Rentenpolitk der IG Metall
Lebensstandard sichern: So retten wir die Rente

Immer mehr Menschen droht im Alter der Gang zum Sozialamt. Selbst Durchschnittsverdiener müssen mit einer Mager-Rente rechnen. Schuld ist eine falsche Politik. Wie wir ein Rentenfiasko verhindern können.

9. März 20229. 3. 2022


Nennen wir sie Petra. Petra lebt in der Zukunft, im Jahr 2034. Es ist das Jahr ihres Rentenbeginns. Hinter ihr liegt ein Leben voller Arbeit: 45 Jahre, in denen sie immer durchschnittlich verdient und Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt hat.

Und nun?

Nach aktueller Rechtslage könnte Petra eine Rente erhaltenen, die bei 45 Prozent des Durchschnittslohns liegt. In heutigen Werten läge ihre Rente 2034 dann nochmal deutlich unterhalb der derzeitigen Standardrente von 1539 Euro. Davon gehen noch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ab und das Geld muss teilweise noch versteuert werden.

Überschaubare Rente – trotz eines überdurchschnittlich langen Erwerbslebens?

Für die IG Metall ist die Demontage der gesetzlichen Rente ein Skandal. Wir fordern einen grundlegenden Kurswechsel in der Rentenpolitik. Wir wollen die Alterssicherung solidarisch neu aufbauen. Das Ziel: eine auskömmliche Rente für alle.

Die IG Metall hat dazu ein detailliertes Konzept vorgelegt. Das sind die Eckpunkte:


1. Gesetzliche Rente stärken:

Die gesetzliche Rente soll den Ruhestand finanziell absichern. Doch seit den 2000er Jahren ist das Rentenniveau erheblich gesunken. Wir wollen diesen Trend stoppen. Das Rentenniveau muss dauerhaft stabilisiert und wieder angehoben werden, um sozialen Abstieg im Alter zu verhindern.

Die Ampel-Regierung will das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent sichern. Ziel der IG Metall ist ein Rentenniveau von etwa 53 Prozent, so wie es jahrzehntelang der Fall war.

Außerdem wollen wir die Renten wieder an die allgemeine Einkommensentwicklung koppeln. Die sogenannte Rentenanpassungsformel verhindert das derzeit. Für Rentnerinnen und Rentner bedeutet das einen schleichenden Kaufkraftverlust.

Menschen, die lange im Niedriglohnsektor beschäftigt waren oder Lücken im Erwerbsleben haben, brauchen besondere Unterstützung. Für sie muss es bei der Berechnung der Grundsicherung Freibeträge für die gesetzliche Rente geben – damit ihre kleine Rente nicht komplett mit der Grundsicherung verrechnet wird. Zeiten von Pflege, Kindererziehung oder Langzeitarbeitslosigkeit sollten bei der Rentenberechnung besser anerkannt werden.

2. Solidarisch finanzieren

Derzeit wird die gesetzliche Rente vor allem von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern getragen. Viele Besserverdiener – Ärzte, Anwälte, Architekten – bleiben außen vor. Ebenso wie Beamte. Sie alle haben eigene Einrichtungen für die Altersvorsorge oder sie erhalten eine Pension.

Die IG Metall sagt: Künftig sollen alle Erwerbstätigen in die Rentenversicherung einzahlen. Das würde die Rentenversicherung langfristig stärken und die Finanzierung auf eine solidarische Basis stellen.

Die Erwebstätigenversicherung soll nur für die Menschen gelten, die neu in den Beruf eintreten. Dadurch entsteht ein finanzieller Puffer für die Zeit, in der die geburtenstarken Jahrgänge der „Babybommer“ in Rente sind.


3. Flexible Übergänge schaffen:

Schon das aktuelle Renteneintrittsalter von 67 Jahren ist für die Mehrheit der Beschäftigten nicht erreichbar: 53 Prozent gehen davon aus, dass sie unter ihren aktuellen Arbeitsbedingungen nicht bis zur Regelalterssgrenze arbeiten können und es vorzeitige Ausstiegoptionen geben muss. Doch ein früherer Renteneintritt bedeutet: Hohe Abschläge bei der Rente.

Die IG Metall fordert eine erreichbare Altersgrenze und flexible, sozial abgesicherte Übergänge in den Ruhestand. Die „Rente ab 63“ war ein Schritt in diese Richtung. Allerdings gilt sie nur für wenige Jahrgänge.

Mit dem „Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente“ (TV FlexÜ) hat die IG Metall bereits für viele Beschäftigten einen Anspruch auf Altersteilzeit durchgesetzt.


4. Betriebsrente für alle

Betriebsrenten sind eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente. Die IG Metall setzt sich ein für eine flächendeckende Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) – finanziert vom Arbeitgeber. Betriebsräte sollen bei der Altersversorgung stärker mitreden dürfen.


5. Steuerzuschuss und Beiträge

Für eine gute Rente brauchen wir auch moderat höhere Rentenbeiträge und Steuerzuschüsse. Beides ist nicht nur gut angelegt, sondern auch gerecht. Denn bei den Rentenbeiträgen zahlen die Arbeitgeber mit. Die private Vorsorge tragen die Beschäftigten alleine.

Die Steuerzuschüsse dienen vor allem zur Finanzierung von Aufgaben, die die Rentenversicherung übernimmt – obwohl dafür keine Beiträge geflossen sind. Beispiel: Die sogenannte „Mütterrente“.


Viele Generationen, ein Anliegen

In der öffentlichen Debatte wird die Rentenfrage oft als „Krieg der Generationen“ inszeniert. Das nützt nur denjenigen, die die gesetzliche Rente demontieren und kaputt kürzen wollen.

Tatsächlich haben alle Generationen ein Interesse an einem zukunftsfesten Rentensystem –  gerade auch die Jüngeren. Ihr Berufsleben ist oft unbeständiger als das älterer Generationen. Dadurch haben sie es schwerer, ausreichend Rentenansprüche aufzubauen.

Die IG Metall wirbt für den Dialog der Generationen und für eine solidarische Rentenpolitik. Ziel ist ein gerechter Ausgleich.

Und was bedeutet es nun für unsere zukünftige Rentnerin Petra, wenn die Forderungen der IG Metall umgesetzt werden? Sie könnte, wenn sie 2034 in Rente geht, mit deutlich mehr Geld rechnen: Statt eines schleichenden Kaufkraftverlustes hätte sie (in heutigen Werten) sogar eine höhere Rente – mindestens 100 Euro mehr im Monat.

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