Warum Horrorprognosen in die Irre führen
Die Rente wird mehr kosten? Das darf sie auch!

Wirtschaftslobbyisten erstellen ständig Horrorprognosen über die künftigen Ausgaben der Rentenversicherung. Was sie verschweigen: Im Verhältnis zur Wirtschaftskraft steigen die Sozialabgaben kaum. Warum wir uns gute Renten für alle leisten können.

12. Oktober 201812. 10. 2018


Große Zahlen können einem schon mal Angst einjagen. Vor allem wenn es um künftige Ausgaben geht. Auf diesen Effekt setzen Wirtschaftslobbyisten immer wieder – egal ob es um Arbeitslosenhilfe geht, um Krankenkassenbeiträge oder, wie aktuell, um die Rente.

„Alles wird zu teuer, guten Renten sind unbezahlbar“, das ist ihre Botschaft. Um sie zu untermauern, werden künftige Ausgaben der Rentenversicherung hochgerechnet. Am Ende steht meist eine sehr große Zahl. Medien liefern die passenden, möglichst beängstigenden Schlagzeilen.

Verschwiegen wird bei diesen Rechenspielen, dass höhere Rentenausgaben nicht automatisch ein Problem sind. Absolute Zahlen haben wenig Aussagekraft. Entscheidend ist der Vergleichsmaßstab.

Beispiel: Wenn die Rentenausgaben um zwei Prozent steigen, die Wirtschaftsleistung aber ebenfalls um zwei Prozent, dann ändert sich im Verhältnis gar nichts. Der Anteil der Rentenausgaben am Bruttoinlandsprodukt bleibt gleich. Anders formuliert: Wenn der allgemeine Wohlstand steigt, können natürlich auch die Sozialausgaben steigen – und sollten das an einigen Stellen auch.


Der Vergleich zählt

Wie irreführend die Rede über eine angebliche Kostenexplosion bei den Sozialausgaben ist, zeigt eine simple Statistik. Demnach hat sich das Verhältnis zwischen Sozialausgaben und Wirtschaftsleistung seit vielen Jahren kaum verändert:

 

Sozialausgaben im Vergleich zur Wirtschaftsleistung



Deutschland gibt also keineswegs immer mehr Geld für Soziales aus. Der Anteil am gesellschaftlichen Wohlstand, der für Soziales aufgewendet wird, ist auf lange Sicht nahezu konstant.

Hans-Jürgen Urban, im IG Metall-Vorstand für Sozialpolitik zuständig, zieht im Interview das Fazit: „Wir haben keine überbordende Luxusversorgung, sondern eine Versorgung auf dem Niveau einer reichen Gesellschaft – mit erheblichen Defiziten.“

Die geplanten Verbesserungen bei der Rente sind für Urban keine „Geldverschwendung“, sondern eine Investition: „Der Rentenpakt der Großen Koalition leistet einen Beitrag zur Bekämpfung der Altersarmut und stärkt das Vertrauen in den Sozialstaat.“ Das sei in Zeiten tiefgreifender Verunsicherung und wachsender Politikverdrossenheit wichtiger denn je.


Rentenversicherung neu aufstellen

Die Fixierung auf wenige Horrorzahlen verengt dagegen den Blick. Meistens dreht sich die Rentendebatte nur um wenige Stellschrauben: Rentenniveau, Beitragshöhe, Rentenalter.

Dabei könnte man die Rentenversicherung auch grundlegend neu aufstellen – und sie damit solide und leistungsfähig machen für die kommenden Jahrzehnte.

Die Ideen der IG Metall dazu liegen auf dem Tisch. Die Eckpunkte: Alle Erwerbstätigen sollen in die gesetzliche Rente einzahlen, die Rentenversicherung soll Reserven für die Babyboomgeneration aufbauen dürfen, Leistungen wie die Mütterrente müssen aus Steuermitteln finanziert werden. Die Rentenversicherung würde damit komplett neu aufgestellt. Sie könnte auch langfristig Renten zahlen, die den Lebensstandard im Alter sichern.

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