Die Corona-Krise führte zu einem Einbruch des Wirtschaftswachstums. Trotzdem konnten wir die Arbeitsplätze weitgehend erhalten. Betriebsräte und IG Metall setzten Kurzarbeit statt Entlassungen durch. Die IG Metall machte sich erfolgreich in Berlin stark für Erleichterungen, Verbesserungen und eine Verlängerung der gesetzlichen Kurzarbeit von 12 auf 24 Monate. Im dritten Quartal 2020 ging es dann mit der Wirtschaft wieder voll nach oben. Der zweite Lockdown ging bislang glimpflich aus. Und für 2021 erwarten die Wirtschaftsforscher wieder bis zu fünf Prozent Wachstum.
Unternehmen erwarten Wachstum – und bauen dennoch Jobs ab
Auch die Unternehmen erwarten Wachstum. Und trotzdem will vor allem die Auto- und Zulieferindustrie massiv Arbeitsplätze abbauen.
Mit der aktuellen konjunkturellen Corona-Krise hat der Abbau nur noch wenig zu tun. Es geht um die Zukunft, um die Transformation, den Strukturwandel, die Energie- und Mobilitätswende. Alte Technologien wie Verbrennungsmotoren laufen aus, doch die neuen Technologien wie Elektroautos werden erst mal nicht die gleiche Anzahl an Arbeitsplätzen sichern. Das dauert.
Die aktuelle Konjunkturkrise wollen wir weiter mit Kurzarbeit überbrücken. Doch Kurzarbeit ist begrenzt auf maximal 24 Monate. Das reicht nicht, um die Zeit bis zum Hochlaufen der neuen Technologien zu überbrücken. Zudem laufen die Sonderregeln Ende 2021 aus.
Daher fordern wir weitere tarifliche Möglichkeiten, um die Arbeitszeit längerfristig abzusenken – etwa in Form einer 4-Tage-Woche. Dadurch würde ein Tag frei, der etwa zur Qualifizierung der Beschäftigten für die Arbeit der Zukunft genutzt werden kann.
Keine Strategie und keine Investition in die Zukunft
Doch die Arbeit der Zukunft kommt nicht von allein. Dazu müssen die Unternehmen gezielt in neue Technologien und Produkte investieren. Doch gut die Hälfte der Betriebe hat keine Strategie für die Transformation.
Das Problem ist, dass Unternehmen und ihre Anleger immer mehr auf kurzfristigen Gewinn aus sind und immer weniger langfristig investieren. Zudem platzieren die Unternehmen die Technologien der Zukunft aus Kostengründen zunehmend an Billigstandorten. Nicht nur die Produktion, sondern auch Verwaltung und Entwicklung sind mittlerweile von dieser verdeckten Verlagerung betroffen.
„Zukunft gestalten“ ist daher die zweite Forderung der IG Metall in der laufenden Metall-Tarifrunde. Wir wollen durchsetzen, dass wir bei Investitionen in Standorte, Technologie und Qualifizierung mitbestimmen. Dazu fordern wir Rahmenregelungen in den Flächentarifverträgen, nach denen wir dann in den Betrieben passgenaue Zukunftstarifverträge mit Investitionen in Standort und Beschäftigte aushandeln.
Nur mit mehr Kaufkraft kommen wir aus der Krise
Bis zu 5 Prozent mehr Wachstum sagen die Wirtschaftsforschungsinstitute für 2021 voraus. Allerdings rechnen sie dabei ein, dass der private Konsum deutlich anzieht. Über die Hälfte des Wachstums soll von uns, von den privaten Haushalten kommen.
„Einkommen stärken“, heißt daher die dritte Forderung der IG Metall für die Metall-Tarifverhandlungen. Die IG Metall fordert vier Prozent mehr Geld – jedoch nicht etwa als pauschale Lohnerhöhung für alle, sondern als Volumen, das je nach wirtschaftlicher Lage des Betriebs unterschiedlich verwendet werden kann: In Betrieben, die viel Arbeit haben, sollen die vier Prozent als normale Entgelterhöhung obendrauf kommen.
Betriebe jedoch, die zu wenig Arbeit für all ihre Beschäftigten haben, sollen die Arbeitszeit absenken (siehe oben). Damit die Beschäftigten nicht über Jahre zu viel Geld und damit auch Kaufkraft verlieren, sollen ihnen nicht die kompletten wegfallenden Arbeitsstunden vom Entgelt abgezogen werden, sondern ein Teil der Entgeltverluste ausgeglichen werden und die vier Prozent Volumen in einen Teilentgeltausgleich fließen.