Aufgaben und Tätigkeiten kompakt
Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie untersuchen die Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen neuer Medikamente und dem Organismus von Lebewesen. Sie führen Arzneimittelbestimmungen in Körperflüssigkeiten des Menschen zur Steuerung der Therapie bzw. zur Erfassung und Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen durch und arbeiten in der Erprobung neuer Arzneimittel mit. Sie planen klinische Untersuchungen bzw. Langzeitprüfungen und definieren Bewertungskriterien für Wirksamkeitsprüfungen. In der pharmazeutischen, präklinischen sowie klinischen Entwicklung suchen sie nach neuen Wirkstoffen. Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie stellen auch unerwünschte und toxische Wirkungen von Arzneimitteln, Drogen und anderen Fremdstoffen fest. Zusätzlich zu ihren medizinischen Aufgaben führen Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie organisatorische bzw. verwaltende Arbeiten aus und erstellen Gutachten. Sie beaufsichtigen z.B. die Arzneimittelverwaltung oder den Bereich der Krankenhaushygiene. An Universitätskliniken arbeiten sie ggf. an Forschungsvorhaben mit. Für Tätigkeiten in Wissenschaft und Forschung ist eine Promotion oder ggf. Habilitation üblich.
Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie arbeiten auf dem Gebiet der Erprobung und Überwachung von Arzneimittelanwendungen am gesunden und kranken Menschen sowie der Prüfung der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik unter Berücksichtigung von Lebensalter, pathophysiologischen Besonderheiten, Applikationsformen und Wechselwirkungen bei der Anwendung verschiedener Pharmaka.
Anamnese und Diagnose
Zu den zentralen Aufgaben der klinischen Pharmakologie gehören die Pharmakokinetik und -dynamik. Um zu klären, ob ein Arzneimittel auslösend für eine bestimmte Reaktion verantwortlich ist, wird zunächst der Krankheitsverlauf (Anamnese) inklusive einer eingehenden Arzneimittelanamnese untersucht und dabei auch berücksichtigt, wie der fragliche Arzneistoff zuvor angewendet bzw. vertragen wurde. Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie führen u.a. therapeutisches Drug Monitoring durch, d.h., sie messen die Medikamentenkonzentration im Blut. Mit verschiedenen Untersuchungsmethoden engen sie den Kreis möglicher Vergiftungen durch toxische Stoffe, Drogen oder Arzneimittel ein und stellen dann eine Diagnose, auf deren Grundlage sie dann die weitere Behandlung entweder auf Arzneimittelbasis oder mit anderen Therapien (z.B. chirurgisch, diätisch) durchführen.
Forschung und Therapie
Zum Aufgabenfeld der Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie gehören auch die klinisch-pharmakologische Beratung von Ärzten und Ärztinnen in Fragen der Arzneimitteltherapie sowie die Diagnose und Behandlung von Störungen der Vitalfunktionen und von Vergiftungen einschließlich Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schocktherapie und elektrotherapeutischer Behandlung. Sie gewährleisten den rationalen Einsatz von Arzneimitteln im Hinblick auf die jeweiligen Patienten und erfassen und optimieren das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Pharmakotherapie in Kliniken. Dazu gehört es auch, neue Therapieformen (z.B. Zell-, Gen- und Plasmatherapie) frühzeitig zu kennen, klinisch zu prüfen und praktisch anzuwenden sowie eine korrekte Arzneimittelinformation in Medizin und Gesellschaft kompetent mitzugestalten.
Darüber hinaus nehmen Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie eine Schnittstellenfunktion zwischen Industrie und
Hochschule
ein. So lässt sich anwendungsorientierte Forschung im öffentlichen Interesse mit industriegeförderter Forschung zu beiderseitigem Nutzen verknüpfen. Im engen Zusammenhang damit steht eine weitere Schnittstellenfunktion: die Erleichterung des Datentransfers aus der Grundlagen- in die angewandte Forschung.
Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie sind auch in die Therapie von Patienten verantwortlich eingebunden. Nur so können Forschung und Lehre erfolgreich betrieben werden. Das zunehmende Alter der Bevölkerung und die damit verbundenen Krankheiten führen zu immer komplexeren Pharmakotherapien. Sie eröffnen zwar ein positiv zu bewertendes, weites Spektrum an Möglichkeiten, gehen aber leider häufig auch mit unübersichtlichen Interaktionen (Wechselwirkungen) von Arzneimitteln einher. Fachärzte und Fachärztinnen für klinische Pharmakologie greifen daher durch Einzelfallberatungen und Visiten konsiliarisch in die Pharmakotherapie ein.
Bereitschaftsdienste und Verwaltungsarbeiten
Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie müssen bei akuten Notfällen in ihrer Arbeitszeit flexibel sein. Arbeiten sie in der Klinik, fallen Schicht-, Nacht- und Bereitschaftsdienst sowie viele Überstunden an. Viel Zeit verbringen sie außerdem damit, Gutachten zu verfassen und Berichte zu erstellen oder auch Abrechnungsmodalitäten zu überwachen.
Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen
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Wissenschaftliche Forschung und Lehre (in der Regel mit Promotion oder Habilitation)
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an medizinischen Forschungsvorhaben mitwirken, insbesondere bei der Tätigkeit an Universitätskliniken
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Vorlesungen und Seminare vorbereiten und abhalten, Unterricht nachbereiten, ggf. Prüfungen abnehmen
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Forschungsberichte verfassen
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Erforschung von Arzneimitteln an Universitätskliniken, in Pharmaunternehmen und Labors, Begleiten von Arzneimittelstudien
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klinische Prüfungen von Arzneimitteln an Menschen in den Phasen I-IV planen und durchführen
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neue Substanzen pharmazeutisch, präklinisch und klinisch entwickeln
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pharmakokinetische Untersuchungen am Menschen durchführen
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Anamnese inklusive der Arzneimittelanamnese erheben
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Dosis-/Konzentrations-Wirkungsbeziehungen beurteilen
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Meldungen zur Arzneimittelsicherheit beurteilen, Nutzen und Risiko abschätzen
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Arzneimittel in Zusammenarbeit mit behandelnden Ärzten und Ärztinnen bewerten
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Messungen und Untersuchungen durchführen, z.B. Drug Monitoring
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Nebenwirkungen und Intoxikationen durch Medikamente erkennen
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Diagnose stellen und Behandlung einleiten: Medikamente verabreichen oder andere Therapien (z.B. chirurgisch oder diätisch) in die Wege leiten
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neue Therapieverfahren evaluieren
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akute Notfälle erkennen und behandeln, ggf. lebensrettende Maßnahmen ergreifen
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Patienten regelmäßig nachuntersuchen
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Verwaltungs- und Organisationsaufgaben erledigen
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in Krankenhäusern und Kliniken ggf. eine Station oder Abteilung leiten
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Therapieleitlinien erstellen, beurteilen und implementieren
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Aus- und Weiterbildung des medizinischen Nachwuchses und des Nachwuchses in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen organisieren bzw. durchführen
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Befunddokumentation
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Arzneimittelbehörden, Ethikkommissionen, nationale und internationale Gremien für Arzneimittel- und Chemiesicherheit beraten
Verdienst/Einkommen
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung im Tarifbereich öffentlicher Dienst (monatlich): € 6.980 bis € 8.964
Quelle:
Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern im Bereich der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (TV-Ärzte/VKA)
Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
Verdienst/Einkommen
Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.
Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:
Tätigkeitsbezeichnungen
Berufsbezeichnungen in englischer Sprache
Berufsbezeichnungen in französischer Sprache
Arbeitsorte
Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie arbeiten in erster Linie
Darüber hinaus arbeiten sie ggf. auch
Arbeitssituation
Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie tragen eine hohe Verantwortung, da z.B. eine fehlerhafte Analyse der Untersuchungsergebnisse negative Folgen für die Patienten haben kann. Sie müssen daher stets hochkonzentriert und präzise arbeiten. Bei der Durchführung von Testverfahren für Medikamente benötigen sie Einfühlungsvermögen, insbesondere im Umgang mit ängstlichen, nervösen und schmerzempfindlichen Patienten. Bei den Laboruntersuchungen z.B. sind sie meist eigenständig tätig, in Kliniken sind jedoch Absprachen mit anderen medizinischen Fachkräften zu treffen. Dabei ist ein klares Ausdrucks- bzw. Kommunikationsvermögen unentbehrlich.
Die Fachärzte und -ärztinnen handhaben feinste Instrumente und komplexe Geräte der Labortechnik. Sie sind überwiegend im Labor tätig, der Umgang mit den Probanden erfolgt in Behandlungsräumen. Verwaltungs-, Dokumentations- und gutachterliche Aufgaben erledigen sie in Büroräumen. In Kliniken sind sie nach festgelegtem Wechsel auch samstags sowie sonn- und feiertags tätig und leisten Schicht-, Nacht- und Bereitschaftsdienst.
Arbeitsbedingungen im Einzelnen
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Verantwortung für Personen (Fehler und ggf. negative gesundheitliche Folgen für die Patienten und Patientinnen vermeiden)
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Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. Mikroskope, Viskosimeter, Zentrifugen)
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Bildschirmarbeit (z.B. zur wissenschaftlichen Auswertung, Datenpräsentation, Simulation und Recherche)
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Präzisions-, Feinarbeit (z.B. Aufbringen von genau definierten Mengen der Testsubstanzen auf Objektträger)
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Umgang mit kranken und verletzten Menschen (z.B. bei einer Tätigkeit in einer Klinik)
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Gruppen-, Teamarbeit (z.B. mit Ärzten und Pflegekräften zusammenarbeiten)
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Tragen von Schutzkleidung, -ausrüstung (Einweghandschuhe und bei Bedarf Mundschutz bei Tätigkeiten im Labor)
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Arbeit im Labor (z.B. um die Wirkung von Stoffen direkt bei der Anwendung am Menschen zu erforschen)
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Arbeit in medizinischen Einrichtungen/Praxen
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Arbeit in Büroräumen (z.B. bei einer Tätigkeit in Gesundheitsämtern)
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Arbeit in Unterrichts-/Schulungsräumen (z.B. bei einer Lehrtätigkeit in Schulen des Gesundheitswesens)
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Umgang mit Chemikalien (z.B. bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe im Labor)
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Umgang mit mikrobiologischen Stoffen (z.B. beim Testen von Wirkstoffen)
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Infektionsgefahr (z.B. beim Analysieren von Blut- oder Gewebeproben)
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enger Körperkontakt mit Menschen (z.B. bei der Blutentnahme bei einer Tätigkeit in einer Klinik)
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gefühlsmäßig belastende Situationen und Tätigkeiten (mit schweren Schicksalen von Patienten konfrontiert werden)
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Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft
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Schichtarbeit (z.T. in Kliniken)
Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel
Im Mittelpunkt der Tätigkeit von Fachärzten und -ärztinnen für klinische Pharmakologie stehen Menschen mit z.T. schweren Erkrankungen. Um diese fachgerecht zu behandeln, werden u.a. folgende Arbeitsmittel eingesetzt:
Untersuchungsobjekte,, z.B.: Zellkulturen, Körperflüssigkeiten
Chemische Stoffe, z.B.: Testsubstanzen, Desinfektionsmittel
Laborausstattung und -zubehör, z.B.: Brutschränke, Lochfilter, Zentrifugen, Spektrofotometer, Laser-Mikroskope, Scanner, Chromatografieanlagen, Bildanalyse- und Visualisierungsrechner, Glasobjektträger, Reagenzgläser, Zentrifugenröhrchen, Zellkulturflaschen
Daten und Datenverwaltungssysteme, z.B.: Patientendaten und -datenbanken, pharmakologische Datenbanken
Unterlagen, z.B.: ärztliche Gutachten, Befunddokumentationen, Therapieleitlinien, Therapiepläne, Hygienevorschriften
Büroausstattung, z.B.: PC, Internetzugang, Telefon
Arbeitsbereiche/Branchen
Fachärzte und -ärztinnen für klinische Pharmakologie finden Beschäftigung in erster Linie
Darüber hinaus finden sie auch Beschäftigung
Branchen im Einzelnen
Auch denkbar: