Jürgen Kerner im „Handelsblatt“ zur Zukunft der Bahnindustrie
Der Markt allein wird es nicht richten

Um die Bahnindustrie zukunftsfähig zu machen, fordert IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner im „Handelsblatt“ eine entschlossene Flankierung durch die Politik. Es geht um 50 000 hochqualifizierte Arbeitsplätze hierzulande.

6. November 20176. 11. 2017


Das System Schiene muss gestärkt und die Zukunftsfähigkeit der Bahnindustrie gesichert werden. Die Politik steht in der Verantwortung. Mit der Fusion der beiden staatlichen chinesischen Zughersteller zum Giganten CRRC hat sich der globale Wettbewerb in der Bahnindustrie massiv verschärft. Deutsche und europäische Anbieter geraten unter Druck. Hersteller und Zulieferer entlang der Wertschöpfungskette sind betroffen.

Das verdeutlichen die harte Restrukturierung bei Bombardier und der Zusammenschluss der Bahnsparten von Siemens und Alstom. Für die IG Metall steht außer Frage, dass sich die Bahnindustrie neu aufstellen muss, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Die Bahnindustrie ist wichtig für Deutschland. Mit einer Exportquote von rund 52 Prozent gehört sie zu den exportstarken Branchen. Die Unternehmen müssen belastbare Strategien mit Investitionen in Produkte und Innovationen entwickeln. Mutige Entscheidungen für die Zukunft statt kleinkarierter Sparmaßnahmen zugunsten kurzfristiger Gewinne sind notwendig.

Beschäftigte brauchen Sicherheit und Perspektiven. Die rund 50 000 hochqualifizierten Menschen in der deutschen Bahnindustrie sind die Garanten für erfolgreiche Unternehmen mit hochwertigen und innovativen Produkten. Auch morgen. Der Markt allein wird es aber nicht richten. Eine international wettbewerbsfähige Bahnindustrie gibt es nur mit politischer Flankierung. Die Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel stehen in der Pflicht, eine innovations- und beschäftigungsorientierte Branchenpolitik mitzugestalten. Der erste Schritt für die neue Bundesregierung sollte es sein, einen Branchenkoordinator auf Staatssekretärsebene zu schaffen. Sein Job wird sein, Bahnindustrie und Bahnbetrieb zusammen zu denken und die Aktivitäten der verschiedenen Ministerien zu bündeln. Ein Vorgehen, das sich in anderen Branchen seit Jahren bewährt.

Zugleich sollte ein Branchendialog für Eisenbahn und Bahnindustrie eingerichtet werden. Politik, Arbeitgeber, Beschäftigte und Forschung müssen endlich an einen Tisch, um gemeinsame Branchenstrategien zu klären. Koordination und Dialog gehören im Koalitionsvertrag verankert. Moderne Mobilitätskonzepte und Klimaschutz sind ohne die Schiene nicht zu denken. Hier müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden.

Mit Forschungsprogrammen, deren Innovationen der Wertschöpfung und den Arbeitsplätzen zugutekommen. Durch faire Auftragsvergaben der öffentlichen Hand und der Deutschen Bahn, die industrielle Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa sichern. Und durch Investitionen in die bestehende Schieneninfrastruktur, die sträflich vernachlässigt wurde. 


Der Gastbeitrag erschien am 06. November 2017 im „Handelsblatt“. 

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