Aufgaben und Tätigkeiten kompakt
Medizininformatiker/innen entwickeln klinische Arbeitsplatzsysteme, die medizinisches Wissen strukturieren, einen situationsgerechten Abruf der Informationen ermöglichen sowie Entscheidungsprozesse modellieren. Dazu erstellen Medizininformatiker/innen Programme für medizinische Anwendungen im Bereich der Diagnostik und Therapie wie der Computertomografie und programmieren Schnittstellen zwischen der Praxissoftware und Diagnosesystemen oder unterschiedlichen Applikationssystemen. Sie erarbeiten Verfahren, die aus Messdaten dreidimensionale Bilder des Körpers erzeugen oder Ultraschall- bzw. Videobilder in Echtzeit auf den Praxisarbeitsplatz übertragen. Sie sind an der Entwicklung assistierender Gesundheitstechnologien, von Operations- und Pflegerobotern oder Gesundheits-Apps beteiligt. Darüber hinaus entwerfen sie Krankenhausinformationssysteme und optimieren die Informationsverarbeitung und den Informationsaustausch in bzw. zwischen Krankenhäusern, Arztpraxen, Reha-Einrichtungen und medizinischen Forschungseinrichtungen.
In der klinischen Forschung, aber auch in der Pharmaindustrie arbeiten Medizininformatiker/innen bei der Planung, Durchführung und Auswertung klinischer oder pharmakologischer Studien mit. Sie beraten die Forscher/innen bei der Versuchsplanung, damit diese zu statistisch verwertbaren Ergebnissen kommen, und entwickeln Methoden, um z.B. Krankheitsregister zu erstellen, epidemiologische Aussagen zu treffen oder Risikomodelle zu berechnen.
Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Medizininformatiker/innen entwickeln, betreuen, betreiben und vertreiben medizinische Informations- und Dokumentationssysteme, z.B. Krankenhausinformationssysteme, bildgebende Therapie- und Diagnoseverfahren, computerunterstützte Operationstechniken oder wissensbasierte Systeme.
Informationssysteme entwickeln
Medizininformatiker/innen entwickeln Verfahren und Systeme, mit deren Hilfe Ärzte und Ärztinnen medizinische Daten sammeln, sichten und aufbereiten können, um eine Vielzahl von Befunden zu einer Gesamtaussage zusammenzufassen. Ein wichtiger Arbeitsbereich ist die Entwicklung von Krankenhausinformationssystemen für die Krankenhausadministration wie auch das Patientenmanagement. Hierfür verarbeiten Medizininformatiker/innen Daten zu betriebswirtschaftlichen Abläufen (Abrechnungen, Leistungen, Kosten für Unterhalt und Verbrauchsmaterial) sowie patientenbezogene medizinische Daten (Befunde, Therapie-Ergebnisse, Medikamente, Fieberkurven usw.). Sie wählen Komponenten aus, beschaffen und installieren sie, überwachen den Betrieb und passen Systeme ggf. an die speziellen Bedürfnisse des Krankenhauses an.
Bilderzeugende Verfahren ermöglichen
Bilderzeugende Verfahren für die Diagnostik, z.B. Magnetresonanztomografie, Sonografie, digitale Angiografie, funktionieren rechnergestützt. Medizininformatiker/innen programmieren beispielsweise Schnittstellen zwischen der Praxissoftware und digitalen Diagnosesystemen. Sie erarbeiten Verfahren, die aus den Messdaten dreidimensionale Bilder des Körpers erzeugen oder Ultraschall- bzw. Videobilder in Echtzeit auf den Praxisarbeitsplatz übertragen. Weiterhin entwickeln sie etwa Demonstrationsprogramme, die die Therapieplanung unterstützen bzw. mit deren Hilfe chirurgische Eingriffe trainiert oder punktgenaue Bestrahlungen geplant werden können. Sie erarbeiten auch Verfahren, die während einer Operation kleinste Strukturen sichtbar machen und so den Ärzten und Ärztinnen die "Navigation" im Körper des Patienten ermöglichen. Teilweise werden bei Operationen auch computerunterstützte Verfahren eingesetzt, z.B. mithilfe von Robotern, für die Medizininformatiker/innen die Programmierung vornehmen.
Diagnoseunterstützende Systeme erzeugen
Ein weiterer Aufgabenbereich der Medizininformatiker/innen ist die Entwicklung assistierender Gesundheitstechnologien, z.B. die Bereitstellung von Systemen zur Überwachung von Vitalparametern (z.B. Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung) während einer Operation oder auf Intensivstationen, um kritische Situationen rechtzeitig erkennen und sofort eingreifen zu können.
Medizininformatiker/innen wirken darüber hinaus an der Entwicklung diagnoseunterstützender Systeme mit, z.B. für die automatische Auswertung von Langzeit-EKG. Aus diesen Auswertungen lassen sich Risiken für Erkrankungen abschätzen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen. Auch computergesteuerte Prothesen oder Implantate zur Unterstützung sensorischer Funktionen werden von Medizininformatikern und -informatikerinnen programmiert.
In der klinischen Forschung, aber auch in der Pharmaindustrie arbeiten Medizininformatiker/innen bei der Planung, Durchführung und Auswertung klinischer oder pharmakologischer Studien mit. Sie beraten die Forscher/innen bei der Versuchsplanung, damit diese zu statistisch verwertbaren Ergebnissen kommen, und entwickeln Methoden, um z.B. Krankheitsregister zu erstellen, epidemiologische Aussagen zu treffen oder Risikomodelle zu berechnen. Die medizinische Dokumentation schließlich beinhaltet die Erfassung erbrachter medizinischer Leistungen, aber auch die systematische Sammlung, Speicherung und Aufbereitung von medizinischen Forschungsergebnissen mithilfe der Informationstechnik.
Einsatzbereiche
Medizininformatiker/innen arbeiten in allen Bereichen des Gesundheitswesens, in Krankenhäusern, Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), Großpraxen, in spezialisierten Softwarehäusern, in der Pharmaindustrie, bei Krankenkassen, Herstellern und Anwendern von medizintechnischen Geräten oder in
Hochschulen
und Forschungseinrichtungen. Teilweise sind sie freiberuflich tätig oder selbstständig. Kundenkontakt ist häufig, besonders dann, wenn sie Anwender/innen beraten und schulen bzw. wenn IT-Anwendungen und -Systeme an die individuellen Erfordernisse der Kunden angepasst werden sollen.
Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen
Dokumentation, Informationserfassung, Datenmanagement
-
Software für die Erfassung, Selektierung und Aufbereitung von Patientendaten (Kassenzugehörigkeit, persönliche Daten, Anamnese, Krankenblattführung, Befundung, Diagnostik, Therapie usw.) entwickeln, installieren, anpassen
-
Expertensysteme für die medizinische Diagnostik und Software für die Simulation biologischer Prozesse auf dem Bildschirm planen und entwickeln
-
Software für die Auswertung und Veröffentlichung von medizinischen Studien und für neue Präsentationsformen medizinischer Daten planen und entwickeln
-
medizinische Datenbanken konzipieren, aufbauen und pflegen
IT-Lösungen für medizintechnische Aufgaben
-
Systeme für die Patientenüberwachung während einer Operation und auf der Intensivstation planen und entwickeln
-
IT-Lösungen für die Steuerung und Automatisierung von Prozessen im Labor konstruieren und optimieren
-
Bildverarbeitungssysteme für Diagnostik und Chirurgie entwickeln und betreuen, z.B. im Rahmen von Verfahren wie Magnetresonanztomografie, Sonografie, digitaler Angiografie, Computertomografie und Kernspintomografie
-
IT-gestützte Therapieverfahren entwickeln und optimieren
-
bei der Entwicklung von Operations- und Pflegerobotern mitwirken
Krankenhaus- und Praxisinformationssysteme
-
Software für die Steuerung von Informations- und Materialströmen oder für die Ablaufsteuerung der Patienten im Krankenhaus oder in der Arztpraxis entwickeln, installieren, anpassen
-
Programme oder Programmteile für IT-gestützte Verwaltungsaufgaben erstellen und betreuen, z.B. Bettenverwaltung, Zeit- und Terminplanung, Beschaffung, Lagerhaltung, technische Dienste, Rechnungswesen, Kostenkontrolle, Leistungsstatistik, Befund- und Arztbriefschreibung
-
Programme oder Programmteile für die Leistungsabrechnung zwischen Krankenhaus oder Praxis und Krankenkassen erstellen und betreuen
-
Spezialsysteme im Gesundheitswesen entwickeln, einführen, betreuen oder betreiben, z.B. PACS (Picture Archiving and Communications Systems) für die Bildarchivierung oder Dokumentationssysteme für Intensivstationen und die Anästhesie
Informationsmanagement und Datenfluss, Anwenderschulung
-
funktionales Datenmanagement konzipieren und durchführen, z.B. Datenflüsse, -speicher, -systeme ordnen, strukturieren, koordinieren, einschließlich Maßnahmen der IT-Sicherheit
-
Anwender/innen bei Planung, Installation und Einsatz von informations- und kommunikationstechnischen Anlagen und Systemen (z.B. Krankenhausinformationssystemen oder medizinischen Expertensystemen) beraten
-
Schulungen in der Handhabung neuer bzw. veränderter oder an neue Anforderungen angepasster Anwendungen, Programme, Systeme konzipieren und durchführen
Wissenschaftliche Forschung und Lehre (i.d.R. nach Masterabschluss und ggf. Promotion)
-
an Forschungsvorhaben mitwirken
-
Vorlesungen und Seminare vorbereiten bzw. abhalten, Unterricht nachbereiten, ggf. Prüfungen abnehmen
-
Forschungsberichte verfassen
Verdienst/Einkommen
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung im Tarifbereich öffentlicher Dienst (monatlich): € 4.192 bis € 5.595
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung im Bereich der gewerblichen Wirtschaft (monatlich): € 6.065 bis € 6.324
Quellen:
Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
Verdienst/Einkommen
Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.
Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:
Tätigkeitsbezeichnungen
Berufsbezeichnung in französischer Sprache
Arbeitsorte
Medizininformatiker/innen arbeiten in erster Linie
Darüber hinaus arbeiten sie ggf. auch
Arbeitssituation
Medizininformatiker/innen erkennen die Anforderungen an medizintechnische Geräte und deren elektronische Steuerung sowie an IT-Systeme im Gesundheitswesen und entwickeln geeignete Lösungen, wozu sie analytisches Denkvermögen benötigen. Sie tragen große Verantwortung, weil diese Systeme oft entscheidend sind für Gesundheit und Leben von Patienten. Deshalb arbeiten sie mit großer Genauigkeit und Konzentration, bei langwierigen Projekten auch mit Geduld und Ausdauer. Interdisziplinäres Denken und Teamfähigkeit ermöglichen die Zusammenarbeit mit Spezialisten aus anderen Bereichen. Im Beratungsgespräch mit Auftraggebern oder Kunden gehen sie auf deren Wünsche und Anforderungen ein, informieren über mögliche Lösungen und wägen deren Vor- und Nachteile fachkundig ab. In der Lehre an
Hochschulen
wenden sie zudem pädagogische sowie fachdidaktische Kenntnisse an und messen die Qualität ihrer Lehre an den Fortschritten und Rückmeldungen der Studierenden. Wenn sie an internationalen Tagungen teilnehmen oder in internationalen Projektteams mitarbeiten, ist ihre interkulturelle Kompetenz gefragt, und sie kommunizieren in Englisch oder einer anderen Fremdsprache. Führen sie als Projektleiter/in ein Team, so gehören Organisation, Planung und Personalführung zu ihren Aufgaben.
Medizininformatiker/innen arbeiten im Büro, wo sie am Computer mit informations- und kommunikationstechnischen Systemen umgehen. In Besprechungs- bzw. Unterrichtsräumen führen sie Meetings, Schulungen oder Seminare durch.
Arbeitsbedingungen im Einzelnen
-
Verantwortung für Personen (Mitarbeiter/innen anleiten und führen, Studierende unterrichten und betreuen)
-
Verantwortung für Sachwerte (z.B. auf die effiziente Verwendung von Forschungs- und Entwicklungsbudgets achten)
-
Kundenkontakt (z.B. bei der Beratung oder der Anpassung von IT-Systemen und IT-Anwendungen an die individuellen Bedürfnisse der Kunden)
-
Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. Hardwarekomponenten auswählen und montieren)
-
Bildschirmarbeit (z.B. Arbeiten mit Visualisierungs- und Simulationsprogrammen)
-
Arbeit in Büroräumen
-
Arbeit in Unterrichts-/Schulungsräumen (z.B. Lehrveranstaltungen in Hörsälen oder Seminarräumen vor einer Gruppe durchführen)
-
Arbeit in medizinischen Einrichtungen/Praxen (z.B. in Kliniken und Krankenhäusern)
Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel
Produkte, z.B. Steuerungssysteme und Software für Diagnose- und Therapiegeräte wie Computertomografen, für Klinikverwaltungssysteme, für Systeme zur Erhaltung der Vitalfunktionen
Unterlagen, z.B.: Datenbankkonzepte, Hard- und Softwaredokumentationen, Schulungsunterlagen, Rechtsvorschriften (z.B. Datenschutzbestimmungen)
Computertechnik und Software, z.B.: Betriebssysteme, Netzwerksysteme, Visualisierungs- und Simulationsprogramme
Büroausstattung, z.B. PC, Internetzugang, Telefon
Arbeitsbereiche/Branchen
Medizininformatiker/innen finden Beschäftigung z.B.
-
bei IT-Dienstleistern, Software- und Datenbankanbietern
-
im Gesundheitswesen (z.B. Krankenhäuser, Arztpraxen, Krankenkassen, Medizinische Versorgungszentren, Pharmaunternehmen, Beratungsfirmen, Gesundheitsämter)
-
bei Herstellern medizintechnischer Geräte
-
in Forschung und Entwicklung
Branchen im Einzelnen
-
Software-, Datenbankanbieter
-
Programmierungstätigkeiten, insbesondere für den IT- und medizintechnischen Bereich
-
Sonstige Softwareentwicklung, z.B. Softwarehäuser, in denen Softwaresysteme für den medizinischen Bedarf entwickelt und vertrieben werden
-
Datenverarbeitung, Hosting und damit verbundene Tätigkeiten; Webportale, z.B. medizinische Archive und Informationssysteme
-
EDV-Dienstleister
-
Gesundheitswesen
-
Krankenhäuser, Rechenzentren sowie IT-Dienstleistungen an Hochschul- sowie Vorsorge- und Rehabilitationskliniken
-
Sonstige selbstständige Tätigkeiten im Gesundheitswesen, z.B. Erbringung von Beratungs-, Informations- und Servicedienstleistungen im Gesundheitsbereich
-
Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin
-
Sonstige Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin, z.B. IT-unterstützte Projekte an Hochschulen, an Instituten für medizinische Dokumentation und Statistik, klinischen Tumorzentren, klinischen und medizinischen Laboratorien, medizinischen Rechenzentren
-
Medizinische Technik, Orthopädie, Zahntechnik
-
Herstellung von Bestrahlungs- und Elektrotherapiegeräten und elektromedizinischen Geräten
-
Herstellung von orthopädischen Erzeugnissen
-
Zahntechnische Laboratorien
-
Feinmechanik, Optik
-
Hochschulen, Fachhochschulen, Berufs-, Fachakademien