Die IG Metall macht weiter mit Warnstreiks Druck auf die festgefahrenen Tarifverhandlungen. Ein Schwerpunkt der heutigen Aktionen lag in der Region Köln-Leverkusen, wo 12 000 Warnstreikende aus 32 Betrieben die Arbeit niederlegten. Auf einer Kundgebung im Autokinoformat mit 600 Beschäftigten in Köln kritisierte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, die Arbeitgeber für ihre Verweigerungshaltung in den bisherigen Verhandlungen.
„Manchmal habe ich den Eindruck, die Arbeitgeber nehmen das Kölsche Grundgesetz etwas zu ernst: ‚Es ist, wie es ist, es kommt, wie es kommt, es ist noch immer gut gegangen.‘ Das ist keine Strategie“, erklärte Hofmann. „Deshalb fordern wir Beschäftigungssicherung und Zukunftstarifverträge. Wir wollen Perspektiven für die Produktion, für die Standorte – und damit auch für die Beschäftigung.“
IG Metall will Zukunft – Arbeitgeber wollen Rendite
Zur Sicherung von Beschäftigung will die IG Metall zusätzliche tarifvertragliche Regelungen durchsetzen: Bei Problemen sollen Betriebe Arbeitzeiten absenken und damit die weniger werdende Arbeit auf alle verteilen, statt Beschäftigte zu entlassen – und dann in Zukunft Fachkräfte wieder teuer suchen zu müssen.
Außerdem will die IG Metall Arbeitsplätze langfristig durch Zukunftstarifverträge sichern. Denn beim aktuellen Spar- und Streichprogramm der Arbeitgeber geht es nicht nur um die ökonomische Bewältigung der Corona-Folgen, sondern um eine Restrukturierung ganzer Unternehmen. Corona dient da nur als Vorwand, um die Renditen zu steigern. Allein die Groß-Unternehmen haben im Krisenjahr 2020 rund zwölf Milliarden Euro Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet.
„Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, mit einem Zukunftsprozess aktiv in die Frage der Entwicklung der Betriebe einzugreifen und darin die Interessen der Beschäftigten mit einzubeziehen“, erklärte Hofmann in Köln. Digitalisierung und Transformation und der Weg in die Zukunft dürfe nicht nur eine reine Debatte um Kostenreduzierung sein. „Die Beschäftigten sollen also sogar noch Geld mitbringen, wenn sie zur Arbeit geben: Schichtzuschläge, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld – das alles steht auf ihrer Streichliste. Aber was wir brauchen, sind Arbeitgeber, die begreifen, dass sie mit einer Nullrunde nicht durchkommen.“
IG Metall will Tarifergebnis bis Ostern
Bereits gestern sprach Hofmann bei einem Warnstreik vor 1100 Beschäftigten bei Airbus in Bremen. „Von den Arbeitgebern liegt leider nichts auf dem Tisch. Beschäftigungssicherung: 0,0. Bei Zukunftsvereinbarungen: Nichts. Und beim Entgelt: Wir geben nichts. Ist das ein Angebot? Nein“, erklärte Hofmann – und kündigte eine Ausweitung der Arbeitskampfmaßnahmen an. „Wenn wir bis Ostern kein Ergebnis haben, sind wir auch in der Lage, noch einmal zu verschärfen.“
Seit Beginn der Warnstreiks am 2. März haben bereit über eine halbe Million Beschäftigte zeitweise die Arbeit niedergelegt.