Aufgaben und Tätigkeiten kompakt
Sattler/innen der Fachrichtung Reitsportsattlerei stellen nach Kundenwunsch Sättel, Zaumzeug, Pferdegeschirre und andere Sportartikel aus Leder her. Grundlage dafür sind neben ihren handwerklichen Fertigkeiten auch ihre Kenntnisse der Anatomie und der Bewegungsabläufe von Pferden. Hauptsächlich verarbeiten sie Leder, aber auch Textilien und Kunststoffe.
Wenn sie z.B. einen Sattel anfertigen, nehmen sie zunächst am Pferd Maß und beobachten seine Bewegungen. Anhand der ermittelten Maße fertigen Sattler/innen der Fachrichtung Reitsportsattlerei Schablonen für den Zuschnitt an. Anschließend schneiden sie die Einzelteile zu, schärfen die Lederkanten und schlagen sie ein. Dann fügen sie die Lederteile durch Nähen, Kleben, z.T. auch Klammern, zusammen und polstern den Sattel auf. Die Näharbeiten führen sie entweder von Hand oder mit Maschinen aus. Schnallen und Beschläge komplettieren Sattel und Geschirr.
Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Reitsportsattlerei stellen Sättel, Geschirre und andere Reitsportartikel her, passen sie an und reparieren sie.
Fest im Sattel: Maßarbeit für Reiter und Pferd
Sattler und Sattlerinnen der Fachrichtung Reitsportsattlerei sorgen dafür, dass Sättel individuell an Pferd und Reiter angepasst sind. Sie fertigen aber nicht nur Sättel in allen Variationen an. Auch Zaumzeug, Geschirr für Zugpferde, Hundeleinen und sogar Boxhandschuhe oder Turngeräte aus Leder können zu ihren Erzeugnissen gehören.
Dabei müssen sie nicht nur handwerkliches Geschick und Präzision mitbringen. Ebenso wichtig ist es, Kunden kompetent beraten zu können, denn die Palette an Ausrüstung und Zubehör ist so vielfältig wie der Reitsport selbst: vom Dressursattel bis zum Westernsattel, von Trense und Halfter bis zum aufwändig gearbeiteten Geschirr für Gespanne.
Im Gespräch mit dem Kunden gilt es beispielsweise zu klären, welches Sattelmodell für welche Anforderungen passt. Wie soll der Sattel geformt sein? Welches Material ist das richtige? Nicht selten lahmt ein Pferd, weil der Sattel schlecht angepasst ist. Sattler/innen besitzen Kenntnisse über Körperbau und Bewegungsabläufe von Pferden, welche sie bei der Anfertigung von Sätteln berücksichtigen.
Leder auf Trab bringen: Zuschneiden, Nähen, Aufpolstern, Reparieren
Leder wird von Sattler/innen meist per Hand bearbeitet. Nach Maß und mithilfe von Schablonen, ggf. auch digital steuerbaren Schablonenmaschinen, schneiden sie es in der Werkstatt zu. Sie kanten das Leder auf, schärfen - d.h. verdünnen - die Kanten, lochen und vernähen es. Die Nähte sind Präzisionsarbeit. Die Sattler/innen stechen zuerst die Löcher mit einer scharfen Ahle vor und führen dann die Nadel in gleichmäßigen Stichen hindurch. Nähte, die Sattel und Geschirr zusammenhalten oder als Ziernähte dekorieren, werden auch mit der Maschine angefertigt.
Die Einzelteile verbinden und verzieren die Sattler/innen mit Ösen, Nieten und Beschlägen. Dazu durchstoßen sie das Leder mit Lochzangen und Locheisen. Die Metallbeschläge, Klammern und Schnallen befestigen sie mithilfe von Sattlerhämmern und Nietenpressen. Leder ist nicht ihr einziges Arbeitsmaterial. Auch Textilien, reißfeste Kunstfasern und Kunststoffe kommen zum Einsatz - und natürlich Polstermaterial: Sie füllen die Sättel mit Schaumstoff, Rosshaar oder synthetischen Fasern.
Alte und beschädigte Sättel reparieren oder restaurieren sie fach- und stilgerecht. Den fertigen Sattel oder das Geschirr passen sie individuell an. Dabei sind nicht nur handwerkliches Geschick und reitsportliches Fachwissen notwendig, sondern auch Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse der zwei- und vierbeinigen Kunden: Reiter und Pferd.
Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen
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Sattel- und Geschirrtyp nach Kundenwunsch auswählen und dafür benötigte Materialien bereitstellen
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Leder zuschneiden und bearbeiten
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Schablonen für den Zuschnitt anfertigen; Lederteile nach Schablonen zuschneiden, mittels Messer, Schere, Stoß- und Rundmesser, Schneide- oder Stanzmaschinen
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Zuschnitt ggf. aufgrund eines 3-D-Scans des Pferderückens mithilfe einer digital steuerbaren Schablonenmaschine anfertigen
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Lederkanten mit Schärfmesser oder -maschine schärfen, Falzbein oder Einschlagmaschine einschlagen, Kanten lochen und Schlaufen aufkeilen
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Lederteile, Synthetiks, Textilfutter, Gurte und Polsterstoffe von Hand oder mit der Maschine vernähen
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Handnähte mit der Ahle vorstechen
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Biesen-, Wulst-, Sattler-, Zier- und Einfassnähte von Hand oder mit Nähmaschinen anbringen
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Grobstichnähte an Lederriemen und Geschirren ausführen; Reitzeugteile mit Kordeleinlage und Verstärkungen nähen
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Polsterungen aus verschiedenen Polstermaterialien herstellen
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Polstermaterialien, wie Schaumstoff, Rosshaar oder Synthetikfasern, auswählen und zuschneiden
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Sättel aufpolstern, formen und verschließen
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Beschläge und Zubehör anbringen
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Geschirrteile und Lederelemente mit Nieten, Ösen und Schnallen versehen, z.B. mithilfe von Locheisen und Nietenpressen
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Beschläge, Schnallen und Verschlüsse anbringen
Sättel fertigstellen und nach anatomischen Merkmalen anpassen
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Kunden beraten und Pferdesportartikel verkaufen
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beschädigte und alte Sättel und Geschirre stilgerecht reparieren und restaurieren
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sonstige Sportartikel aus Leder herstellen und reparieren, z.B. Bälle, Handschuhe oder Turngeräte
Verdienst/Einkommen
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung (monatlich): € 2.382
Quelle:
Tarifsammlung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales
Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
Verdienst/Einkommen
Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.
Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:
Tätigkeitsbezeichnungen
Auch übliche Berufsbezeichnung/Synonym
Abweichende Berufsbezeichnungen der ehemaligen DDR
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Facharbeiter/Facharbeiterin für Lederwaren (Feintäschner/Feintäschnerin)
(Ausbildungsberuf von 1970 bis 1990)
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Facharbeiter/Facharbeiterin für Lederwaren (Industriesattler/Industriesattlerin)
(Ausbildungsberuf von 1970 bis 1990)
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Facharbeiter/Facharbeiterin für Lederwaren (Täschner/Täschnerin)
(Ausbildungsberuf von 1970 bis 1990)
Frühere Berufsbezeichnungen
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Feinsattler/Feinsattlerin
(Ausbildungsberuf von 1950 bis 2005)
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Sattler/Sattlerin (ohne Fachrichtungen)
(Ausbildungsberuf von 1936 bis 2005)
Vergleichbare Berufsbezeichnungen im deutschsprachigen Ausland
Schweiz
Österreich
Berufsbezeichnung in englischer Sprache
Berufsbezeichnung in französischer Sprache
Quelle der fremdsprachigen Berufsbezeichnungen: Bundesinstitut für Berufsbildung, Europass-Zeugniserläuterungen
Arbeitsorte
Sattler/innen der Fachrichtung Reitsportsattlerei arbeiten in erster Linie
Darüber hinaus arbeiten sie ggf. auch
Arbeitssituation
Sattler/innen der Fachrichtung Reitsportsattlerei arbeiten vielfach mit Handwerkzeugen, z.B. mit Stanzmesser, Reifelholz, Nadel und Schere. Zum Einsatz kommen jedoch auch Maschinen und Geräte wie Stanz-, Zuschneide- und Nähmaschinen oder Druckluft-, Niet- und Nagelgeräte. Je nach Aufgabenstellung tragen die Sattler/innen Schutzkleidung, etwa Atemschutzmaske oder Gehörschutz. Denn die laufenden Maschinen in den Werkhallen und -stätten erzeugen Lärm und Vibrationen, die verwendeten Klebstoffe können beißende Dämpfe entwickeln. Beim Verschweißen der Kunststofffolien und beim Wachsen und Imprägnieren der fertigen Sättel entstehen zudem unangenehme Gerüche. Wenn die Sattler/innen vor Ort bei Kunden an deren Pferden Maß nehmen oder ihre Bewegungen beobachten, sind sie in Stallungen oder im Freien tätig und dort den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen ausgesetzt. In Handwerksbetrieben gehört auch der Umgang mit Kunden zu ihren Aufgaben. Ist ein Ladengeschäft angegliedert, kann Samstagsarbeit anfallen. Insbesondere in Unternehmen der Sportartikelindustrie ist Schichtarbeit üblich.
Um Produkte herzustellen, die den Qualitätsanforderungen gerecht werden, sind handwerkliche Fähigkeiten, ein gutes Auge und eine sorgfältige Arbeitsweise notwendig. Das Gestalten von optisch ansprechenden Sätteln, Geschirren und anderen Reitsportartikeln erfordert Geschicklichkeit, Kreativität und Sinn für Ästhetik. Kunden beraten die Sattler/innen serviceorientiert z.B. zu Gestaltungsmöglichkeiten von Sätteln und Geschirren.
Arbeitsbedingungen im Einzelnen
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Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. Schneide-, Klebe-, Niet-, Sattlernähmaschinen)
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Handarbeit (z.B. Schablonen für den Zuschnitt von Sätteln, Geschirren und anderen Reitsportartikeln anfertigen, Lederteile nach Schablonen zuschneiden, Sättel aufpolstern, formen und verschließen, Beschläge und Zubehör anbringen)
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Tragen von Schutzkleidung, -ausrüstung (z.B. Atemschutzmaske, Gehörschutz)
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Arbeit in Werkstätten, Werk-/Produktionshallen
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Arbeit im Freien
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Arbeit in Verkaufsräumen (z.B. Verkauf von Pferdesportartikeln im Ladengeschäft)
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Arbeit unter Lärm (z.B. Maschinenlärm)
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Arbeit bei Rauch, Staub, Gasen, Dämpfen (z.B. Dämpfe der verwendeten Klebstoffe)
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Arbeit unter Geruchseinfluss (z.B. durch Verschweißen von Kunststofffolien)
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Arbeit bei Kälte, Hitze, Nässe, Feuchtigkeit, Zugluft (z.B. beim Maßnehmen am Pferd im Stall oder auf der Weide)
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Präzisions-, Feinarbeit (z.B. Ziernähte anfertigen)
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Kundenkontakt (z.B. Kunden hinsichtlich verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten beraten)
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Schichtarbeit (v.a. in Industriebetrieben)
Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel
Erzeugnisse, z.B.: Sättel, Zaumzeug, Pferdegeschirre
Werk- und Hilfsstoffe, z.B.: Holz, Aluminium, Kunststoffe, Leder, Schaumstoffe, Polsterwatten, synthetische Fasern, Farben, Imprägniermittel, Wachs, Polituren
Maschinen, z.B.: Stanzautomaten, Zuschneide-, Schärf-, Reifel-, Spezialnäh-, Schweiß-, Einbügel-, Niet- und Nagelmaschinen, ggf. digital steuerbare Schablonenmaschinen
Werkzeuge und Zubehör, z.B.: Stanzmesser, Schärfmesser, Reifelhölzer, Einbügelzangen, Niethämmer, Ahlen, Nadeln, Schnallen, Verschlüsse, Nieten, Ösen, Schnittschablonen
Unterlagen, z.B.: Musterzeichnungen, Entwürfe, ggf. 3-D-Computermodelle (von Pferderücken), Arbeits- und Gesundheitsschutzbestimmungen
Arbeitsbereiche/Branchen
Sattler/innen der Fachrichtung Reitsportsattlerei finden Beschäftigung
Branchen im Einzelnen
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Leder, Schuhe
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Sportgeräte, Spielwaren