Die berufliche Ausbildung ist attraktiv und modern ― dieses Bild will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf einer Reise durch Deutschland vermitteln. Zusammen mit seiner Frau Elke Büdenbender besucht er bis zum 20. April Berufsschulen, ausbildende Betriebe und Kammern ― eine bislang einmalige Initiative. Neben den Vorzügen richtet die „Woche der beruflichen Bildung“ allerdings auch ein Schlaglicht auf Missstände des dualen Systems.
Die Berufsschule wird bisher vernachlässigt
Marode Gebäude, unzumutbare sanitäre Anlagen und mangelnde technische Ausstattung ― das ist etwa das Bild an vielen berufsbildenden Schulen. Wir sehen dringenden Handlungsbedarf und machen uns bei Bund und Ländern für eine Investitionsoffensive stark, damit mehr Geld an die kommunalen Schulträger fließt. Die KfW beziffert den Sanierungsstau an beruflichen und allgemeinbildenden Schulen auf 34 Milliarden Euro.
Mehr engagierte Lehrer ausbilden
Um die Qualität der Berufsausbildung nachhaltig zu sichern, braucht es ausreichend engagierte und gut ausgebildete Lehrer. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zeigt in einer aktuellen Studie, dass die berufsbildenden Schulen bis 2025 knapp 22 000 zusätzliche Lehrkräfte benötigen.
Schon jetzt beklagen Schulleiterinnen vielerorts einen akuten Personalmangel. Einige Länder setzen daher verstärkt auf Seiteneinsteiger, denen allerdings meist eine pädagogische Ausbildung fehlt. Eine bessere Qualifizierung ist unerlässlich. Wir fordern zudem, dass Studiengänge für angehende Berufsschullehrer attraktiver gestaltet werden und der Fokus stärker auf Lernbegleitung und Medienkompetenz liegt.
Fit in Fragen der Digitalisierung
Gleichzeitig braucht es betriebliches Ausbildungspersonal, das ebenfalls fit in Fragen der Digitalisierung ist. Hans-Jürgen Urban, der als geschäftsführendes IG Metall-Vorstandsmitglied für Berufsbildung zuständig ist, betont: „Ausbilderinnen und Ausbilder müssen neben technischen Neuerungen wie den 3D-Druck auch methodisch-didaktische Konzepte entwickeln, um interdisziplinäre Zusammenarbeit und Systemverständnis zu fördern.“ Gerade aufgrund der Digitalisierung halten wir es für sinnvoll, durch regelmäßige Treffen von Lehrern und Ausbilderinnen die Lernorte stärker zu verzahnen.
Qualitätssicherung im Gesetz
Auch wenn es eher selten Metall- und Elektroberufe betrifft: Eine Abbrecherquote von bundesweit über 25 Prozent stellt die Berufsausbildung vor große Herausforderungen. Ausbildungsfremde Tätigkeiten wie Kaffee kochen oder Halle fegen zeugen genauso wenig von guter Qualität wie unbezahlte und ungerechtfertigte Überstunden.
Die IG Metall fordert, die anstehende Reform des Berufsbildungsgesetzes für eine bessere Qualitätssicherung zu nutzen. Sinnvoll sind verpflichtende betriebliche Ausbildungspläne. Es gilt außerdem, Weiterbildung und Arbeitsbedingungen des Ausbildungspersonals zu verbessern. Wenn die Ausbildungsqualität in Deutschland besser werden soll, müssen auch die zuständigen Kammern intensiver prüfen und Ausbildungsbetriebe stärker beraten.