Thyssen-Krupp
Neun Jahre sichere Arbeitsplätze garantiert

Ein Jahrzehnt Sicherheit für die Stahlwerker von Thyssen-Krupp hatte die IG Metall gefordert. Neun Jahre hat die IG Metall durchgesetzt. Mit dieser Nachricht können die Beschäftigten jetzt in die Weihnachtsfeiertage gehen.

22. Dezember 201722. 12. 2017


Im Streit um die geplante Fusion der Stahltochter von Thyssen-Krupp (TK) mit dem indischen Konzern Tata hat die IG Metall ein Verhandlungsergebnis erzielt. Der Konzern sichert den rund 27 000 Beschäftigten zu, dass es neun Jahre lang keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird und die Standorte erhalten bleiben. Außerdem setzte die IG Metall durch, dass während dieser neun Jahre pro Jahr mindestens 400 Millionen Euro in die Standorte investiert werden, um ihre Zukunft zu sichern.


Konzern bleibt in der Verantwortung

„Das hat es so im Stahl noch nie gegeben“, kommentierte Detlef Wetzel das Ergebnis. Wetzel, der ehemalige IG Metall-Vorsitzende, ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE). „Neun Jahre Sicherheit – das ist schon etwas Besonderes“, sagt auch Willi Segerath, der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp.

Die IG Metall konnte auch eine weitere wichtige Forderung durchsetzen. Sie rang Thyssen-Krupp das Zugeständnis ab, mindestens sechs Jahre mit 50 Prozent an dem künftigen Gemeinschaftsunternehmen beteiligt zu bleiben. Damit bleibt der Konzern in der Verantwortung für den Erfolg oder Misserfolg des Joint Ventures mit Tata.


Druck hat geholfen

„Neun Jahre sichere Arbeitsplätze garantiert – dieses Ergebnis konnten wir nur erreichen, weil die Beschäftigten so viel Druck gemacht haben“, sagt Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter von Nordrhein-Westfalen. In NRW befinden sich die meisten der 13 betroffenen Stahlstandorte. Die Stahlwerker hatten sich in etlichen Protestaktionen und Kundgebungen gegen drohende Arbeitsplatzverluste durch die Fusion mit Tata gewehrt. Die IG Metall hatte in einem 10-Punkte-Katalog Forderungen an TK gestellt, die sicherstellen sollten, dass die Beschäftigten und alle Standorte eine Zukunft haben. Mit dem Verhandlungsergebnis, das gestern erzielt wurde, werden wesentliche Forderungen erfüllt. Die IG Metall hatte dem TK-Vorstand ein Ultimatum gestellt, das heute ausgelaufen wäre.


Von Landesregierung und Stiftung enttäuscht

Nicht verhindern konnte die IG Metall, dass die Firmenzentrale des künftigen Gemeinschaftsunternehmens nach Amsterdam verlegt wird und damit aus der (paritätischen) Montanmitbestimmung fällt. Dies hätten die Vertreter der – dem Gemeinwohl verpflichtetend – Krupp-Stiftung im Aufsichtsrat gemeinsam mit den Vertretern der Betriebsräte und der IG Metall abwenden können. Aber sie haben jede Unterstützung verweigert. Auch die CDU/FDP-Landesregierung sah tatenlos zu, anstatt die Sorgen von tausenden Stahlbeschäftigten ernst zu nehmen und sich für ihre Zukunft einzusetzen. Arbeitnehmervertreter Willi Segerath ist tief enttäuscht von der Landesregierung. „Die paritätische Mitbestimmung ist wichtig für die Demokratie.“ Die Erfahrungen aus der Krise 2008/2009 hätten auch gezeigt, wie wichtig sie für die industrielle Wertschöpfung ist und den Stahl, der zu ihren Grundlagen gehört.


Mitglieder stimmen im Januar ab

Im Januar sollen die gut 20 500 IG Metall-Mitglieder der betroffenen Stahlstandorte über das Ergebnis abstimmen. „Ich empfehle allen die Annahme“, sagt Segerath. Auch die Tarifkommission hat sich gestern dafür ausgesprochen zuzustimmen. Damit sagen sie nicht Ja zu der Fusion, sondern nur zu einem Tarifvertrag zum Schutz der Beschäftigten. Ob die Fusion wirtschaftlich tragfähig ist, muss letztendlich der Aufsichtsrat entscheiden.

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