Tarifrunde Textil West 2019
Mickriges Angebot der westdeutschen Textil-Arbeitgeber

Keine Lösung im Tarifkonflikt in der westdeutschen Textilindustrie. In der zweiten Verhandlung boten die Arbeitgeber 3,4 Prozent mehr Geld – jedoch für 28 Monate. „Viel zu mickrig“ für die IG Metall. Sie fordert unter anderem 5,5 Prozent mehr Geld – für 12 Monate.

16. Januar 201916. 1. 2019


Im Tarifkonflikt in der Textil- und Bekleidungsindustrie in Westdeutschland zeichnet sich keine rasche Lösung ab. In der zweiten Verhandlungsrunde am Mittwoch im bayerischen Neu-Ulm konnten IG Metall und Arbeitgeber kein Ergebnis erzielen. Die Arbeitgeber boten zwar eine Erhöhung der Löhne und Gehälter von 3,4 Prozent an - allerdings über einen Zeitraum von 28 Monaten. Die IG Metall hingegen fordert 5,5 Prozent innerhalb von 12 Monaten für die rund 100.000 Beschäftigten.

Angesichts der wirtschaftlichen Lage in der Branche brauche es mehr denn je einen maßvollen und mittelstandstauglichen Abschluss, sagte der Verhandlungsführer des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie, Markus Simon.

Für IG-Metall-Verhandlungsführer Manfred Menningen ist das Angebot „in der Summe zu mickrig“. Insbesondere sei auch die von den Arbeitgebern angepeilte Laufzeit von 28 Monaten zu lang.


Das Angebot ist „in der Summe zu mickrig“

Die IG Metall hatte zum Auftakt der Tarifverhandlungen im Dezember neben 5,5 Prozent mehr Geld auch höhere Arbeitgeberbeiträge zur Altersteilzeit gefordert. Die IG Metall will damit erreichen, dass mehr Beschäftigte sich es leisten können, in Altersteilzeit zu gehen. Außerdem sollen die Beschäftigten eine Wahloption erhalten, statt Einkommenserhöhungen mehr freie Tage nehmen zu können.

Die Arbeitgeber lehnen nicht nur die Höhe der Gehaltsforderung, sondern auch die Option auf mehr Freizeit ab. Die aktuellen Tarifverträge laufen zum 31. Januar 2019 aus. Die Verhandlungen werden am 12. Februar in Bielefeld fortgesetzt.


250 Beschäftigte demonstrierten vor der Verhandlung

Mehr als 250 Beschäftigte waren im Vorfeld der Verhandlungen zu einer Kundgebung in Neu-Ulm zusammengekommen, um die Verhandlungskommission der IG Metall zu unterstützen und Druck für ihre Forderungen zu machen. Sie sind aus Textilbetrieben in Baden-Württemberg und Bayern angereist, unter anderem von Hartmann in Heidenheim, Hugo Boss in Reutlingen und von Mann Hummel aus dem fast 300 Kilometer entfernten Himmelkron in Ostoberfranken.

„Die über 250 Metallerinnen und Metaller haben mit ihrer heutigen Kundgebung deutlich gemacht, dass sich die Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie von der allgemeinen Einkommensentwicklung nicht abkoppeln lassen wollen“, macht IG Metall Verhandlungsführer Menningen klar. „Die Branche wird nur dann für Fachkräfte attraktiv sein, wenn sie den Beschäftigten entsprechende Angebote macht. Neben einer angemessenen Entgelterhöhung und einer verbesserten Altersteilzeitregelung gehören dazu auch flexible Arbeitszeitmodelle zur Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Die Arbeitgeber hatten es heute in der Hand, dass der Tarifkonflikt nicht eskaliert. Leider haben sie die Chance nicht genutzt.“

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