Alterssicherung gestärkt
Endlich beschlossen: So funktioniert die Grundrente

Nach 18 Monaten Diskussion hat der Bundestag die Grundrente beschlossen. 2021 tritt sie in Kraft. Wie sie funktioniert, wer davon profitiert – und was bei der Rente jetzt noch passieren muss.

2. Juli 20202. 7. 2020


Ob Verkäuferin, LKW-Fahrer oder Pflegekraft: Sie alle müssen sich künftig weniger Sorgen um ihre Altersversorgung machen. Nach langer Debatte hat der Bundestag die Grundrente beschlossen.

Das bedeutet: Wer jahrzehntelang in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, aber wegen niedriger Löhne trotzdem nur eine Minirente zu erwarten hatte, erhält künftig einen Zuschlag.

„Mit der Grundrente wird die Lebensleistung von 1,3 Millionen Rentnerinnen und Rentnern endlich anerkannt“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Nach 35 Arbeitsjahren dürfe niemand zum Bittsteller beim Sozialamt werden. „Vor allem Frauen werden von der Grundrente profitieren, das ist mehr als gerecht. Wer Kinder erzieht oder Angehörige pflegt, muss im Alter mehr haben als die Grundsicherung.“

Die Grundrente schafft ein Stück Gerechtigkeit. Sie hat aber auch einen Schwachpunkt: „Die kostspielige Einkommensprüfung macht die Grundrente unnötig kompliziert“, sagt Hans-Jürgen Urban, im IG Metall-Vorstand zuständig für Sozialpolitik.


So funktioniert die Grundrente

Durch die Grundrente steigt die Rente von Geringverdienern. Voraussetzung für die Grundrente sind 35 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung. Ab 33 Beitragsjahren gilt eine Übergangsregelung, die Grundrente wird dann nicht in voller Höhe bezahlt. Kindererziehung und Pflegezeiten werden angerechnet.

Vor dem Erhalt der Grundrente steht eine automatische Einkommensprüfung. Darauf hatte die Union bestanden.

Die volle Grundrente gibt es bis zu einem Einkommen von 1250 Euro (Alleinstehende) oder 1950 Euro (Paare). Kapitalerträge werden dabei mitgezählt.

Liegt das Einkommen über diesen Werten, wird die Grundrente um 60 Prozent des darüber hinausgehenden Betrags gemindert. Ab einem Einkommen von mehr als 1600 Euro (Alleinstehende) beziehungsweise 2300 Euro (Paare) wird der über diesen Werten liegende Betrag vollständig auf die Grundrente angerechnet. Sie fällt dann entsprechend niedriger aus.

Damit das Plus durch die Grundrente nicht durch Kürzungen beim Wohngeld aufgezehrt wird, gibt es für das Wohngeld einen Freibetrag. Auch für die Grundsicherung im Alter gibt es einen Freibetrag.


So hoch ist die Grundrente

Die Grundrente soll im Durchschnitt rund 83 Euro pro Monat betragen (brutto). Der Maximalbetrag liegt bei 404,86 Euro (brutto) im Monat. Die genaue Höhe hängt vom Einzelfall ab.

Die Berechnung der Grundrente ist kompliziert: Den Aufschlag erhält, wer zwischen 30 und 80 Prozent der Rentenbeiträge eines Durchschnittsverdieners geleistet hat. Für diese Personen wird die Rente für maximal 35 Jahre auf maximal 80 Prozent des durchschnittlichen Rentenbeitrags aufgewertet. Von diesem Zuschlag werden am Ende noch 12,5 Prozent abgezogen.

Wer mit seinen Rentenbeiträgen knapp über der 30-Prozent-Marke liegt (also relativ niedrige Rentenbeiträge geleistet hat), kann seine Altersbezüge durch die Grundrente nahezu verdoppeln. Wer höhere Rentenbeiträge geleistet hat, erhält kleinere Zuschläge.


Wer von der Grundrente profitiert

Von der Grundrente profitieren überwiegend Frauen. Sie arbeiten am häufigsten zu Niedriglöhnen. Und: Sie leisten nach wie vor den Großteil von Kindererziehung und familiärer Pflege. Deshalb fehlen ihnen oft Beitragsjahre für die Rentenversicherung.


Was bei der Rente noch passieren muss

Die IG Metall hat die Grundrente von Beginn an unterstützt. Wir meinen: Wer ein Leben lang arbeitet, darf im Alter nicht auf Sozialamt angewiesen sein. Das sieht auch die große Mehrheit der Bevölkerung so, wie ein Umfrage gezeigt hat.

Problem: Auch die Grundrente beseitigt nicht die eigentliche Ursache niedriger Renten, nämlich niedrige Löhne. In der Rentenversicherung gilt das sogenannte Äquivalenzprinzip: Wer wenig einzahlt, bekommt auch wenig heraus. Durch den ausufernden Niedriglohnsektor in Deutschland ist Altersarmut für Millionen von Menschen programmiert. Hier bleibt für die Politik noch viel zu tun.

„Die Grundrente löst nicht die grundlegenden Probleme der Alterssicherung. Dafür brauchen wir einen Kurswechsel in der Rentenpolitik,“ fordert Hans-Jürgen Urban. „Die Einführung einer solidarischen Erwerbstätigenversicherung, das Anheben des Rentenniveaus und mehr Optionen für einen altersgerechten Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit sind die Reformprojekte, die auf die Agenda gehören.“

Die IG Metall hat dazu ein eigenes Rentenkonzept vorgelegt. Es stellt die gesetzliche Rente langfristig auf solide Füße, macht sie solidarischer. Das Rentenkonzept gibt es hier.

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