindrücklich, dass die IG Metall mehr als die Autobranche organisiert.

Kontakt zum Koordinator für das neue Branchennetzwerk Halbleiter:    
Moritz.Niehaus@igmetall.de Tel. 069-6693 2557

Video: Erste Halbleiter-Konferenz in Dresden
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