Aufgaben und Tätigkeiten kompakt
Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik verändern und prüfen die Eigenschaften von Werkstücken aus Stahl, Gusseisen, Kupfer oder Aluminium. Ihren Arbeitsaufträgen entnehmen sie beispielsweise den Härtegrad oder die Zugfestigkeit, die ein Werkstück durch Wärmebehandlung erhalten soll. Entsprechend wählen sie Wärmebehandlungsverfahren aus, z.B. Härten, Vergüten, Glühen oder Oberflächenhärten, bereiten Wärmebehandlungsanlagen vor und beschicken diese mit den Werkstücken. Sie überwachen und steuern die Anlagen. Vor, während und nach der Behandlung nehmen sie Proben und untersuchen deren Eigenschaften. Stellen sie Fehler oder Abweichungen von den Vorgaben fest, analysieren sie die Fehlerursachen und veranlassen deren Behebung. Zudem pflegen und warten sie Werkzeuge, Mess- und Laborgeräte sowie Wärmebehandlungsanlagen.
Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik planen, steuern und überwachen Wärmebehandlungsprozesse wie das Härten oder Vergüten metallischer Werkstücke. Sie prüfen Werkstoffe auf ihre Eigenschaften und wirken bei der Entwicklung von Materialien mit neuen bzw. verbesserten Eigenschaften mit.
Stoffeigenschaften ändern
Durch Wärmebehandlung, d.h. durch Einwirkung hoher Temperaturen über einen bestimmten Zeitraum und anschließendes kontrolliertes Abkühlen, lassen sich die Werkstoffeigenschaften von Metallen, Metalllegierungen, Kunststoffen oder Kompositwerkstoffen beeinflussen. Je nach Arbeitsauftrag wählen Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik das geeignete Verfahren aus. Ist beispielsweise eine Gefügeumwandlung beabsichtigt, z.B. das Härten von Werkzeugstahl, geschieht dies durch thermische Verfahren wie Glühen und schnelles Abkühlen der Werkstücke. Um den nun sehr spröden Werkstücken Zähigkeit zu geben, erfolgt anschließend das Vergüten. Dabei wird das Werkstück nochmals auf eine bestimmte Temperatur erhitzt und wieder abgekühlt. Soll nur die Oberfläche verändert werden, wählen die Werkstoffprüfer/innen thermochemische Verfahren, z.B. Nitrieren oder Diffusionsverfahren wie Chromieren oder Beschichtungsverfahren. Um die Eigenschaften metallischer Werkstoffe durch Wärmebehandlung ändern zu können, sind z.T. hohe Temperaturen erforderlich.
Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik geben an den - häufig computergesteuerten - Wärmebehandlungsanlagen die Temperatur ein, die im Ofen erreicht werden muss, und stellen die Dauer des Härteverfahrens ein. Während der Wärmebehandlungsprozesse überwachen sie die Anzeigen und Prozessdaten der Anlagen. Gegebenenfalls regulieren sie Einstellungen nach, beispielsweise um sicherzustellen, dass der Temperaturanstieg in den Werkstücken gleichmäßig verläuft, damit sie sich nicht verziehen. Da es durch zu viel Sauerstoff bei der Verbrennung u.a. zu Verfärbungen oder Oberflächenbeschädigungen kommen kann, regulieren die Werkstoffprüfer/innen die Ofenatmosphäre, d.h., sie neutralisieren den Sauerstoff z.B. durch Zufuhr von Schutzgasen oder erzeugen ein Vakuum. Bei thermochemischen Verfahren, u.a. zur Oberflächenbeschichtung, dosieren und regulieren sie die Beigabe z.B. von Ammoniak, Bor oder Chrom. Je nach Material bzw. gewünschten Eigenschaften wählen und überwachen sie nach der Wärmebehandlung das Abkühlverfahren, etwa durch Abschrecken der Werkstücke in Salzwarmbädern. Gegebenenfalls behandeln sie Werkstücke auch nach. Zu ihren Aufgaben gehört ebenso das Pflegen, Reinigen und Warten von Arbeitsgeräten, Werkzeugen, Maschinen und Anlagen.
Messen, Prüfen, Auswerten
Vor Wärmebehandlungsprozessen prüfen Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik Stähle, Gusswerkstoffe oder Nichteisenmetalle und beurteilen, für welche Wärmebehandlungsverfahren sie geeignet sind bzw. ob sie Fehler aufweisen. Nach der Behandlung prüfen sie beispielsweise, ob sich Werkstücke verformt haben, denn durch die hohen Temperaturen in den Öfen kommt es u.U. zu Materialschwund oder -verzug. Sie prüfen, ob das veränderte Gefüge eines Werkstoffs den Vorgaben entspricht, kontrollieren Härtungstiefen oder die Tiefe von Beschichtungen.
Bei ihren Prüfungen wenden sie mechanische, technologische und physikalische Methoden an. Sie benutzen unterschiedliche Prüfgeräte und Maschinen zur Bestimmung der Härte sowie Ultraschallgeräte und Computertomografieanlagen. Je nach Prüfverfahren arbeiten sie auch mit z.T. gefährlichen Chemikalien. Mit mechanischen Methoden, z.B. durch Zugversuche oder Bruchtests, prüfen sie, ob Bauteile den gewünschten Grad an Härte und Zähigkeit besitzen. Wie die Proben im Idealfall beschaffen sein sollen, entnehmen sie den jeweiligen Prüfvorgaben, Normtabellen und Gütevorschriften. Sie arbeiten sehr genau, achten auf kleinste Maß- und Normabweichungen, berechnen Kennwerte und vergleichen Soll- und Ist-Zustände. Ihre Versuchsergebnisse werten sie am Computer aus und halten sie in Ergebnisprotokollen fest. Abweichungen und Fehlern gehen sie auf den Grund: Gab es Unregelmäßigkeiten oder Abweichungen bei der Ofentemperatur? Ist das Ausgangsmaterial fehlerhaft? Haben Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik die Fehlerursache gefunden, veranlassen sie deren Behebung. Beispielsweise müssen Anlagen neu justiert oder Bauteile ausgetauscht werden. Neben der Feststellung von Fehlerursachen dienen die Analysen der Entwicklung neuer Werkstoffe oder der Erprobung neuer Verwendungszwecke.
Neue Werkstoffe
Im Bereich Forschung und Entwicklung führen Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik z.B. Untersuchungsreihen durch, um zu testen, wie sich unterschiedliche Werkstoffe durch Wärmebehandlungsverfahren beeinflussen lassen und wie bestimmte Eigenschaften erreicht werden können. Dies kann z.B. im Automobil- bzw. Luftfahrzeugbau die Entwicklung von Bauteilen aus Aluminium, Titan oder Kompositwerkstoffen sein, die sehr leicht sind, aber großen Belastungen standhalten können.
Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen
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Wärmebehandelbarkeit von Stählen, Gusswerkstoffen und Nichteisenmetallen beurteilen, Eigenschaften und Zusammensetzung sowie eventuelle Materialfehler analysieren
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aus Arbeitsaufträgen vorgesehene Materialeigenschaften wie Härtegrad oder Zugfestigkeit entnehmen
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Wärmebehandlungsverfahren auswählen, z.B. Härten, Vergüten, Glühen, Oberflächenhärten, Arbeits- und Prüfabläufe planen
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Wärmebehandlungsanlagen, z.B. Kammer- oder Vakuumöfen, vorbereiten und mit Werkstücken beschicken
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Wärmebehandlungsprozesse steuern und überwachen, z.B. hinsichtlich Temperaturverlauf, Temperaturverteilung und Ofenatmosphäre
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Prozessdaten während der Wärmebehandlung beobachten, erfassen und anschließend auswerten
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Abkühlverfahren entsprechend den gewünschten Stoffeigenschaften auswählen
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Abkühlprozesse steuern, Werkstücke ggf. nachbehandeln
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vor, während und nach der Wärmebehandlung Proben nehmen und Werkstoffeigenschaften prüfen, dabei z.B. metallografische, mechanisch-technologische und analytische Verfahren anwenden
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bei Abweichungen von den Vorgaben bzw. Schadensfällen an Bauteilen Fehlerursachen analysieren und Behebung der Fehler veranlassen, Vorschläge zur Fehlervermeidung entwickeln
Verdienst/Einkommen
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung (monatlich): € 3.325 bis € 3.654
Quelle:
Tarifsammlung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales
Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
Verdienst/Einkommen
Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.
Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:
Tätigkeitsbezeichnungen
Abweichende Berufsbezeichnung der ehemaligen DDR
Frühere Berufsbezeichnungen
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Universalhärter/Universalhärterin
(Ausbildungsberuf von 1937 bis 1996)
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Werkstoffprüfer/Werkstoffprüferin (mit Schwerpunkten)
(Ausbildungsberuf von 1996 bis 2013)
Vergleichbare Berufsbezeichnung im deutschsprachigen Ausland
Österreich
Berufsbezeichnung in englischer Sprache
Berufsbezeichnung in französischer Sprache
Quelle der fremdsprachigen Berufsbezeichnungen: Bundesinstitut für Berufsbildung, Europass-Zeugniserläuterungen
Arbeitsorte
Werkstoffprüfer/in der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik arbeiten in erster Linie
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in Prüflabors
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beim Kunden
Darüber hinaus arbeiten sie ggf. auch
Arbeitssituation
Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik bedienen Öfen und andere Wärmebehandlungsanlagen zur Untersuchung der Eigenschaften metallischer Werkstücke. Gegebenenfalls setzen sie Chemikalien zu. Wartungsarbeiten führen sie mit Handwerkzeugen durch. Bei manchen Arbeiten tragen sie Schutzkleidung, z.B. Kittel und Schutzbrillen, ggf. auch feuerfeste Kleidung. Sie arbeiten in Prüflabors, Werkhallen und Büroräumen und gehen mit Chemikalien und mit Röntgengeräten um. Chemische Dämpfe und Gerüche, Hitze und Dämpfe an den Ofenanlagen sowie Maschinenlärm gehören zum Alltag. Schichtarbeit ist üblich.
Werkstoffprüfer/innen müssen genau beobachten können, verantwortungsbewusst und exakt arbeiten. Denn die zu prüfenden Werkstücke, z.B. Fahrzeugbauteile, müssen hohen Belastungen standhalten können. Dazu beachten sie z.B. Prüfvorgaben, Normtabellen und Gütevorschriften. Für das Einrichten und Instandhalten von Materialprüfungsgeräten und Wärmebehandlungsanlagen benötigen sie handwerkliche Fähigkeiten und technisches Verständnis, für mikroskopische Untersuchungen Geschicklichkeit und ein gutes Auge.
Arbeitsbedingungen im Einzelnen
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Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. Kammer- oder Vakuumöfen, um die Eigenschaften und Zusammensetzung von Werkstücken zu prüfen)
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Handarbeit (z.B. Beschicken von Wärmebehandlungsanlagen mit Werkstücken)
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Tragen von Schutzkleidung, -ausrüstung (je nach Arbeitsgang beispielsweise Handschuhe, Sicherheitsschuhe und ggf. feuerfeste Kleidung)
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Arbeit in Werkstätten, Werk-/Produktionshallen (Wärmebehandlungsprozesse steuern und überwachen)
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Arbeit im Labor (z.B. Materialuntersuchungen durchführen)
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Arbeit in Büroräumen (z.B. Arbeitsabläufe, Prüfverfahren und -ergebnisse dokumentieren und auswerten)
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Arbeit bei Kälte, Hitze, Nässe, Feuchtigkeit, Zugluft (hohe Behandlungstemperaturen in den Öfen)
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Arbeit bei Rauch, Staub, Gasen, Dämpfen (z.B. chemische Dämpfe)
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Arbeit unter Lärm (Maschinenlärm)
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Umgang mit Chemikalien (im Labor bei der Anwendung thermochemischer Verfahren)
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Umgang mit Strahlung (Untersuchungen mit Röntgengeräten durchführen)
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Arbeit unter Geruchseinfluss (z.B. chemische Gerüche)
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Arbeit bei künstlicher Beleuchtung
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Schichtarbeit
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Beachtung vielfältiger Vorschriften und gesetzlicher Vorgaben (z.B. Prüfvorgaben, Normtabellen und Gütevorschriften)
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Präzisions-, Feinarbeit (z.B. mikroskopische Untersuchungen durchführen)
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Verantwortung für Sachwerte (Bauteile, z.B. für Flugzeuge, Automobile oder Maschinen,auf große Belastbarkeit und Sicherheit prüfen)
Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel
Anlagen, Maschinen und Prüfgeräte, z.B.: Durchlaufanlagen, Induktions- und Flammhärteanlagen, Abkühleinrichtungen, Kammeröfen, Vakuumöfen, Schacht- und Topföfen, Ultraschallgeräte, Computertomografen, Messgeräte
Werkstoffe, z.B.: Stahl, Gusseisen, Nichteisenmetalle wie Kupfer, Aluminium, Titan
Werkzeuge und Hilfsstoffe, z.B.: Handwerkzeuge, Schmierstoffe, Chemikalien
Unterlagen, z.B.: Wartungspläne, technische Unterlagen, Arbeitsaufträge, Normvorgaben, Prüfvorschriften, Versuchsprotokolle, Tabellen, Diagramme, Berichte, technische Skizzen, Fachliteratur
Arbeitsbereiche/Branchen
Werkstoffprüfer/innen der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik finden Beschäftigung
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in Härtereien
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im Maschinen- und Anlagenbau
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in Unternehmen des Fahrzeug-, Schiff-, Luft- und Raumfahrzeugbaus
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bei Werkstoffprüfanstalten
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bei Materialforschungseinrichtungen
Branchen im Einzelnen
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Galvanik, Oberflächenveredlung
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Metallbearbeitung, Metallbau, Schweißen
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Herstellung von Metalltanks und -behältern; Herstellung von Heizkörpern und -kesseln für Zentralheizungen
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Herstellung von Dampfkesseln (ohne Zentralheizungskessel)
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Stahl- und Leichtmetallbau
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Maschinenbau, Werkzeugbau
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Herstellung von Maschinen für die Verarbeitung von Kunststoffen und Kautschuk
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Herstellung von Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen
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Herstellung von Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung
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Herstellung von Lagern, Getrieben, Zahnrädern und Antriebselementen
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Herstellung von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen
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Herstellung von Werkzeugmaschinen
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Kraftfahrzeuge
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Herstellung von Nutzkraftwagen und Nutzkraftwagenmotoren
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Herstellung von sonstigen Teilen und sonstigem Zubehör für Kraftwagen
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Herstellung von Personenkraftwagen und Personenkraftwagenmotoren
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Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenmotoren
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Herstellung von Karosserien, Aufbauten und Anhängern
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Luft-, Raumfahrzeuge
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Elektrische Anlagen und Bauteile
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Technische, physikalische, chemische Untersuchung
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Schiffe, Boote
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Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin
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Sonstige Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin, z.B. Materialforschungseinrichtungen
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Schienenfahrzeuge
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Zweiräder
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Öffentliche Verwaltung