Wie funktioniert eigentlich eine „Tarifrunde“? Und wie kommt die IG Metall zu ihren Forderungen für die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern?
Am Anfang debattieren die IG Metall-Mitglieder in den Betrieben und gewerkschaftlichen Gremien, etwa im Vertrauensleuteausschuss der IG Metall vor Ort: Was sollen wir fordern? Mehr Geld – und wie viel? Oder müssen wir etwas bei den Arbeitzeiten machen? Darüber diskutieren Gewerkschaftsmitglieder, Vertrauensleute der IG Metall und Betriebsräte mit den Beschäftigten und geben sie als mögliche Forderungen gebündelt an die Tarifkommissionen weiter – oder bringen sie selbst direkt dort ein.
In den Tarifkommissionen der IG Metall sitzen Vertreterinnen und Vertreter der IG Metall-Mitglieder aus den Betrieben und Branchen, für die der Tarifvertrag gilt oder der neue Vertrag gelten soll – in der Mehrzahl Betriebräte und IG Metall-Vertrauensleute aus den Betrieben. Die Tarifkommission debattiert über die Diskussionen in den Betrieben, bündelt sie und entwickelt daraus gemeinsame Forderungen für konkrete tarifvertragliche Regelungen, die die IG Metall in den anstehenden Tarifverhandlungen durchsetzen will.
Die Tarifkommission stellt Forderungen auf und führt Verhandlungen. Gewählt wird sie von den Mitgliedern im Betrieb (für Haustarifverträge) oder von der Delegiertenversammlung (für Flächentarifverträge). Illustration: Stephanie Brittnacher
Die Tarifkommissionen beschließen die Tarifforderungen
Die Mitglieder der Tarifkommissionen werden in den örtlichen Geschäftsstellen der IG Metall – oder bei Haustarifverträgen direkt im Betrieb – gewählt und sind für das Tarifgebiet – oder das Unternehmen – zuständig, für das der Tarifvertrag gilt. In der Metall- und Elektroindustrie gibt es zum Beispiel die Tarifgebiete Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Küste oder Sachsen-Anhalt. In jedem Tarifgebiet verhandelt die IG Metall gesondert mit den regionalen Arbeitgeberverbänden.
In der Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie etwa bündeln die regionalen Tarifkommissionen ihre bisherigen Diskussionen in den Betrieben als erstes Votum an den IG Metall-Vorstand. Dieser beschließt daraufhin eine bundesweite Forderungsempfehlung, die im Anschluss ein weiteres Mal von Vertrauensleuten, Betriebsräten und IG Metall-Migliedern diskutiert und überprüft wird, ob sie zu ihren Anforderungen in den Betrieben passt.
Nach weiteren Forderungsdebatten und Befragungen in den Betrieben fassen die regionalen Tarifkommissionen die bisherigen Diskussionen zusammen und übermitteln die Ergebnisse an den IG Metall-Vorstand.
In anderen Branchen gibt es ein etwas einfacheres Verfahren – ohne Forderungsempfehlung des IG Metall-Vorstands.
Ständig im Dialog mit der Basis
Die Mitglieder der Tarifkommissionen bleiben bei der Forderungsdebatte ständig im Dialog mit den IG Metall-Mitgliedern im Betrieb. Sie vertreten die Anliegen ihrer Kolleginnen und Kollegen in der Kommission, informieren sie über die Diskussionen in der Tarifkommissionen und besprechen sie mit ihnen.
Auf Grundlage der geprüften und diskutierten Vorstandsempfehlung beschließen die regionalen Tarifkommissionen für die Metall- und Elektroindustrie die Forderung für ihr Tarifgebiet. Nachdem der IG Metall-Vorstand die Forderungen abschließend bestätigt hat, übermitteln die IG Metall-Bezirksleitungen die für ihre Tarifgebiete beschlossenen Forderungen an die Arbeitgeber.
Damit ist der Weg formal frei für die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie.