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Ausbildungsberuf
Fachkraft - Lederverarbeitung

Nachfolgend findest Du viele Informationen über diesen Ausbildungsberuf.

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Die Tätigkeit im Überblick

Fachkräfte für Lederverarbeitung schneiden Leder und andere Werkstoffe zu. Sie bereiten einzelne Teile vor und fügen diese durch Nähen, Kleben oder Schweißen zusammen. Außerdem führen sie Zier- und Spezialnähte aus oder stellen Zubehör her und bringen es am fertigen Produkt an.

Die Ausbildung im Überblick

Fachkraft für Lederverarbeitung ist ein 2-jähriger anerkannter Ausbildungsberuf in der Industrie.

Arbeitsbereiche/Branchen

Fachkräfte für Lederverarbeitung finden Beschäftigung

  • in Betrieben der Schuhindustrie

  • in Betrieben der Lederwarenherstellung

  • in Sattlereien, die sich auf die Herstellung von Polster- bzw. Autositzbezügen aus Leder spezialisiert haben

Zugangsvoraussetzung

Zugang zur Tätigkeit

In der Regel benötigt man eine abgeschlossene Berufsausbildung als Fachkraft für Lederverarbeitung.

Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung

Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben.

Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung

Voraussetzung für den Zugang zu einer dualen Ausbildung ist ein Ausbildungsvertrag mit einem Ausbildungsbetrieb. Die Ausbildungsbetriebe suchen sich Auszubildende nach eigenen Kriterien (z.B. schulische Vorbildung) aus.

Jugendliche unter 18 Jahren müssen eine ärztliche Bescheinigung über eine Erstuntersuchung vorlegen.

Schulische Vorbildung in der Praxis

Im Jahr 2022 gab es sechs Ausbildungsanfänger/innen. Jeweils drei der zukünftigen Fachkräfte für Lederverarbeitung verfügten über einen Hauptschulabschluss bzw. einen mittleren Bildungsabschluss .

Quelle:

Die Angaben orientieren sich an den Informationen des Datensystems Auszubildende (DAZUBI) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

Wichtige Schulfächer

Vertiefte Kenntnisse in folgenden Schulfächern bilden gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung:

Werken:

Für das Ansteppen von Garnituren und Dekorationen sowie für das Einrichten und Warten von Maschinen sind Fähigkeiten in Werken wichtig.

Mathematik:

Mathematik, vor allem Rechnen, gehört zu den Grundlagenkenntnissen von Fachkräften für Lederverarbeitung. Die Grundrechenarten sowie die Dezimal-, Bruch-, Prozent- und Dreisatzrechnung sind beispielsweise für die Berechnung von Materialmengen oder für die Erstellung von Vorzeichnungen von Bedeutung.

Anerkennung von ausländischen Qualifikationen

Die Tätigkeit als Fachkraft für Lederverarbeitung ist nicht reglementiert.

Um mit einem im Ausland erworbenen Abschluss in diesem Beruf zu arbeiten, ist keine berufliche Anerkennung notwendig. Jedoch kann eine Feststellung der Gleichwertigkeit deutschen Arbeitgebern helfen, die im Ausland erworbenen beruflichen Fähigkeiten besser zu beurteilen.

Informationen zur Feststellung der Gleichwertigkeit bietet das Informationsportal der Bundesregierung zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen: www.anerkennung-in-deutschland.de

Zuständige Stellen sind die Industrie- und Handelskammern. Für die Antragstellung ist folgende zentrale Stelle eingerichtet worden:

IHK FOSA Ulmenstraße 52g 90443 Nürnberg D +49.911.815060 https://www.ihk-fosa.de info@ihk-fosa.de

Weiterführende Informationen zu Leben und Arbeiten in Deutschland:

Ausbildung

Ausbildungsinhalte

Im Ausbildungsbetrieb lernen die Auszubildenden beispielsweise:

  • wie man Werk- und Hilfsstoffe sowie Zubehör auf Qualität, Schäden und Fehler prüft und wie man sie sortiert und lagert

  • wie man Fehler beim Legen und Schneiden bzw. deren Folgen für die Weiterverarbeitung erkennt und beurteilt

  • wie Kanten gefärbt und eingeschlagen werden

  • was beim Prägen und Perforieren von Teilen zu beachten ist

  • welche Nähgarne und -zwirne, Nähnadeln und Nähfüße sowie Klebstoffe ausgewählt werden

  • wie Futterteile zusammengeklebt werden

  • wie Werk- und Hilfsstoffe zugeschnitten und ausgestanzt werden

  • wie man Spezialnähte nach Verwendungszweck zuordnet und auswählt

  • wie funktionelles Zubehör hergestellt wird, insbesondere Schlaufen, Bügel und Riemen

  • wie die Arbeitsergebnisse auf Aussehen, Funktion und Haltbarkeit geprüft werden

Darüber hinaus werden während der gesamten Ausbildung Kenntnisse über Themen wie Rechte und Pflichten während der Ausbildung, Organisation des Ausbildungsbetriebs und Umweltschutz vermittelt.

In der Berufsschule erwirbt man weitere Kenntnisse:

  • in berufsspezifischen Lernfeldern (z.B. Herstellen und Anbringen von Zubehör, Ausführen von Zier- und Spezialnähten, Zusammenfügen von Außen- und Futterteilen)

  • in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch und Wirtschafts- und Sozialkunde

Zusatzqualifikationen

Die Zusatzqualifikation "Europaassistent/in" eröffnet für Auszubildende mit einem mittleren Bildungsabschluss die Möglichkeit, interkulturelle Kompetenzen aufzubauen, Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und sich fachlich - über die Erstausbildung hinaus - zu bilden. Bestandteile der Zusatzqualifikation sind ein besonderer Berufsschulunterricht (z.B. Europäisches Waren- und Wirtschaftsrecht) und ein mehrwöchiges Praktikum im Ausland. Weitere Informationen erteilt z.B.:

Europaassistent/in

Zusatzqualifikationen

Zusatzqualifikationen, die man während der Ausbildung erwirbt, können den Berufseinstieg erleichtern. Sie umfassen z.B.:

  • Zusätzliche Inhalte, die nicht in der Ausbildungsordnung eines Berufs vorgeschrieben sind. Sie werden zu vielen unterschiedlichen Themen angeboten: AusbildungPlus: Portal für duales Studium und Zusatzqualifikationen in der beruflichen Erstausbildung

  • Kodifizierte Zusatzqualifikationen: berufsbezogene, in der Ausbildungsordnung eines Berufs verankerte Qualifikationseinheiten, die freiwillig gewählt werden können. Sie werden im Rahmen der Abschlussprüfung geprüft.

  • Schulabschlüsse (z.B. Fachhochschulreife)

Zusatzqualifikationen können ggf. auch im Ausland erworben werden.

Ausbildungsaufbau

Die Ausbildung wird parallel im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule durchgeführt. Der Berufsschulunterricht findet an bestimmten Wochentagen oder in Blockform statt.

Auszug aus dem Ausbildungsrahmenplan und dem Rahmenlehrplan

1. Ausbildungsjahr:

Ausbildung im Betrieb:

  • Beurteilen und Einsetzen von Werk- und Hilfsstoffen

  • Zuschneiden und Stanzen

  • Ausführen von Vorrichtarbeiten

  • Fügen von Einzelteilen

  • Herstellen und Anbringen von Zubehör

Ausbildung in der Berufsschule in den Lernfeldern:

  • Zuschneiden von Leder

  • Zuschneiden von Textilien

  • Vorrichten von Einzelteilen

  • Fügen von Innenteilen

Zwischenprüfung zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres

2. Ausbildungsjahr:

Ausbildung im Betrieb:

  • Vertiefen der Kenntnisse aus dem 1. Ausbildungsjahr

  • Ausführen von Zier- und Spezialnähten

  • Zusammenfügen von Außen- und Futterteilen

Ausbildung in der Berufsschule in den Lernfeldern:

  • Ausführen von Zier- und Spezialnähten

  • Fügen von Außenteilen

  • Zusammenfügen von Außen- und Futterteilen

  • Herstellen und Anbringen von Zubehör

Abschlussprüfung am Ende des 2. Ausbildungsjahres

Ausbildungsvergütung

Die Ausbildungsvergütung für eine duale Ausbildung wird vom Ausbildungsbetrieb gezahlt und richtet sich bei tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Auszubildenden ist eine angemessene Vergütung zu gewähren. Findet die Ausbildung in schulischer Form statt (z.B. an einer Berufsfachschule oder im 1. Ausbildungsjahr als Berufsgrundbildungsjahr BGJ), wird keine Ausbildungsvergütung gezahlt.

Beispiel Lederwaren- und Kofferindustrie (monatlich brutto):

1. Ausbildungsjahr: € 1.050

2. Ausbildungsjahr: € 1.090

Quelle:

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Stand August 2023

Die tarifvertragliche Regelung gilt für das gesamte Bundesgebiet.

Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.

Ausbildungsvergütung

Laut Berufsbildungsgesetz ist der Ausbildungsbetrieb verpflichtet, den Auszubildenden eine angemessene Ausbildungsvergütung zu gewähren. Zu deren Festlegung schreibt das Gesetz eine Mindestvergütung vor. Abweichungen davon sind nur im Rahmen der Regelungen des Gesetzes möglich.

Einfluss auf die Höhe der Ausbildungsvergütung haben der Ausbildungsbereich (z.B. Industrie und Handel, Handwerk), die Branche und die Region, in denen die Ausbildung erfolgt.

Ausbildungskosten

Für die Durchführung der Ausbildung werden keine Kosten erhoben. Der ausbildende Betrieb stellt die für den betrieblichen Teil der Ausbildung benötigten Ausbildungsmittel zur Verfügung und bezahlt die Prüfungsgebühren.

Soweit nicht anders geregelt, müssen die Auszubildenden die Kosten der Lernmittel für den Unterricht in der Berufsschule und für Berufskleidung selber tragen. Zudem können Kosten entstehen, wenn Ausbildungsstätten vom Wohnort entfernt sind.

Förderungsmöglichkeiten

In bestimmten Lebenssituationen können die Auszubildenden Berufsausbildungsbeihilfe erhalten.

Weitere Informationen:

Berufsausbildungsbeihilfe (BAB)

Ausbildungsdauer

2 Jahre

Ausbildungsdauer - Verkürzungen/Verlängerungen

Ausbildungsdauer

Bei einer Ausbildung in Vollzeit beträgt die Ausbildungsdauer 2, 3 oder 3,5 Jahre. Wenn es im Berufsausbildungsvertrag vereinbart wird, kann die Ausbildung ggf. auch in Teilzeit durchgeführt werden. Dadurch verlängert sich die Ausbildungsdauer, höchstens jedoch bis zum Eineinhalbfachen der Dauer, die für die betreffende Ausbildung in Vollzeit festgelegt ist.

Ausbildungsverkürzungen und -verlängerungen

Ausbildungsverkürzungen und -verlängerungen sind im Berufsbildungsgesetz sowie ggf. in der jeweiligen Ausbildungsordnung geregelt.

Verkürzung:

Wenn das Ausbildungsziel auch in kürzerer Zeit erreicht werden kann, besteht die Möglichkeit, die Ausbildungszeit zu verkürzen. Auszubildende und Ausbildungsbetrieb müssen hierfür gemeinsam einen Antrag an die zuständige Stelle (z.B. die jeweilige Kammer) stellen.

Wer bereits einen entsprechenden berufsbildenden Bildungsgang besucht hat, kann sich diesen ggf. auf seine Ausbildung anrechnen lassen. Die Bundesländer bestimmen die jeweiligen Anrechnungsmöglichkeiten.

Landesregelungen zur Anrechnung von schulischen Berufsgrundbildungsjahren bzw. Berufsfachschulausbildungen auf die Ausbildungszeit liegen aus folgenden Bundesländern vor:

Hinweis: Diese Angaben gelten für anerkannte Ausbildungsberufe. Für den Beruf Schiffsmechaniker/in gelten abweichende Regelungen.

Verlängerung:

In Ausnahmefällen kann die zuständige Stelle die Ausbildungszeit verlängern, wenn dies erforderlich ist.

Anrechnungs- und Fortsetzungsmöglichkeiten

Nach bestandener Abschlussprüfung im Beruf Fachkraft für Lederverarbeitung kann die Berufsausbildung ggf. in den darauf aufbauenden Ausbildungsberufen Schuhfertiger/in, Maßschuhmacher/in der Fachrichtung Schaftbau oder Sattler/in fortgesetzt werden.

Abschluss-/Berufsbezeichnungen

Abschlussbezeichnung

Fachkraft für Lederverarbeitung

Ausbildungssituation

Auf folgende Bedingungen und Anforderungen sollte man sich einstellen:

Im Betrieb

  • Praktische Mitarbeit (unter Anleitung): z.B. Lederkanten schärfen oder verdünnen, Spezialnähte anbringen, Etuis und Beutel mit Schlaufen und Riemen versehen

  • Umgebung: in Werkstätten und -hallen bei Maschinenlärm und unter Geruchseinfluss

  • Kleidung: Schutzkleidung, z.B. Handschuhe, Atem- und Gehörschutz

  • Arbeitszeit: in Industriebetrieben Schichtarbeit

  • Anforderungen:

    • Geschicklichkeit und Auge-Hand-Koordination (z.B. bei Näh- und Stepparbeiten bei der Fertigung von Schuhen und Lederwaren)

    • Sorgfalt (z.B. beim Spalten und Egalisieren der Lederzuschnitte)

    • Handwerkliches Geschick (z.B. beim Anbringen von Reißverschlüssen)

    • Technisches Verständnis (z.B. beim Bedienen und Warten der Maschinen)

An der Berufsschule

Unterricht an einem oder zwei Tagen pro Woche oder als Blockunterricht

Ausbildungssituation

Ausbildungssituation im Betrieb

Bei einer dualen Ausbildung betreuen z.B. Ausbilder/innen die Auszubildenden und leiten sie bei der Mitarbeit im Betrieb an. Teile der praktischen Ausbildung können in Lehrwerkstätten durchgeführt werden.

Ausbildungssituation in der Berufsschule

In der Berufsschule werden z.B. Klassenarbeiten oder Tests geschrieben. Außerdem müssen die Auszubildenden für die Vorbereitung auf die Zwischen- und Abschluss- bzw. Gesellenprüfung Zeit einplanen.

Der Berufsschulunterricht findet ein- bis zweimal pro Woche oder in Blöcken von beispielsweise drei oder vier Wochen statt. Wenn der Unterricht in überregionalen Fachklassen durchgeführt wird, sind die Auszubildenden während dieser Zeit z.B. in einem Internat untergebracht und dadurch von Familie und Freunden getrennt.

Lernorte

Fachkräfte für Lederverarbeitung werden im dualen System ausgebildet.

Lernorte sind

  • Ausbildungsbetrieb (i.d.R. Betriebe der Schuhindustrie, der Leder- und Kunstwarenherstellung, Sattlereien): Produktionshallen, Werkstätten

  • Berufsschule : Unterrichtsräume

Hinweis: Der Berufsschulunterricht wird teilweise in länderübergreifenden Fachklassen durchgeführt, derzeit:

  • für die Länder Bayern, Brandenburg (Auszubildende aus dem Umkreis Berlin besuchen nach Absprachen zwischen Berlin und Brandenburg die Berufsschule Berlin), Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Pirmasens (Rheinland-Pfalz)

    Berufsbildende Schule Pirmasens Adlerstraße 31 66955 Pirmasens D +49.6331.24010 +49.6331.240120 http://www.bbspirmasens.de info@bbspirmasens.de

Quelle: Übersicht länderübergreifender Fachklassen (Stand: 21.03.2024)

Ausbildung im Ausland

Um Teile der Ausbildung im Ausland zu absolvieren, bietet sich zum Beispiel folgende Möglichkeit:

Verschiedene europäische Länder

Auslandspraktikum im Rahmen der Zusatzqualifikation "Europaassistent/in"

Dauer: mindestens 3 Wochen

Zugangsvoraussetzung: mittlerer Bildungsabschluss

Weitere Informationen z.B.: Europaassistent/in

Ausbildung im Ausland

Das Berufsbildungsgesetz eröffnet grundsätzlich die Möglichkeit, Teile der Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf im Ausland zu absolvieren. Je nach Ausbildungsberuf gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Ausbildung im Ausland:

  • duale Ausbildungen, bei denen Auslandsaufenthalte grundsätzlich im Ausbildungsvertrag vereinbart werden (Dauer: bis zu ein Viertel der Ausbildungsdauer)

  • Austauschprogramme und Auslandspraktika, z.B. mit Förderung über das Programm Erasmus+:

  • internationale Zusatzqualifikationen (z.B. Europaassistent/in)

Gegebenenfalls kann man auch eine vollständige Ausbildung im Ausland absolvieren.

Weitere Informationen zu beruflichen Auslandserfahrungen: Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit

Dokumentation beruflicher Auslandserfahrungen

Im Ausland absolvierte Ausbildungs- und Lernabschnitte kann man im Europass dokumentieren lassen.

Weitere Informationen: Europass

Tätigkeit

Aufgaben und Tätigkeiten kompakt

Fachkräfte für Lederverarbeitung stellen z.B. Schuhoberteile, Taschen, Kleinlederwaren, Polster- oder Autositzbezüge her. Dazu verwenden sie fertige Lederwarenhalbzeuge oder schneiden einzelne Lederteile zu. Die Einzelteile sowie Außen- und Futterteile fügen sie durch Naht-, Schweiß- oder Klebeverbindungen aneinander. Sie bringen Zier- und Spezialnähte sowie dekoratives und funktionelles Zubehör an den Lederwaren an. Zudem richten sie die zur Fertigung benötigten Maschinen und Anlagen ein, pflegen und warten sie.

Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)

Worum geht es?

Fachkräfte für Lederverarbeitung schneiden Leder und andere Werkstoffe zu. Sie bereiten einzelne Teile vor und fügen diese durch Nähen, Kleben oder Schweißen zusammen. Außerdem führen sie Zier- und Spezialnähte aus oder stellen Zubehör her und bringen es am fertigen Produkt an.

Schuhe, Taschen oder Sitzbezüge

Mit großer Fingerfertigkeit vernähen, verschweißen oder verkleben sie zugeschnittene bzw. ausgestanzte Leder- oder Kunstlederteile zu Schäften für Schuhe, zu Koffern, Geldbörsen oder Gürteln sowie zu Sitzbezügen für Kraftfahrzeuge. Dafür richten Fachkräfte für Lederverarbeitung zunächst die einzelnen Teile vor. Da nicht alle Oberlederteile mit der gleichen Materialstärke verarbeitet werden, muss zuerst mithilfe einer Spaltmaschine z.B. dickes Rindsleder in mehrere Schichten zerteilt werden. So verwendet man z.B. dünneres Leder für Besätze oder Polsterteile im Inneren des Schuhs, um den Tragekomfort zu erhöhen. Außerdem schärfen Fachkräfte für Lederverarbeitung das Leder, d.h. sie verdünnen die Lederkanten mit verschiedenen Schärfschnitten an einer Maschine. So lassen sich die Einzelteile besser verbinden und die Nähte tragen weniger auf. Damit das Leder besser in seiner Form bleibt, bekleben sie es z.B. auf der Rückseite mit Baumwollgewebe. Auch die Markierungen für die Steppnähte oder die Prägung mit dem Firmenlogo bringen sie an. Für Taschen und Koffer beispielsweise setzen sie Zubehörteile wie Schnallen, Schnürteile oder Reißverschlüsse ein. Um eine Niete anzubringen, pressen Fachkräfte für Lederverarbeitung das Nietoberteil mit dem -unterteil an einer Maschine zusammen.

Stich für Stich

Außerdem fügen sie einzelne Teile zusammen: Futterteile z.B. verbinden sie mit einfachem Steppstich oder mit einer Zickzacknaht, Oberleder verstärken sie an stark belasteten Stellen mit einer weiteren Naht. Für Keder-, Einfass-, Befestigungs- und Ziernähte wählen sie die geeigneten Nadeln aus, stimmen Stärke und Farbe der Nähfäden ab und stellen Fadenspannung und Stichlänge an der Maschine ein. Beim Nähvorgang arbeiten sie zügig, da die Nähmaschinen meist sehr schnell laufen. Fachkräfte für Lederverarbeitung fixieren dabei das Nähgut und achten darauf, mit konstanter Geschwindigkeit zu arbeiten, damit der Abstand zwischen den Nähten gleich bleibt. Verheddert sich einmal ein Faden, greifen sie schnell ein und beheben den Fehler. Abschließend kontrollieren sie, ob sie die Nähte auch akkurat gefertigt haben. Um Nahtstellen wasserdicht zu machen, verschmelzen sie synthetische Bänder über den Nähten. Dabei kommen Fachkräfte für Lederverarbeitung mit Klebern und Lösungsmitteln in Kontakt.

Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen

  • Leder und Textilien per Hand, durch Stanzen oder computergesteuert zuschneiden

  • verschiedene Vorrichtarbeiten vornehmen

    • Zuschnitte aus Leder spalten sowie Lederkanten schärfen und verdünnen

    • Kanten färben und einschlagen

    • Ösen, Schnürteile oder Schnallen einsetzen, Lochmuster anbringen

  • einzelne Teile durch Nähen verbinden

    • Nadeln und Spezialvorrichtungen einsetzen, dabei je nach Material unterschiedliche Nähfäden auswechseln

    • Fadenspannung und Stichlänge passend zu Material und Nähmaschine einstellen

    • Nähgut während des Nähvorgangs steuern und Ziernähte genau nach Vorzeichnung ausführen

  • Nähte an Spezialnähmaschinen und Nähautomaten herstellen

    • Spannnähte an hoch beanspruchten Nahtstellen nähen

    • Kordel-, Wulstnähte auf Außenschaftteile nähen

    • Schaftabschlusskantennaht zur Verbindung von Futter- und Oberlederschaft kantieren, d.h. nähen

    • Stepp-, Kedernähte zur Verbindung von Leder-, Kunststoffteilen und Textilfutter herstellen

    • Ziernähte anbringen

  • Teile zusammenkleben oder -schweißen

  • Zubehör herstellen und anbringen

    • Griffe herstellen und steppen, dabei z.B. Metallteile mit Schaumgummi polstern und mit Leder, Stoff oder Kunststoff beziehen

    • mit dem Riegelautomaten beispielsweise Taschengriffe oder Reißverschlussstücke anriegeln

    • Reißverschlüsse einnähen, z.B. in Mappen, Taschen, Beutel

    • Verzierungen, Garnituren, Schmuckteile ansteppen, anbringen und gesteppte Teile sachgemäß zusammenstellen

  • Nähmaschinen reinigen, pflegen und warten

  • die Qualität der ausgeführten Arbeiten anhand von vorgegebenen Kriterien beurteilen und etwaige Mängel beseitigen

Verdienst/Einkommen

Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung (monatlich): € 2.250

Quelle:

Tarifsammlung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales

Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.

Verdienst/Einkommen

Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.

Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:

Tätigkeitsbezeichnungen

  • Fachkraft - Lederverarbeitung

Frühere Berufsbezeichnung

  • Schuh- und Lederwarenstepper/Schuh- und Lederwarenstepperin

    (Ausbildungsberuf von 1964 bis 2011)

Berufsbezeichnung in englischer Sprache

  • Stitching leather specialist (m/f)

Berufsbezeichnung in französischer Sprache

  • Technicien spécialisé/Technicienne spécialisée en traitement du cuir

Quelle der fremdsprachigen Berufsbezeichnungen: Bundesinstitut für Berufsbildung, Europass-Zeugniserläuterungen

Arbeitsorte

Fachkräfte für Lederverarbeitung arbeiten in erster Linie in Produktionshallen oder Werkstätten.

Arbeitssituation

Fachkräfte für Lederverarbeitung arbeiten an z.T. computergesteuerten Maschinen und Anlagen, z.B. an Stanz- und Schneidemaschinen oder Stempel- und Nietautomaten sowie Schweißanlagen. Dennoch sind einzelne Fertigungsschritte, z.B. das Verzieren der Lederwaren, noch Handarbeit. Zum Schutz vor dem Maschinenlärm tragen sie Gehörschutz. In den Werkhallen und -stätten können sich durch die verwendeten Klebstoffe und Lösungsmittel unangenehme Dämpfe und Gerüche entwickeln und Haut und Atemwege reizen. Insbesondere in Industriebetrieben wird im Schichtbetrieb gearbeitet.

Um Lederwaren herzustellen, die den Qualitätsanforderungen gerecht werden, sind handwerkliches Geschick, eine gute Auge-Hand-Koordination und eine sorgfältige Arbeitsweise erforderlich. Technisches Verständnis wird zum Bedienen und Warten der Maschinen und Anlagen benötigt.

Arbeitsbedingungen im Einzelnen

  • Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. Näh-, Stepp-, Schärf- und Nietmaschinen, Schweißanlagen)

  • Handarbeit (z.B. Verzierungen, Garnituren, Schmuckteile anbringen)

  • Tragen von Schutzkleidung, -ausrüstung (z.B. Gehörschutz in den Fertigungshallen)

  • Arbeit in Werkstätten, Werk-/Produktionshallen

  • Arbeit unter Lärm (z.B. Lärm von Näh-, Steppmaschinen)

  • Arbeit unter Geruchseinfluss

  • Arbeit bei Rauch, Staub, Gasen, Dämpfen (z.B. Dämpfe von Klebstoffen und Lösungsmitteln)

  • Arbeit mit Schmierstoffen (Öl, Fett) (z.B. beim Bedienen und Warten der Maschinen)

  • Schichtarbeit (v.a. in Industriebetrieben)

Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel

Erzeugnisse, z.B.: Taschen, Geldbeutel, Schuhe, Polster- und Autositzbezüge

Werk- und Hilfsstoffe, z.B.: Leder, Textilien, Kunststoffe, Metall, Holz, Kork, Federn, Lösungsmittel

Maschinen und Anlagen, z.B.: Stanz- und Schneidmaschinen, Schärfmaschinen, Näh- und Steppmaschinen, Stempel- und Nietautomaten, Schweißanlagen

Werkzeuge und Zubehör, z.B.: Klebepistolen, Messer, Schnittschablonen, Strass, Gürtel-, Koffer- und Etuischnallen und -ösen, Reißverschlüsse

Unterlagen, z.B.: Rezepturvorgaben, Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutzvorschriften

Arbeitsbereiche/Branchen

Fachkräfte für Lederverarbeitung finden Beschäftigung

  • in Betrieben der Schuhindustrie

  • in Betrieben der Lederwarenherstellung

  • in Sattlereien, die sich auf die Herstellung von Polster- bzw. Autositzbezügen aus Leder spezialisiert haben

Branchen im Einzelnen

  • Leder, Schuhe

    • Herstellung von Schuhen, z.B. Betriebe der Schuhindustrie, Schäfteherstellungsbetriebe

    • Lederverarbeitung (ohne Herstellung von Lederbekleidung), z.B. Kofferindustrie, Leder- und Kunstledertaschenfertigung

    • Herstellung von Leder und Lederfaserstoff; Zurichtung und Färben von Fellen, z.B. Gerbereien mit betriebseigener Weiterverarbeitung

  • Bekleidung

    • Herstellung von Lederbekleidung, z.B. Trachtenbekleidungs- und Motorradschutzbekleidungshersteller

  • Möbel

    • Herstellung von Polstermöbeln, z.B. Lederpolstermöbelindustrie

Perspektiven

Weiterbildung (berufliche Anpassung)

Anpassungsweiterbildung hilft, das berufliche Wissen aktuell zu halten und an neue Entwicklungen anzupassen (z.B. im Bereich Lederverarbeitung). Außerdem bieten sich Anpassungsweiterbildungen im Bereich Qualitätsprüfung, Qualitätstechnik an.

Weiterbildung (beruflicher Aufstieg)

Aufstiegsweiterbildung bietet die Möglichkeit, beruflich voranzukommen und in Führungspositionen zu gelangen. Naheliegend ist es, die Ausbildung fortzusetzen und die Prüfung als Schuhfertiger/in oder Sattler/in abzulegen. Auch ein Abschluss als Industriemeister/in der Fachrichtung Schuhfertigung ist denkbar, ebenso eine Weiterbildung als Techniker/in der Fachrichtung Schuhtechnik.

Ein Studium eröffnet weitere Berufs- und Karrierechancen (z.B. durch einen Bachelorabschluss im Studienfach Textil-, Bekleidungstechnik).

Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung ein Studium möglich. Weitere Informationen:

Zugang zur Hochschule in den einzelnen Bundesländern

Stellen- und Bewerberbörsen

 

Quelle: BERUFENET der Bundesagentur für Arbeit – Stand: (08/2024)

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