Was es bedeutet, wenn wirtschaftlicher Wandel konkret wird, lässt sich zurzeit in der Autoindustrie beobachten: Volkswagen steuert rasant in Richtung E-Mobilität und will in der Folge tausende Stellen streichen. Beim Zulieferer Bosch fallen an Diesel-Standorten zahlreiche Arbeitsschichten aus, Beschäftigte bangen um die Zukunft ganzer Standorte.
Diese Umbrüche werden sich fortsetzen. Digitalisierung, Klimaschutzmaßnahmen, Globalisierung und Demografie treiben den Wandel voran. Das hat Folgen für den Arbeitsmarkt: Viele Tätigkeiten werden sich stark verändern. Neue Qualifikationen sind gefordert. Manche Arbeitsplätze werden verschwinden, andere neu entstehen.
Wie lässt sich diese Transformation bewältigen, ohne dass zahlreiche Menschen arbeitslos werden?
Dazu hat die IG Metall einen Vorschlag: Eine neue Form des Kurzarbeitsgeldes (KuG), das Transformationskurzarbeitergeld. Damit könnten Betriebe und Beschäftigte unterstützt werden, die von technologischem oder sonstigen Strukturwandel betroffen sind.
Neues Instrument für den Arbeitsmarkt
„Die Unternehmen müssen dringend strategischer planen - beim Personal und bei ihren Produkten“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Aber es wird auch einer aktiven Arbeitsmarktpolitik bedürfen. Hier sind auch neue Instrumente gefordert, wie ein Transformationskurzarbeitergeld.“
Das Transformationskurzarbeitergeld funktioniert so:
Ein Betrieb steht vor einem Umbauprozess. Die Produktion sinkt. Der Umbau braucht Zeit und es kommt zunächst zu Arbeitsausfall. Auf die Beschäftigten kommen neue und veränderte Anforderungen und Tätigkeiten zu.
In solchen Lagen soll das Transformations-KuG eine Brücke bauen. Es verhindert Entlassungen und minimiert die Entgeltverluste der Beschäftigten während des Arbeitsausfalls. Außerdem soll die Kurzarbeit mit Qualifizierung verbunden werden. Unternehmen und Betriebsräte entscheiden gemeinsam, welche Fortbildung am sinnvollsten ist. Nach dem Transformationsprozess können die Beschäftigten mit neuen Fertigkeiten weiterbeschäftigt werden.
Positive Erfahrung
In der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 hat Deutschland gute Erfahrungen mit Kurzarbeit gemacht. Verbunden mit Qualifikation hat sie Beschäftigung stabilisiert und größere Verwerfungen am Arbeitsmarkt verhindert. Die bevorstehende Transformation der Wirtschaft ist eine vergleichbare Herausforderung. Das Transformations-KuG hilft, sie zu bewältigen.
Finanziert werden soll das Transformations-KuG aus dem Haushalt der Bundesagentur für Arbeit. Diese Investition lohnt sich: Es ist sozialer und wirtschaftlicher, Beschäftigte in Arbeit zu halten und für neue Tätigkeitsfelder zu qualifizieren, als sie in die Arbeitslosigkeit zu entlassen.