Aufgaben und Tätigkeiten kompakt
Handzuginstrumentenmacher/innen bauen handgezogene oder angeblasene Instrumente. Vor dem Bau erstellen sie Entwürfe oder entnehmen Vorgaben und Maße vorhandenen technischen Zeichnungen. Sie fertigen z.B. aus Holz oder Metall Gehäusebauteile sowie Bälge aus Pappe und montieren diese zusammen. Zudem bringen sie die Knöpfe, Tasten, Register, Stimmstöcke, Dichtungen sowie Klappen mit Rückholfedern an und bearbeiten die Instrumentenoberfläche. Dann prüfen sie die Klangqualität des fertigen Instruments und stimmen es. Zudem warten, pflegen und reparieren bzw. restaurieren sie defekte oder alte Instrumente und beraten Kunden.
Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Handzuginstrumentenmacher/innen stellen handgezogene Musikinstrumente wie Akkordeons, aber auch angeblasene Instrumente wie Mundharmonikas her und reparieren sie.
Ein großes Instrumentenpuzzle
Handzuginstrumente wie das Akkordeon oder das Bandoneon haben einen Balg, den man zudrückt und wieder aufzieht. Dadurch entsteht ein Luftstrom, der durchschlagende Zungen in Schwingung versetzt und so die Töne erzeugt. Ein Akkordeon kann aus bis zu 2.000 Einzelteilen bestehen, auch die Materialarten und -qualitäten sind vielfältig: Holz für das Gehäuse, Pappe für den Balg, Metalle, Leder, Textilien und Kunststoffe für das Zubehör. Da neben der Verarbeitung die Materialien bestimmen, wie das Instrument später klingt, überprüfen Handzuginstrumentenmacher/innen im Einkauf sorgfältig die Materialien und sprechen bei Kundenaufträgen mit musikalischem Einfühlungsvermögen Wünsche im Detail ab, etwa zu Stil, Form, Größe, Klangeigenschaften und Materialien, aber auch zum Preisrahmen. Darauf aufbauend erstellen sie detaillierte Entwürfe und Skizzen. Sie fertigen Einzelteile des Akkordeons hauptsächlich in Handarbeit, unterstützt von Säge-, Bohr- und Schleifmaschinen.
Gut gebaut, gut gestimmt
Selbst kleine Unachtsamkeiten führen dazu, dass das fertige Instrument keine einwandfreien Töne erzeugen wird. Daher benötigen Handzuginstrumentenmacher/innen handwerkliches Geschick und große Sorgfalt: Für das Gehäuse schneiden und sägen sie Holzteile zurecht und schleifen diese glatt. Im Spritzgieß- oder Tiefziehverfahren stellen sie Kunststoff- und Metallteile her. Millimetergenau setzen sie Boden, Luftdurchgänge und Tastatur in das Gehäuse, nieten Stimmzungen auf Stimmplatten und montieren die Bassmechanik. Sie beschichten die Stimmen mit Spezialwachs und montieren Knöpfe und Tasten. Für den Balg falten, heften und verleimen sie Pappe, setzen Lederecken ein, bringen eine Zierschicht aus textilem Gewebe oder tapetenartigem Material auf, runden die Balgecken ab, bringen Eckenschoner aus Metall und Verzierungen mit Kunstleder- und Papierstreifen an. Dann verleimen sie den Balg mit dem Rahmen, prüfen die Luftdichtheit und montieren alle Teile. Da Instrumente auch gut aussehen sollen, beizen oder lackieren Handzuginstrumentenmacher/innen die Holzoberflächen, überziehen diese mit Celluloid, furnieren sie mit Edelhölzern oder versehen sie mit Ornamenten, Bemalungen oder Gravuren, während sie Gehäuseteile aus Kunststoff oder Metall spritzlackieren. Beim abschließenden Stimmen benötigen sie ein gutes musikalisches Gehör, denn sie müssen jeden falschen Ton bemerken. Da sich bei Holzinstrumenten nach der Fertigstellung oft die Tonlagen ändern, stimmen Handzuginstrumentenmacher/innen mehrmals nach.
Möglichst lang guter Klang
Handzuginstrumentenmacher/innen erklären Kunden verständlich, worauf bei Handhabung und Pflege der Instrumente geachtet werden muss. Zudem reparieren oder restaurieren sie gewohnt sorgfältig und mit musikhistorischen Kenntnissen ältere - ggf. auch historisch wertvolle - Handzuginstrumente.
Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen
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Bau von handgezogenen Instrumenten wie Akkordeons sowie von angeblasenen Instrumenten wie Mundharmonikas und Melodicas vorbereiten
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Zeichnungen und Skizzen über das anzufertigende Instrument erstellen, ggf. am Computer
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Werkstoffe nach klang- und instrumentenspezifischen Gesichtspunkten auswählen, beispielsweise Holz, Metalle, Leder, Textilien, Kunststoffe oder auch Pappe
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Entwurf des jeweiligen Handzuginstruments nach den Vorstellungen des Auftraggebers erstellen; dabei äußere Form, Stil, Größe und Klangeigenschaften des Instruments berücksichtigen
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Gehäusebauteile für Bass- und Melodie-Seiten fertigen
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Holz und Holzwerkstoffe formatgerecht sägen und fräsen sowie anschließend eben schleifen
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Holzoberflächen mit Zelluloid überziehen, ggf. lackieren oder mit Edelhölzern furnieren
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ggf. Gehäuseteile aus Holz mit Ornamenten, Strasssteinen, Bemalungen, Schnitzereien und Gravuren versehen
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Kunststoff- und Metallteile spritzgießen, stanzen und im Tiefziehverfahren formen
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Gehäuseteile aus Kunststoff oder Metall spritzlackieren
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Gehäuseteile für die Montage vorbohren
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Bälge aus Pappe fertigen
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Pappe falten, pressen, zuschneiden, heften und verleimen
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Lederecken einsetzen und Zierschicht aus textilem oder tapetenartigem Gewebe aufbringen
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Balgecken abrunden und Metalleckenschoner anbringen
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Kunstleder- und Papierstreifen zur Verzierung aufleimen
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Balg mit Rahmen aus Holz oder Kunststoff verleimen
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Gehäuseteile und Balg zum fertigen Handzuginstrument montieren
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Stimmen mit Spezialwachs übergießen
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Knöpfe, Tasten, Register, Stimmstöcke, Dichtungen sowie filz- und lederbelegte Klappen mit Rückholfedern in Gehäuseteile montieren
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Gehäuseeinzelteile und Balg zusammenfügen, anschließend verleimen oder kleben, gegebenenfalls löten, oder mit Schrauben und Muttern verbinden
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Instrumentenoberfläche beizen, ölen, lackieren oder mattieren, anschließend maschinell und manuell polieren
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ggf. Tragriemen anbringen
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Instrument musikalisch, technisch und optisch kontrollieren
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beim Bau, Verkauf und Vertrieb die Einhaltung des internationalen Artenschutzabkommens (CITES) zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten beachten
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Instrument einstimmen und regulieren, unter Umständen mittels computergestützter Messverfahren
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alte, oft historisch wertvolle Instrumente reparieren und restaurieren
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Kunden beim Verkauf von neuen und gebrauchten Instrumenten beraten
Verdienst/Einkommen
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung (in der Stunde): € 18,72 bis € 20,22
Quelle:
Tarifsammlung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales
Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
Verdienst/Einkommen
Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.
Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:
Tätigkeitsbezeichnungen
Abweichende Berufsbezeichnungen der ehemaligen DDR
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Akkordeonfacharbeiter/Akkordeonfacharbeiter in
(Ausbildungsberuf von 1985 bis 1990)
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Mechaniker/Mechanikerin - Musikinstrumente (Tonzungeninstrumente)
(Ausbildungsberuf von 1970 bis 1985)
Vergleichbare Berufsbezeichnung im deutschsprachigen Ausland
Österreich
Berufsbezeichnung in englischer Sprache
Berufsbezeichnung in französischer Sprache
Quelle der fremdsprachigen Berufsbezeichnungen: Bundesinstitut für Berufsbildung, Europass-Zeugniserläuterungen
Arbeitsorte
Handzuginstrumentenmacher/innen arbeiten in erster Linie
Darüber hinaus arbeiten sie ggf. auch
Arbeitssituation
Handzuginstrumentenmacher/innen arbeiten trotz Maschineneinsatz viel mit der Hand. Bei manchen Arbeiten tragen sie Schutzkleidung, z.T. auch Atem- und Gehörschutz. Sie arbeiten in Werkstätten oder Produktionsräumen des Musikinstrumentenbaus sowie in Verkaufsräumen, wenn sie Kunden z.B. beim Kauf oder bei einer Reparatur beraten. Bei Schleifarbeiten entsteht Staub; Klebstoffe, Beizen, Lösemittel und Lacke können Dämpfe und Gerüche entwickeln und Säge- bzw. Schleifmaschinen erzeugen Lärm.
Um den Klang zu prüfen, müssen Handzuginstrumentenmacher/innen ihre Instrumente anspielen können. Hierfür benötigen sie musikalische Fähigkeiten und ein gutes Gehör. Mit Sinn für Ästhetik gestalten sie Oberflächen und verzieren ihre Instrumente. Sie müssen konzentriert und präzise arbeiten, denn selbst kleinste Ungenauigkeiten können den Klang eines Instruments beeinträchtigen.
Arbeitsbedingungen im Einzelnen
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Handarbeit (z.B. Stimmplatten auf den Stimmstock auflegen, Griffblech aufsetzen)
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Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. Sägen, Fräs- und Schleifmaschinen)
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Tragen von Schutzkleidung, -ausrüstung (z.B. Ohrenschutz beim Schleifen, Atemschutz beim Arbeiten mit Lacken und Lösungsmitteln)
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Arbeit in Werkstätten, Werk-/Produktionshallen
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Arbeit in Verkaufsräumen (z.B. Kunden bedienen und beraten)
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Arbeit bei Rauch, Staub, Gasen, Dämpfen (z.B. Staub durch Schleifarbeiten, Dämpfe durch Kleber und Lösungsmittel)
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Arbeit unter Lärm (z.B. bei der Arbeit an Bohr- oder Stanzmaschinen)
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Präzisions-, Feinarbeit (z.B. Knöpfe und Tasten reparieren, Klang des Instrumentes prüfen)
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Kundenkontakt (z.B. Kunden zu Einzelheiten wie Form, Stil, Größe und Klangeigenschaften von Handzuginstrumenten beraten)
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Verantwortung für Sachwerte (z.B. historisch wertvolle Instrumente restaurieren)
Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel
Produkte, z.B.: Akkordeons, Bandoneons, Mundharmonikas, Melodicas
Materialien und Hilfsstoffe, z.B.: Hölzer, Holzwerkstoffe, Kunststoffe, Metalle, Pappe, Filz, (Kunst-)Leder, Papier, Textilien, Zelluloid, Beize, Lacke, Spezialwachs, Strasse, Leim, Kleber, Poliermittel und -tücher
Maschinen, Geräte und Werkzeuge, z.B.: Bohr-, Stanz-, Fräs- und Schleifmaschinen, Stimmgeräte, PC, Sägen, Schraubzwingen, Feilen, Pinsel, Schnitzmesser, Schrauben, Muttern
Unterlagen, z.B.: Zeichnungen, Modellskizzen, Kalkulationen, Abrechnungen, Bestellungen, Artenschutzbestimmungen (CITES)
Arbeitsbereiche/Branchen
Handzuginstrumentenmacher/innen finden Beschäftigung
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in kleinen und mittleren Betrieben des Musikinstrumentenbaus, z.B. in der Herstellung und Reparatur von handgezogenen Musikinstrumenten
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bei Musikalienfachhändlern mit angeschlossener Reparaturwerkstatt
Branchen im Einzelnen