Migrationskonferenz 2023
Vielfalt im Betrieb: Wie wir die Mitbestimmung dafür nutzen

Die IG Metall steht für Vielfalt und eine Arbeitswelt ohne Vorurteile. Die Mitbestimmung hilft, diesem Ziel im Betrieb näher zu kommen. Zwei Vertrauensleute und zwei Betriebsratsmitglieder berichten, wie sie dabei konkret vorgehen.

28. Februar 202328. 2. 2023


Binali Ateser erinnert sich noch genau an seine erste Stelle als Leiharbeiter. Es hat nur zwei Tage gedauert, bis die ersten rassistischen Sprüche fielen. Das war Anfang der 1990er Jahre. Doch auch heute erlebt der Metaller noch Diskriminierungen, so wie viele andere Kolleginnen und Kollegen mit Migrationsgeschichte.

Mitbestimmung und demokratische Teilhabe können dazu beitragen, dass solche Erfahrungen zur Ausnahme werden.

Das hat Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, auf der 13. Bundesmigrationskonferenz der IG Metall in Willingen betont:

„Ein Mittel, mit dem wir uns erfolgreich für die Interessen der Beschäftigten einsetzen können, ist die Mitbestimmung. Sie ist ein Erfolgsmodell – und zwar auch migrationspolitisch.“


Beispiel 1: Beschwerdestelle einrichten

Binali Ateser zeigt, wie das in der Praxis funktionieren kann. Als Betriebsratsvorsitzender der Thyssenkrupp Bilstein GmbH kämpft er gegen jede Form von Diskriminierung. Mit seinem Anliegen nach einer innerbetrieblichen Beschwerdestelle stieß er lange auf Ablehnung. Bis 2022.

Damals erhielt Binali einen anonymen Brief von einer Kollegin. Darin berichtete sie von sexueller Belästigung – er reagierte sofort: „Ich war geschockt und habe direkt die Geschäftsführung angerufen, ihnen den Brief gezeigt.“ Ateser machte der Geschäftsführung deutlich: eine Betriebsvereinbarung muss her, „damit solche Dinge nicht mehr passieren.“

Die neue Geschäftsführung zeigte sich offen für seine Vorschläge. Anfang dieses Jahres soll die Betriebsvereinbarung unterschrieben werden: Die Anlaufstelle für Betroffene von Diskriminierung kann dann Realität werden.

Fazit des Metallers: „Das ist der Grund, warum ich in die IG Metall eingetreten bin, warum mir Mitbestimmung so wichtig ist: Mir geht es darum, Menschen zu helfen.“


Beispiel 2: Tag der Diversität bei Siemens

Zlatka Kostrun, Betriebsrätin bei der Siemens AG Moorenbrunn, und Andy Hartwig, stellvertretender Vertrauenskörperleiter im selben Betrieb, gehen mit ihrem Projekt „Tag der Diversität“ im Mai bereits in die zweite Runde. Ihr Ziel: Vielfalt sichtbar machen.

Zwar hat Siemens die Charta der Vielfalt unterzeichnet – damit bekennt sich das Unternehmen zu einem vorurteilsfreien Arbeitsumfeld. Dennoch sehen die beiden Aktiven Handlungsbedarf.

„Die Charta der Vielfalt umfasst mehrere Dimensionen wie Alter, Nationalität oder Geschlecht. Sie zeigt: Diversität steckt in jedem Thema drinnen“, sagt Kostrun. „Jeder Mensch kann Probleme mit Diskriminierung bekommen. Deshalb ist es so wichtig zu sensibilisieren und die Leute darauf aufmerksam zu machen.“

Beim ersten „Tag der Diversität“ 2022 bekamen schon bestehende Netzwerke Raum zum Austausch. „Die Resonanz war super“, sagt Vertrauensmann Andy Hartwig. „Viele kannten sich davor nicht und waren uns dankbar, dass wir ihnen die Plattform geboten haben, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“


Beispiel 3: Migrantenvertretung bei VW

Auch Guiseppe Gianchino, stellvertretender Vertrauenskörperleiter bei Volkswagen in Wolfsburg, will die Mitbestimmung stärken und Vielfalt im Betrieb leben. Eine Migrantenvertretung im Betrieb gibt es bei Volkswagen in Wolfsburg bereits seit vielen Jahren. Als Anlaufstelle für Menschen mit Migrationsgeschichte hilft sie Kolleginnen und Kollegen schnell und unkompliziert.

„Dabei sind die Probleme, wegen derer die Leute zu uns kommen, ähnlich wie vor 50 Jahren“, sagt Gianchino. „Zum Beispiel das Thema Sprachbarrieren bei Neuzugewanderten.“

Gleichzeitig betont er, dass die Anlaufstelle nicht nur den Beschäftigten mit Migrationsgeschichte hilft. Sie komme dem ganzen Betrieb zu Gute: „Mit unsere Arbeit können wir viele Schwierigkeiten beheben. Dadurch ermöglichen wir innerbetriebliche Integration.“

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