Kosten des Betriebsrats
Arbeitgeber hat keinen Regressanspruch

Der Betriebsrat kann einen Anwalt zur Wahrnehmung seiner Interessen heranziehen. Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass der Arbeitgeber bezahlte Anwaltskosten nicht vom Betriebsrat zurückverlangen kann.

28. Mai 202428. 5. 2024


Nach Paragraf 40 Absatz 1 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) trägt der Arbeitgeber die Kosten, die durch die Tätigkeit des Betriebsrats entstehen. Dazu können auch die Kosten für die Beauftragung eines Rechtsanwalts gehören. Neben der Erforderlichkeit muss die Beauftragung des Rechtsanwalts auf einem ordnungsgemäßen Beschluss des Betriebsrats beruhen. Zu den durch die Betriebsratstätigkeit entstehenden Kosten gehören auch die notwendigen Aufwendungen der einzelnen Betriebsratsmitglieder. Das können Kosten für deren anwaltliche Vertretung in Rechtsstreitigkeiten sein, zum Beispiel für die Teilnahme an Schulungs- und Bildungsveranstaltungen.

Nach Paragraf 37 BetrVG hat der Betriebsrat das Recht, Mitglieder zu Schulungsveranstaltungen zu entsenden, soweit diese Kenntnisse vermitteln, die für die Arbeit des Betriebsrats erforderlich sind. Es handelt sich um einen kollektiven Anspruch des Betriebsrats auf Vermittlung von Kenntnissen, die für die Arbeit des Betriebsrats erforderlich sind. Die Kostentragungspflicht setzt einen Beschluss des Betriebsrats über die Entsendung des Betriebsratsmitglieds zu der Veranstaltung voraus. Aus dem Beschluss des Betriebsrats ergibt sich dann ein individueller Anspruch des betroffenen Betriebsratsmitglieds gegen den Arbeitgeber. Er kann die Freistellung ohne Minderung des Arbeitsentgelts verlangen. Neben dem Betriebsrat kann das Betriebsratsmitglied auch aus eigenem Recht die Freistellung von der Arbeit oder die Erstattung erforderlicher Aufwendungen, insbesondere Fahrt- und Reisekosten, verlangen. Die Geltendmachung der Ansprüche durch einen Rechtsanwalt setzt jedoch einen entsprechenden Beschluss des Betriebsrats voraus.
 

Zahlungsanspruch des Anwalts

Beauftragt der Betriebsrat aufgrund eines ordnungsgemäßen Beschlusses einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung seiner Rechte, so hat er Anspruch auf Freistellung von den dadurch entstehenden notwendigen Kosten. Entsprechendes gilt für die Beauftragung eines Rechtsanwalts durch ein Betriebsratsmitglied. Der Betriebsrat bzw. das Betriebsratsmitglied kann den Freistellungsanspruch an den beauftragten Rechtsanwalt abtreten. Dieser wandelt sich dann in einen Zahlungsanspruch des Rechtsanwalts gegen den Arbeitgeber um.
 

Arbeitgeber hätte Anwaltskosten nicht zahlen müssen

Handelt es sich nicht um notwendige Kosten im Sinne des Paragraf 40 BetrVG, besteht kein Anspruch auf Freistellung. Der Arbeitgeber kann die Kostenübernahme dann einfach ablehnen. Dagegen müsste der Betriebsrat bzw. das Betriebsratsmitglied dann im arbeitsgerichtlichen Beschlussverfahren vorgehen oder den Rechtsanwalt nach Forderungsabtretung zur Zahlungsklage ermächtigen.

Begleicht der Arbeitgeber allerdings die an ihn gerichtete Honorarforderung des Rechtsanwalts, kann er diese Zahlung von den Betriebsratsmitgliedern nicht mit der Begründung zurückfordern, die Kosten seien nicht notwendig gewesen. Streitigkeiten über Rechtsanwaltskosten sind im Beschlussverfahren zu klären und nicht durch Lohnabzug bei den betroffenen Betriebsratsmitgliedern.

Hier geht es zum Volltext der BAG-Entscheidung vom 25. Oktober 2023 – 7 AZR 338/22.

Arbeitsrecht
ein Würfel mit Paragraf darauf ist eingeklemmt zwischen den Köpfen zweier Spielfiguren

BAG-Urteil zur StichtagsregelungJahresbonus bleibt bei Eigenkündigung erhalten

Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts bringt wichtige Klarstellungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Zusammenhang mit Bonuszahlungen bei Eigenkündigung. Es befasst sich mit der Frage, inwieweit Stichtagsklauseln in Bonusvereinbarungen rechtlich haltbar sind.

30. September 2024

eine Überwachungskamera in einem Großraumbüro

Videoüberwachung und KündigungArbeitsrecht vs. Datenschutzrecht

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass offene Videoaufnahmen zum Nachweis vorsätzlicher Pflichtverstöße von Mitarbeitenden grundsätzlich verwertbar sind.

25. September 2024

ein Würfel mit Paragraf darauf ist eingeklemmt zwischen den Köpfen zweier Spielfiguren

BetriebsverfassungsrechtMitbestimmung beim Arbeitsentgelt

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass der Betriebsrat mitbestimmen darf, wenn der Arbeitgeber die Regeln für Gratifikationen ändert.

19. August 2024

Versorgungszusagen Betriebsrente nach einem Betriebsübergang

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass sich die zwingenden Rechtsfolgen eines Betriebsübergangs auch auf endgehaltsbezogene Versorgungszusagen erstrecken. Erteilte Versorgungszusagen sind daher vom Erwerber wie zugesagt zu erfüllen und werden nicht eingefroren.

1. August 2024

Eine Frau meldet sich während eines Seminars.

BetriebsratsschulungArbeitgeber muss Schulung in Präsenz bezahlen

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass Betriebsräte auch dann Präsenzveranstaltungen für ihre Schulungen wählen können, wenn diese teurer sind als Onlineseminare.

22. Juli 2024

Ein Richterhammer liegt auf einem Tisch vor einem gelben Schutzhelm im Hintergrund als Symbolbild für Arbeitsrecht

AktualisiertHandlungshilfe 27: Kündigungsschutz

Damit die betriebliche Interessenvertretung auch in Zukunft ihre Arbeit erfolgreich leisten kann, haben wir die Broschüre aus der Roten Reihe überarbeitet und den aktuellen Stand der Rechtsprechung eingearbeitet.

24. Mai 2024

schwarze Tastatur

Elektronische BewerbungsunterlagenBetriebsräte müssen digitale Dokumente akzeptieren

Der Arbeitgeber kann den Betriebsrat auch über eine geplante Einstellung unterrichten, indem er dem Betriebsrat Einsicht in ein digitales Bewerbermanagement-Tool gewährt. Papierunterlagen sind laut Bundesarbeitsgericht für eine ordnungsgemäße Unterrichtung nicht erforderlich.

17. Mai 2024

Person unterschreibt ein Dokument

Befristung von ArbeitsverhältnissenÄnderung des Tätigkeitsbeginns unterliegt nicht der Schriftform

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass für eine wirksame Befristung des Arbeitsvertrags ein schriftlich fixierter kalendermäßig bestimmter Endtermin ausreicht.

3. Mai 2024

Social Media Kanäle Handy

Urteil des BundesarbeitsgerichtsBeleidigung in einer Chatgruppe rechtfertigt fristlose Kündigung

Inwieweit ist eine unangemessene Kommunikation unter Arbeitskollegen in privaten Chatgruppen vertraulich oder kann zu arbeitsrechtlichen Maßnahmen führen? Ein neues BAG-Urteil hat weitreichende Folgen für die Kommunikation am Arbeitsplatz, in der Freizeit und für den privaten Umgang im Internet.

19. April 2024

Titelbild Arbeitszeit 1

Arbeit auf AbrufOhne Vertrag gelten 20 Stunden als vereinbart

Vereinbaren Arbeitgeber und Arbeitnehmer Arbeit auf Abruf, ohne die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit festzulegen, gilt nach der gesetzlichen Regelung eine Arbeitszeit von 20 Stunden als vereinbart. Eine abweichende Auslegung kommt laut BAG nur in Ausnahmefällen in Betracht.

23. Februar 2024

Eine junge Frau in Arbeitskleidung blickt auf ein Smartphone.

Handy im BetriebKeine Mitbestimmung bei Handyverbot während der Arbeitszeit

Smartphones sind aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Gerade im Arbeitsalltag kann die private Nutzung des Handys aber auch ablenken und die Arbeitsleistung beeinträchtigen. Darf der Arbeitgeber die private Nutzung am Arbeitsplatz verbieten? Und was kann der Betriebsrat dazu sagen?

12. Februar 2024

BAG-Urteil zu NachtzuschlägenUnterschiedliche tarifliche Zuschläge für Nachtschichten zulässig

Tarifverträge können grundsätzlich unterschiedliche Zuschläge für regelmäßige und unregelmäßige Nachtarbeit vorsehen. Das hat das Bundesarbeitsgericht entschieden.

18. Dezember 2023

Metall-News für...