Aufgaben und Tätigkeiten kompakt
Fluggerätmechaniker/innen der Fachrichtung Fertigungstechnik produzieren Bauteile, Baugruppen und Systeme für den Fluggerätbau. Sie setzen Komponenten zusammen, z.B. zu Flugzeugrümpfen, und bringen Tragflächen, Triebwerke und Fahrwerke an. Strukturbauteile aus Metall oder Leichtbauteile aus Kunststoff fügen sie z.B. durch Nieten, Schrauben, Kleben oder Schweißen zusammen. Im bzw. am Fluggerät montieren sie Systemkomponenten wie hydraulische oder elektrische Anlagen und führen Funktionstests und Funktionsmessungen durch. In der Kabine bauen sie Wandverkleidungen, Gepäckfächer, Sitze, Bordküchen und sanitäre Einrichtungen ein und nehmen die Bordsysteme in Betrieb. Sind sie in der Inspektion und Instandhaltung von Fluggeräten tätig, nehmen sie z.B. Sicherheitschecks auf dem Rollfeld vor, beheben akut aufgetretene Schäden bzw. Störungen und überholen Fluggeräte und -systeme im Rahmen der vorgeschriebenen Inspektionen.
Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Fluggerätmechaniker/innen der Fachrichtung Fertigungstechnik stellen Verkehrs-, Transport-, Militär- und Sportflugzeuge sowie Hubschrauber her.
Flug- und Raumfahrzeuge
Ob Passagier- oder Militärflugzeug, Rettungs- oder Transporthubschrauber, Raumsonde oder Weltraumrakete - sie alle werden unter dem Begriff Fluggerät zusammengefasst. Gebaut, ausgestattet und instand gehalten werden sie von Fluggerätmechanikern und Fluggerätmechanikerinnen der Fachrichtung Fertigungstechnik. Diese spezialisieren sich häufig auf einzelne Flugzeugmuster (Flugzeugtypen) und Arbeitsgebiete, wie z.B. die Ausrüstung von Fluggeräten.
Montage und Installation
In Betrieben, die Flugzeugbauteile nach Maß herstellen, überwachen Fluggerätmechaniker/innen z.B. vollautomatische Fertigungseinrichtungen: Hier werden Bauteile zugeschnitten, geformt und die Oberflächen behandelt. Derartige Bauteile, z.B. Bleche für die Außenhaut, Spanten und Stringer (Längsversteifungen) fügen die Fluggerätmechaniker/innen in der Strukturmontage zu Fluggerätteilen wie Tragflächen oder Flugzeugrümpfen zusammen. Zunächst führen sie Messungen durch und richten Werkstücke nach Bezugspunkten exakt aus. Je nach Material fügen sie die Bauteile dann durch Nieten, Schrauben, Schweißen oder Kleben zusammen. Dabei arbeiten sie mit computergestützten Fräs-, Bohr-, Senk-, Klebemaschinen oder mit Nietrobotern.
In der Ausrüstungsmontage montieren sie Systemkomponenten wie z.B. Rohrsysteme, Geräte und Ventile für die Klimaanlage, Kraftstoff- und Hydraulik- sowie Systeme der Flugsteuerung. Sie verlegen elektrische Leitungen und installieren elektrische Einrichtungen. Nach der Installation testen sie flüssigkeitsführende Systeme z.B. auf Dichtheit und prüfen mit Mess- und Prüfgeräten, ob Geräte und Anlagen einwandfrei funktionieren. Schließlich bauen sie Dämmmaterialien, Fußböden, Sitzschienen, Türen und Frachtraumklappen ein. In der Ausstattungsmontage bauen Fluggerätmechaniker/innen der Fachrichtung Fertigungstechnik z.B. die Kabineneinrichtung ein.
In der Endmontage fügen Fluggerätmechaniker/innen Rumpfsegmente zusammen, montieren Tragflächen, bauen Triebwerke, Leit- und Fahrwerk ein und führen abschließende Systemtests durch. Entsprechen die ermittelten Messwerte den Sollwerten, ist das Fluggerät auslieferbereit.
Wartung und Inspektion
Um die Sicherheit von Besatzung und Passagieren zu gewährleisten, werden Fluggeräte vor bzw. nach jedem Flug geprüft. Dabei gehen Fluggerätmechaniker/innen in der Regel nach Checklisten vor. Darüber hinaus finden in regelmäßigen Intervallen umfassende Wartungsarbeiten statt. Hierbei überholen Fluggerätmechaniker/innen z.B. Bauteile wie Tragflächen, Fahr- oder Triebwerke. Schritt für Schritt arbeiten sie Wartungspläne ab, die unter anderem auch Ein- und Ausbauanleitungen enthalten. Sie überprüfen hydraulische Systeme und Leitungen der Flugsteuerung, werten Bordcomputer aus, grenzen Fehler an Anlagen und Systemen ein und beheben sie. Metallische Bauteile, insbesondere auch Verbindungsstellen, untersuchen sie auf Anzeichen von Korrosion oder mechanische Beschädigungen. Dabei gehen sie äußerst akribisch vor, denn der kleinste Haarriss in einer Tragfläche kann während des Fluges zum Problem werden. Wenn sie Triebwerke kontrollieren, nehmen sie diese komplett auseinander und beurteilen die Einzelkomponenten. Beschädigte Teile oder Verschleißteile tauschen sie aus. Nach Reinigung der Einzelteile setzen sie das Triebwerk wieder zusammen und messen z.B. mithilfe von Prüf- bzw. Diagnoseständen, ob es einwandfrei funktioniert.
Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen
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an automatisierten Produktionslinien, die aus mehreren Arbeitsstationen bestehen, Bauteile, insbesondere Strukturbauteile, fräsen, umformen, wärmebehandeln und Oberflächen beschichten
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Strukturmontage durchführen
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für den exakten Einbau Bauteile z.B. mit Lasermessverfahren vermessen und ausrichten
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Baugruppen durch Schweißen, Verstiften, Verschrauben oder Kleben mit handgeführten - z.T. computergestützten - Maschinen und Geräten zusammenfügen
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Bauteile durch Nieten verbinden, dabei z.B. Nietroboter einstellen, bedienen bzw. überwachen, die von der Innen- wie der Außenseite Nietverbindungen herstellen
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Ausrüstungsmontage wahrnehmen
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Systemkomponenten einbauen, z.B. hydraulische Druckluftsysteme, Kraftstoff-, Klima-, Frisch- und Abwasseranlagen
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Anlagen der Flugsteuerung sowie der Fluggerätelektrik montieren
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Fußböden, Sitzschienen, Türen, Druckluftschotts und Frachtraumtore einbauen
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Ausstattungsmontage ausführen
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Außenwände und Fußböden mit Dämmmaterialien auskleiden, Wand- und Deckenverkleidungen einbauen, Fußbodenbeläge verlegen
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Sitze, Gepäckfächer, Küchen, sanitäre Einrichtungen, Sicherheitseinrichtungen (z.B. Feuerlöscher, Sauerstoffmasken) und Frachtraumsystem montieren
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Beleuchtungs-, Audio-, Video-, Rufanlagen und andere Sonderinstallationen einbauen
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Endmontage ausführen
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fertiggestellte Bauteile, z.B. Rumpfsegmente, zusammenfügen, Radkästen, Fahrwerk und Fahrwerkklappen einbauen
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Tragflächen montieren, Landeklappen einbauen, Leitwerk, z.B. Heck-, Seitenflossen, am Rumpf befestigen
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Elemente der Flugsteuerung montieren, z.B. Steuerruder sowie Auftriebshilfen, und mit den Cockpit-Steuerelementen verbinden
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Triebwerksaufhängungen und Triebwerke montieren, Triebwerke justieren
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Flugzeug in Betrieb nehmen, alle Einstellarbeiten ausführen, Einstellungsergebnisse dokumentieren
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Sicherheitschecks durchführen, Fluggerät in festgelegten Wartungsintervallen nach Wartungs- bzw. Reparaturanweisungen überholen
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mithilfe von Test- und Prüfgeräten Funktionsprüfungen an Baugruppen, Systemen bzw. ganzen Fluggeräten durchführen
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Inspektions-, Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten nach Instandhaltungsunterlagen durchführen
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Fehlerprotokolle der Bordcomputer auswerten
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Verschleißteile kontrollieren und ggf. austauschen
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Schäden an der Fluggerätstruktur, z.B. Risse, Korrosion oder Verformungen beheben
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Baugruppen, Systeme bzw. Fluggerät nach Reparatur- oder Instandhaltungsarbeiten prüfen und justieren
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Arbeiten am Fluggerät planen und vorbereiten
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technische Unterlagen der Hersteller lesen und durcharbeiten
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Werkzeuge, Messgeräte, Prüfeinrichtungen und Maschinen vorhalten, warten und pflegen
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Arbeitsschritte dokumentieren
Verdienst/Einkommen
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung (monatlich): € 3.325 bis € 3.654
Quelle:
Tarifsammlung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales
Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
Verdienst/Einkommen
Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.
Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:
Tätigkeitsbezeichnungen
Auch übliche Berufsbezeichnung/Synonym
Frühere Berufsbezeichnungen
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Fluggerätbauer/Fluggerätbauerin
(Ausbildungsberuf von 1983 bis 1997)
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Fluggerätmechaniker/Fluggerätmechanikerin (ohne Fachrichtungen)
(Ausbildungsberuf von 1983 bis 1997)
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Flugtriebwerkmechaniker/Flugtriebwerkmechanikerin
(Ausbildungsberuf von 1964 bis 1997)
Vergleichbare Berufsbezeichnung im deutschsprachigen Ausland
Österreich
Berufsbezeichnung in englischer Sprache
Berufsbezeichnung in französischer Sprache
Quelle der fremdsprachigen Berufsbezeichnungen: Bundesinstitut für Berufsbildung, Europass-Zeugniserläuterungen
Arbeitsorte
Fluggerätmechaniker/innen der Fachrichtung Fertigungstechnik arbeiten in erster Linie
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in Werkhallen
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auf dem Rollfeld
Arbeitssituation
Fluggerätmechaniker/innen der Fachrichtung Fertigungstechnik arbeiten bei der Überholung oder Herstellung von Fluggeräten mit handgeführten Maschinen und vollautomatischen Anlagen und Präzisionswerkzeugen. Dazu gehören z.B. Nietroboter, computergesteuerte Maschinen zum Fräsen oder Bohren und hochempfindliche Test- und Messgeräte. Sie schützen sich vor Verletzungen durch Sicherheitsschuhe oder -brille. Bei den Sicherheits- und Funktionschecks auf dem Rollfeld tragen sie Signalkleidung und Gehörschutz. Im Freien sind sie der Witterung ausgesetzt. In den Werk- und Wartungshallen kann es durch laufende Maschinen und Turbinen laut sein. Schweiß-, Lötrauch oder Klebstoffdämpfe liegen in der Luft. Bei Montage und Reparatur kommen sie mit Ölen und anderen Schmierstoffen in Kontakt. Da Standzeiten von Fluggeräten sehr kostenintensiv sind und nach Möglichkeit vermieden werden sollten, arbeiten Fluggerätmechaniker/innen oft im Schichtdienst. Bei Montageeinsätzen sind sie unter Umständen über einen längeren Zeitraum an anderen Standorten oder im Ausland tätig und während dieser Zeit von ihrem sozialen Umfeld getrennt.
Eine sorgfältige und exakte Arbeitsweise, Verantwortungsbewusstsein und technisches Verständnis sind notwendig, um die Verkehrssicherheit der Fluggeräte zu gewährleisten. Dazu halten die Fluggerätmechaniker/innen die Sicherheits- und luftfahrtrechtlichen Vorschriften unbedingt ein. Umsichtig berücksichtigen sie ihr Umfeld beim Schweißen und Fräsen, um Unfälle zu vermeiden. Flexibel stellen sie sich auf wechselnde Arbeitsbedingungen an unterschiedlichen Arbeitsorten ein. Die Arbeit kann körperlich anstrengend sein, wenn im Innenraum von Flugzeugen unbequeme Haltungen eingenommen und schwere Bauteile, etwa Triebwerke und Tragflächen, angehoben und im Team montiert werden müssen.
Arbeitsbedingungen im Einzelnen
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Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. Nietroboter und computergesteuerte Maschinen zum Fräsen und Bohren)
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Handarbeit (z.B. Metall bohren, fräsen, schweißen, löten)
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Tragen von Schutzkleidung, -ausrüstung (z.B. Sicherheitsschuhe und -brille)
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Arbeit in Werkstätten, Werk-/Produktionshallen
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Arbeit im Freien (z.B. auf dem Rollfeld)
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Arbeit bei Kälte, Hitze, Nässe, Feuchtigkeit, Zugluft (z.B. Flugzeuge auf dem Rollfeld warten und überholen)
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Arbeit bei Rauch, Staub, Gasen, Dämpfen (z.B. Dämpfe vom Schweißen, Kleben und Löten)
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Arbeit unter Lärm (z.B. Triebwerkslärm oder Maschinenlärm in Montagehallen)
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Arbeit mit Schmierstoffen (Öl, Fett) (z.B. bei der Reparatur von Triebwerken)
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Unfallgefahr (z.B. beim Schweißen oder Fräsen)
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Schichtarbeit
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häufige Abwesenheit vom Wohnort (bei Montageeinsätzen, auch im Ausland)
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häufig wechselnde Aufgaben und Arbeitssituationen (z.B. sich an wechselnde Arbeitsorte und -bedingungen bei Montageeinsätzen anpassen)
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Beachtung vielfältiger Vorschriften und gesetzlicher Vorgaben (Sicherheitsvorschriften, Arbeitsanweisungen und Vorgaben genau einhalten, um die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten)
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Präzisions-, Feinarbeit (z.B. Bohrungen und Gewinde einbringen)
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Arbeit unter Zwangshaltungen (z.B. im Bücken, Knien, Hocken im Innenraum von Flugzeugen)
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schweres Heben und Tragen (z.B. große und schwere Bauteile anheben)
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Gruppen-, Teamarbeit (z.B. mit anderen Fachkräften beim Montieren der Tragflächen und Triebwerksaufhängungen zusammenarbeiten)
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Verantwortung für Personen (z.B. Sicherheitsvorschriften in der Luft- und Raumfahrttechnik strikt beachten, um die Sicherheit von Besatzung und Passagieren zu gewährleisten)
Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel
Luftfahrzeuge, z.B.: Segel-, Leicht-, Passagier-, Militärflugzeuge, Hubschrauber, Raumfahrzeuge
Komponenten, Bauteile und Zubehör, z.B.: Rumpfsegmente, Tragflächen, Fahrwerke, hydraulische, elektrische und Druckluft-Anlagen, Holme, Spanten, Stringer, Rumpfschalen, Bleche, Fenster, Sitze, Türen, Wand- und Deckenverkleidungen, Bodenbeläge, Rohrleitungen, Kabel
Maschinen und Geräte, z.B.: Tafelscheren, Niet-, Schweiß- und Klebegeräte, Nietroboter, Lasermessgeräte, Multimeter, Nivelliergeräte, Druckmesser, PC
Unterlagen, z.B.: System- und Gerätedokumentationen, Wartungs- und Reparaturunterlagen, technische Zeichnungen, Schaltpläne, Prüf- und Testvorschriften, Sicherheits- und luftfahrtrechtliche Vorschriften
Arbeitsbereiche/Branchen
Fluggerätmechaniker/innen der Fachrichtung Fertigungstechnik finden Beschäftigung
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bei Herstellern von Fluggerät, insbesondere von Flugzeugen oder Hubschraubern
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in Zulieferbetrieben für Fluggerätteile und -systeme
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in Reparatur- und Instandhaltungswerkstätten von Fluggesellschaften und Flughäfen
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auf Luftwaffenstützpunkten der Bundeswehr
Branchen im Einzelnen