Das neue WIR – Bundesmigrationskonferenz der IG Metall
Die IG Metall ist eine Einwanderergewerkschaft
Wir feiern dieser Tage unser 125jähriges Bestehen. Bei der 11. Bundesmigrationskonferenz in Sprockhövel wurde klar: Wir sind eine Einwanderergewerkschaft und damit ein Teil der deutschen Geschichte, auf den man stolz sein kann.
Es sind zwei Bilder, die Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, den Teilnehmern der Bundesmigrationskonferenz zeigt. Auf dem ersten Bild sind die Fußballweltmeister von 1990 und auf dem zweiten die von 2014 zu sehen. Während bei den Helden um Rudi Völler Null Prozent einen Migrationshintergrund hatten, waren es bei Mesut Özils Weltmeistern von 2014 fast die Hälfte.
„Das neue WIR“, so lautet das Motto der Veranstaltung zu der 160 Teilnehmende erschienen waren, unter ihnen 120 Delegierte mit Migrationshintergrund. WIR, das sind eben nicht mehr nur die Alteingesessenen. Es sind auch die Zuwanderer, die seit den Sechzigerjahren auf der Suche nach Arbeit, nach Deutschland gekommen sind sowie deren Nachkommen.
Schwieriger Spagat
Bei uns dagegen sind die Mitglieder ausländischer Herkunft integriert. Doch auch die Gewerkschaften hatten in der Vergangenheit Fehler gemacht. Der schwierige Spagat, einerseits die Gewerkschaft zu öffnen und ausländische Arbeitnehmer als Mitglieder zu gewinnen und andererseits den nationalen Arbeitsmarkt gegen Lohndumping zu schützen, hat Bestand.
Migranten bekommen Mitsprache
Wegweisende Ereignisse waren die wilden Streiks in den Siebzigerjahren. Bei Ford legten im August 1973 überwiegend türkische Arbeitnehmer aus Protest gegen Massenentlassungen und schlechte Bezahlung die Arbeit nieder und besetzten den Betrieb, obwohl Betriebsrat und wir dies abgelehnt hatten. Der Ausstand endete in einer Niederlage für die Streikenden. Bei Pierburg in Neuss kämpften dagegen vorwiegend ausländische Frauen erfolgreich gegen frauendiskriminierende Eingruppierung und Entlohnung. Sie hatten dabei die Unterstützung ihrer meist männlichen deutschen Kollegen. Es war einer der ersten erfolgreichen Arbeitskämpfe dieser Art.
Diese Ereignisse machten klar, dass wir die Migranten noch besser einbinden und mehr Mitsprache gewähren mussten. In der Folge schufen wir bessere Strukturen sowie mehr Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten. Bundesweit entstanden Arbeitskreise für ausländische Arbeitnehmer.
Eine immer wichtiger werdende Gruppe von Menschen
Heute sind in Betrieben, die wir betreuen, über 3 000 Betriebsrätinnen und Betriebsräte ohne deutschen Pass aktiv. 400 sind Betriebsratsvorsitzende und 350 Stellvertretende Vorsitzende. 7 500 ausländische Vertrauensleute sind die Gesichter der IG Metall in ihren Betrieben, in die Tarifrunden sind die ausländischen Kolleginnen und Kollegen ganz vorne mit dabei und sie werben so viele neue Mitglieder wie keine andere Gruppe.
Christiane Benner jedenfalls meint: „Die Geschichte der IG Metall ist eine Geschichte von Migration und Integration. So wie Deutschland ein Einwanderungsland ist, sind wir im Grunde eine Migrationsgewerkschaft. Das hat uns geprägt, nach innen und nach außen.“ Und da der Anteil der jungen Menschen, die einen Migrationshintergrund haben, immer weiter wächst, vertritt die IG Metall eine immer wichtiger werdende Gruppe von Menschen.
Delgierte aus Bayern machten bei der Bundesmigrationskonferenz mit einer Aktion auf das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer aufmerksam. Foto Bianka Huber/ IG Metall
Keine Alternative für Deutschland
Doch den Teilnehmern der Konferenz macht der zunehmende Rechtspopulismus Sorgen. Aber weil wie uns an den politischen Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Respekt und Anerkennung orientieren, muss man den Rechten in den Betrieben und in der Gesellschaft entgegentreten. Benner: „Wir müssen den Rechtspopulisten klar und deutlich sagen: Ihr seid nicht das ’Volk’! Ihr seid keine Alternative für Deutschland. Ihr steht gegen unsere Grundwerte. Ihr versucht, die Menschen gegeneinander auszuspielen. Eure Botschaften sind menschenverachtend, rassistisch und rechtsextrem.“
Gegen Ausgrenzung und Spaltung
Die Botschaft des Konferenztages lautet: Statt Ausgrenzung und Spaltung braucht es Teilhabe und zwar politisch, sozial und materiell. Menschen die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, müssen zwar Steuern zahlen, sind von wichtigen Entscheidungen aber ausgeschlossen. Und sie haben Nachteile am Arbeitsmarkt. So haben 60 Prozent der Ausbildungsbetriebe, laut Bertelsmann-Studie von 2015, noch nie einen Azubi mit ausländischem Namen beschäftigt.
Doch es gibt auch Zeichen, die Hoffnung machen. Beispiel gefällig? Muhterem Aras. Die neue Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg. Sie ist die Tochter von Gastarbeitern und bundesweit erste Muslima in diesem Amt. Benner: „Auch wenn die Fraktion der AfD ihr nicht gratuliert hat, wir freuen uns darüber. Das ist die beste Antwort auf die AfD und ihre absurde These, der Islam gehöre nicht zu Deutschland.“
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